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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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wirkte
er vorsichtig.

    Â»Daraus schließe ich«, sagte ich gemütlich, »daß der Anwalt der
Gegenseite Ihre Familie aufgefordert hat, so etwas nicht mehr zu behaupten. Wie
hoch wird denn der Wert einer Zuwiderhandlung veranschlagt?«

    Er hatte keine Schwierigkeit, darüber Auskunft zu geben. »Der
Anwalt von Berner hat von fünf Millionen geschrieben. Und nicht ich habe
dergleichen behauptet, sondern vielmehr meine Mutter. Die ist richtig ausgeflippt.
Sie hat lange Zeit getrunken ... gesoffen. Schnaps und so was. Und sie hat
rumgebrüllt, daß Berner meinen Vater in den Tod getrieben hat und ein Schwein
ist.«

    Â»Wann war das?« fragte Emma sachlich.

    Â»Vor drei Jahren, im Sommer vor drei Jahren.«

    Â»Haben Sie das damals verstanden?« fragte Rodenstock.

    Er schüttelte den Kopf. »Habe ich nicht.« Enzo schaute Jenny
an. »Ich bin deswegen in eine Therapie gegangen, ich mußte deswegen in eine
Therapie.«

    Â»Sie haben gedacht, Ihr Vater sei ein Verlierer, nicht wahr?«
fragte Emma.

    Â»Genau«, sagte er. »Das habe ich gedacht: Mein Vater ist ein
Verlierer und meine Mutter hysterisch. Bis ich die Unterlagen fand.«

    Alarmglocken schrillten.

    Â»Was für Unterlagen, bitte?« hakte Rodenstock sofort nach.

    Â»Aufzeichnungen meines Vaters, Briefe vom Finanzamt, Briefe ans
Finanzamt und so weiter.«

    Â»Existieren die noch?« fragte ich.

    Â»Ja, natürlich«, sagte Jenny. »Enzo wird sie Ihnen geben, wenn
Sie das wollen.«

    Â»Wir brauchen das jetzt noch nicht«, meinte Emma freundlich.
»Können Sie für uns in die sicherlich schmerzliche Erinnerung tauchen, was da
vor drei Jahren genau ablief?«

    Enzo antwortete nicht, um seinen Mund zuckte es.

    Â»Sie müssen nicht«, sagte Rodenstock sanft.

    Â»Ich will es ja. Es ist nur so schwierig. Es ist, weil ...«

    Â»Darf ich helfen?« fragte ich.

    Er sah mich an und nickte.

    Â»Sie gehörten zur Berner-Clique, nicht wahr?« Ich spürte, wie
Emma den Atem anhielt und mich anstarrte.

    Â»Ja, so war das. Ich habe damals getanzt, Tanzturniere. Und die
Berner-Clique war gut für so was, und ich habe Julius Berner angehimmelt wie
einen ... wie eine Art Paradevater. Dann passierte die Sache mit meinem Vater.
Mein Vater wurde immer stiller. Wir hatten ein Riesengeschäft mit Baumaschinen,
vom Kran bis zum Bagger. Und das lief wirklich gut. Plötzlich lief es
schlechter. Dann traf mein Vater den Julius Berner ein paarmal. Ich habe damals
davon überhaupt nichts mitgekriegt. Erst viel später habe ich erfahren, daß
Berner meinem Vater den Vorschlag gemacht hat, das Geschäft mit den Baumaschinen
zu übernehmen. Mein Vater wollte nicht, mein Vater brüllte rum, das sei ja wohl
kein Zufall, daß Berner ausgerechnet jetzt auftauche, und Berner sei ein
Schwein. Berner wollte Vaters Firma für vier Millionen übernehmen – ein absolut
lächerlicher Preis. Doch dann bot sich meinem Vater die Chance, einen
Riesendeal durchzuziehen und damit die Firma zu sanieren. Kurz vor dem Abschluß
kam das Finanzamt und beschuldigte meinen Vater, rund fünf Millionen Mark nicht
versteuert zu haben. Heute weiß ich, daß das nicht stimmte. Mein Vater hatte
dem Finanzamt geschrieben, daß er für die Zahlung der Steuern um eine Frist von
sechs Monaten bittet. So was ist bei großen Firmen vollkommen normal, besonders
wenn jemand seine Barmittel ausschöpfen muß, weil ein Riesendeal ansteht. Das
Finanzamt hat behauptet, daß der Brief niemals angekommen sei. Die Behörde
bestand darauf, daß mein Vater die fällige Summe sofort zahlte. Er kriegte zehn
Tage Zeit. Er rannte zu allen wichtigen Großkunden und erlebte eine Überraschung:
Niemand wollte ihm helfen. Erst viel später haben wir herausgefunden, daß
Berner einen ganzen Tag lang mit den Kunden meines Vaters telefoniert und denen
klar gesagt hat: Wenn du Piatti hilfst, brauchst du in Zukunft mit mir nicht
mehr zu rechnen. Mein Vater bekam das Geld nicht zusammen. Und was passiert?
Julius Berner taucht wie der Herrgott persönlich auf, zahlt die Steuern für
fünf Millionen und besteht darauf, daß mein Vater ihm die Firma verkauft. Das
nennt man eine unfreundliche Übernahme, Chinesen nennen das Krieg. Berner
hatte, was er wollte, und zog selbstverständlich den Riesendeal meines Vaters
durch. Und mein Vater ging drei Wochen nach der

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