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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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unmöglich für einen einzelnen
Jäger, solche Tiere zu schießen. Sie mußten das Stück abtransportieren lassen.
So erfuhr das ganze Dorf zwangsläufig davon, also auch der zuständige
Staatsförster. Heutzutage ist das alles anders. Der Hirsch wird auf die
Ladefläche des Geländefahrzeugs gelegt, mit einer Wolldecke zugedeckt, und ab
geht die Post. Es kommt hinzu, daß der Jäger Wege kennt, die kilometerweit nur
durch Wald verlaufen, auf denen null Verkehr ist. Dreißig Kilometer in jede
Himmelsrichtung zu fahren und dabei bestenfalls eine Landstraße zu überqueren,
ist die leichteste Übung.«

    Und dann passierte es, unabwendbar und von mir gewollt. Hommes
blieb plötzlich stehen, drehte sich halb zu mir herum. »Darf man mal fragen,
was Sie mit häßlichen Flecken meinten, die Sie bei meinem Chef gefunden haben?
Ich meine, das interessiert einen doch.«

    Halt ihn auf, Baumeister. Zier dich wie eine fromme Jungfrau.
Er wird mehr reden, je länger er auf Aufklärung wartet.

    Â»Moment, vorher habe ich noch eine Frage. Es wird immer
behauptet, daß es Reviere gibt, in denen maximal vierzig Wildsauen leben
könnten, in denen es aber in Wirklichkeit das fünf-, sechs- oder siebenfache
gibt. Ist das so?«

    Â»Da sie gefüttert werden, und zwar mit Leckereien wie
Zuckerrüben, Möhren und Mais, ist das die Regel. Man kann das an den
Abschußzahlen erkennen, für die sich kein Mensch interessiert. Die älteren
Jäger schwärmen immer von den guten alten Zeiten, als alles noch voller Wild
stand. Das ist schlicht gelogen. Nehmen wir zum Beispiel das Land
Rheinland-Pfalz. Da sind im Jahr 1957 rund viereinhalbtausend Stück Schwarzwild
geschossen worden. Rund vierzig Jahre später waren es pro Jahr sage und
schreibe rund vierzigtausend. In dieser Zeit hat sich die Waldfläche ja nicht
vergrößert, sondern ganz einschneidend verkleinert. Die reden sich die Welt
schön, und der Wald ist nur die Staffage für die Abschüsse. Der Zustand des
Waldes interessiert den Durchschnittsjäger eben nicht.«

    Â»Sie sind Wildhüter in festem Sold bei einem sehr reichen
Jäger. Wieso sind Sie so massiv gegen die Jagd?«

    Â»Ich bin nachdenklich geworden, wie mein Chef ja auch. Wir
müssen die Wildzahlen dezimieren, wir müssen den Wald retten. Das alles hier«,
er deutete mit einer weiten Armbewegung in die Runde, »wird es bald nicht mehr
geben, wenn uns keine Lösung einfällt. Das Waldparadies ist zum Sterben
verurteilt. Lassen Sie uns zum Wagen zurückkehren. Sie wollen die Frage nach
den häßlichen Flecken bei meinem Chef nicht beantworten. Habe ich recht?«

    Ich marschierte weiter hinter ihm her, jetzt den Hang hinunter.
»Sie waren sehr fair zu uns, Sie haben eine Antwort verdient. Ich frage mich
nur, was Sie mit den Antworten anfangen. Werden Sie zum Handy greifen und
Berner informieren?«

    Er drehte sich sehr schnell herum. »Das werde ich nicht«, sagte
er. »Ich bin schließlich nicht blind. Ich weiß genau, daß mein Chef hier in der
Eifel ein anderer ist als in Düsseldorf.«

    Â»Die meisten Menschen«, dozierte ich, »sind eben nicht schwarz
oder weiß. Die meisten Menschen sind grau. Sie sind netter Mensch und Schwein
zugleich. Woher wissen Sie, wie er in Düsseldorf ist?«

    Â»Ganz einfach, ich habe ihm sehr oft Wild nach Hause gefahren.
Außerdem haben viele Konferenzen über Wegebau im Wald und Freilegung von
Auwäldern und so weiter in Düsseldorf stattgefunden, wenn Berner keine Zeit
hatte, in die Eifel zu kommen. Da kriegt man vieles mit.« Hommes stiefelte
wieder vor mir her zurück zum Auto, und wahrscheinlich war er froh, mich nicht
anschauen zu müssen.

    Â»Kennen Sie ein Beispiel? Ein Beispiel für seine Härte?«

    Â»Viele. Da war die Sache mit seiner zweiten oder dritten
Sekretärin. Die hatte Probleme mit dem Ehemann. Der Mann hat sie betrogen. Und
sie hatte zwei Kinder und arbeitete hart. Klar, sie wurde krank, nervenkrank.
Jeder wird bei so was nervenkrank. Wir hatten eine Konferenz, es ging um
Fischbestände in Bächen und Teichen. Diese Konferenz war unerwartet einberufen
worden, Berner hatte mich morgens um vier Uhr in Gerolstein angerufen und für
acht Uhr nach Düsseldorf bestellt. Die Sekretärin verwaltete die Unterlagen
über die Jagd, und sie wußte nichts von der Konferenz. Mein Chef

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