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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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mögen. Sie ist ein Mama-Typ, Sie
wissen schon, was ich meine.« Er grinste matt. »Und ich bin angeblich der Typ
›Schwiegersohn-den-ich-gerne-hätte‹. Sie ist eine Person, die niemals klein
beigibt und niemals aufgibt. Sie wußte von Cherie, die ganze Zeit. Aber sie hat
meinem Chef nie Streß gemacht. Mir hat sie mal gesagt, das wäre doch alles
verdammt menschlich. Und sie sagte auch, sie hätte ja mitgeholfen, daß ihr Mann
Cherie erst wie eine Tochter hielt und dann eben wie seine Geliebte. Cherie ist
verwöhnt worden, auch von Berners Frau. Sie ist schwer in Ordnung. Und in der
Eifel hält sie sich raus.«

    Â»Weiß die Frau viel über Berners Geschäfte?«

    Er schüttelte den Kopf: »Sie hat seit Jahren ihre eigene Welt.
Irgendein Sozialwerk, sie kümmert sich um Waisenkinder in Uganda oder so etwas
in der Art. Sie nimmt ihren Mann aus, um das Geld zu verschenken. Mein Chef
sagt immer: Sie ist der beste Straßenräuber, den ich kenne.« Hommes lächelte
vor sich hin. »Er nennt alle Schnorrer Straßenräuber.«

    Â»Ah, da wir gerade von Schnorrern reden. War Narben-Otto ein
Schnorrer?«

    Er wiegte den Kopf hin und her. »Ich weiß es nicht. Neulich gab
mein Chef mir ein Kuvert. Da waren dreißig Tausendmarkscheine drin. Das sollte
ich Narben-Otto bringen, das habe ich auch getan. Er hat nur muffig Danke
gesagt und das Kuvert in die Tasche gesteckt. Nachgezählt hat er nicht. Da das
Kuvert offen war, hatte ich das Geld vorher gezählt. Und ich frage mich, was
das für Geld war. Aber das ist das Problem von meinem Chef und nicht meines.
Ich weiß nicht, ich habe Narben-Otto nie gemocht.«

    Â»Ich wiederhole eine alte Frage, Stefan Hommes: Ich hatte
gefragt, ob Cherie jemals eine Abtreibung vornehmen ließ. Durch Narben-Otto.
Als ich diese Frage zum erstenmal stellte, hätten Sie mich fast erwürgt. Also,
was ist?«

    Â»Es gab eine Abtreibung. Im letzten Herbst. Ich mußte Cherie zu
Narben-Otto fahren. Das war gegen Abend. Der machte das dann, und sie mußte die
Nacht über liegen. Ich wartete draußen, bis sie soweit okay war, daß ich sie
nach Mürlenbach ins Bett fahren konnte. Sie heulte, das Kind sei von Julius
gewesen, und eigentlich hätte sie es gern ausgetragen. Eines ist ganz sicher:
Mein Chef hat nichts davon geahnt. Doch genau das kommt mir so unfaßbar vor.
Und deshalb glaube ich auch, daß Narben-Otto durchaus in der Lage war, ihn zu
erpressen. Ich glaube, daß dieser Kerl von allen kassiert hat, bei denen etwas
zu kassieren war.« Er hockte wie ein Häufchen Elend auf dem Baumstumpf und
machte den Eindruck, als wolle er vor Scham in der Erde versinken, als sei er
es, der sich versündigt hatte.

    Â»Grenzen Sie sich ab, verdammt noch mal«, sagte ich wütend.
»Sie sind nicht verantwortlich für drei Tote und den gesamten Rest der
Schweinereien. Sie fühlen sich verantwortlich, aber Sie sind es nicht.
Verantwortung tragen Sie nur gegenüber Trude und gegenüber Berner, wenn es okay
ist und Ihren Job betrifft. Ich will jetzt wissen, was das für Industrielle
sind, die Ihr Chef zu Gast hat.«

    Â»Glauben Sie, der Mörder ist darunter?«

    Â»Das ist unser Verdacht. Möglicherweise wird Berner auch in
großem Stil erpreßt. Wenn ich sage in großem Stil, dann meine ich, daß es um
Millionen geht. Die Toten sollten vielleicht den Druck auf ihn erhöhen.
Verstehen Sie, was ich meine?«

    Â»Und warum geht er damit nicht zur Polizei?« fragte er
verzweifelt.

    Â»Weil er belastet ist, weil er mit Dingen erpreßt wird, die
niemand wissen darf, weil er möglicherweise dafür in den Knast marschieren
würde. So einfach kann das sein, Hommes, so einfach. Aber lassen Sie uns jetzt
eine Pause machen, fahren wir zu diesem blöden Adenauer-Haus. Ist das weit?«

    Â»Drei, vier Minuten«, sagte er etwas krächzend. »Mein Gott, ich
wußte, das wird uns das Genick brechen.« Er stand auf und ging so schnell den
Hang hinunter, daß ich rennen mußte, um ihn einzuholen.

    Â»Fahren Sie diesen Weg da lang, Sie kommen dann an eine
Gabelung. Bleiben Sie rechts, Sie müssen auf diesen Berg, den Sie jetzt nicht
sehen können.«

    Â»Wir können uns duzen«, sagte ich. »Und tu dir einen Gefallen:
Erinnere dich an alles. Laß nichts aus.«

    Hommes schwieg verbissen, starrte aus dem Fenster, während ich
den

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