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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Märchenbüchern.«

    Diesen Spruch hätte ich gern kommentiert, sagte statt dessen
aber nur: »Willkommen in Brück. Gute Fahrt gehabt?«

    Â»Zauberhaft«, wiederholte die Frau freundlich. Sie trug ein
schwarzes Minikleid, dessen Schöpfer es gelungen war, am Ausschnitt oben
gleichermaßen rücksichtslos Stoff zu sparen wie unmittelbar unter dem Schritt.
Das Ding war ein Wunder »Oh, setzen wir uns in den Garten? Enzo-Schätzchen,
sieh mal, sie haben einen Teich. Das ist ja genial!«

    Â»Ich bin genial«, sagte ich, aber sie hörten beide nicht zu.

    Emma erschien in der Haustür und fragte heiter: »Kaffee, Tee?«

    Â»Tee«, lächelte Enzo. »Liebling, du willst doch Tee, oder?«

    Â»Ich gehe mal vor«, sagte ich. Bei dieser Sorte Besucher, von
denen ich relativ wenige habe, war eines klar: Entweder sie wußten alles, oder
sie wußten gar nichts. Aber bis wir das herausfinden würden, würde zauberhaft viel
Zeit vergehen.

    Â»Das ist Jenny, meine Verlobte«, stellte Enzo vor. Er war
gertenschlank, vielleicht 185 Zentimeter groß und trug einen schlichten
schwarzen Anzug aus Wildseide. Er hatte das dunkle, halblange Haar mit etwa
einem Kilo Gel bearbeitet, und seine Augenbrauen machten den Eindruck, als habe
er sich zwei Stunden damit beschäftigt, widerspenstige Härchen auszurupfen.
Enzo war das Gedicht eines schönen Mannes, und als er über meinen
hochgeschossenen Rasen ging, hob er jedesmal Bein für Bein wie ein Storch.

    Rodenstock schaute uns entgegen und führte seine rechte Hand
zum Kinn. Nach unserer Absprache bedeutete das die große Show.

    Â»Darf ich Ihnen Kriminaloberrat Rodenstock vorstellen«, sagte
ich furztrocken. Sollten sie sehen, wie sie damit zurechtkamen.

    Es machte ihnen offenbar nicht das Geringste aus.

    Â»Ach, das ist ja zauberhaft«, sagte Jenny huldvoll. »Machen Sie
auch Sachen wie Mördersuche und so?«

    Â»Endlich mal ein Profi!« murmelte Enzo sehr männlich.

    Während der nächsten fünfzehn Minuten, bis Emma kam, sagte
Jenny noch ungefähr fünfzehnmal zauberhaft und sechsmal Enzo-Schätzchen. Dann
wurde der Tee in die Tassen verteilt, Emma setzte sich, Rodenstock beugte sich
vor und griff an.

    Â»Meine Gefährtin«, erläuterte er knapp. »Sie ist eine
Kriminaloberrätin aus den Niederlanden. Sie haben vermutlich gehört, daß die
Freundin von Julius Berner, Cherie, ermordet worden ist. Es gibt außerdem zwei
weitere Morde, von denen wir annehmen, daß sie in direkter Beziehung zu der
Tötung von Cherie stehen. Und wir haben verdammt wenig Zeit. Deshalb bitte ich
Sie, sich zu konzentrieren.«

    Â»Selbstverständlich.« Enzo neigte seinen Gelkopf. »Wir sind ja
hier, um zu helfen, wenn es menschenmöglich ist.«

    Â»Sehr gut«, lobte Emma. »Wir haben Julius Berner als einen
beeindruckend freundlichen Menschen erlebt. Der Mann spielt hier als Jäger und
Oberhaupt einer Düsseldorfer Clique junger Menschen eine große Rolle. Wir
wissen aber nicht, wie ihn seine Geschäftskonkurrenten beurteilen. Und genau
das möchten wir erfahren. Vorab allerdings muß ich sagen, daß Berner mit
Sicherheit nicht persönlich in diese Todesfälle verstrickt ist.« Sie strahlte
Enzo an. »Falls es Ihnen nicht recht ist, vor Ihrer Verlobten zu sprechen, so
können wir das natürlich verstehen und ...«

    Â»... oh, ich bitte Sie«, lächelte Enzo. »Jenny weiß alles über
mich und meine Familie.«

    Â»Das ist gut«, sagte ich schnell. »Ist es wahr, daß Ihr Vater
sich das Leben nahm, weil Julius Berner ihn wirtschaftlich austrickste? Und
wenn das wahr ist, was spielte sich da genau ab?«

    Â»Noch etwas ist wichtig«, schob Emma nach. »Siggi Baumeister
hier ist Journalist, wird aber erst über diesen Fall schreiben, wenn er gelöst
ist, und die Informanten dürfen selbstverständlich den Text vor
Veröffentlichung lesen.« Sie gab den beiden Zeit, sich nach dem Frontalangriff
zu erholen.

    Â»Na ja, es ist so«, begann Enzo. »Mein Vater hat keinen
Abschiedsbrief hinterlassen, also können wir nicht beweisen, daß Berner ihn ...
ihn in den Tod trieb. Wir dürfen das noch nicht mal behaupten. Sagt mein
Anwalt.« Sein Gesicht war unvermittelt hart, und seine Stimme lag etwas tiefer.
Von dem Modegeck Enzo war plötzlich nicht mehr viel zu spüren, plötzlich

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