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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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nach
Deutschland schon genommen hatten, ihren Verwandten schreiben oder sie anrufen
und berichten, dass diese Pflegearbeit gut sei und gut bezahlt werde. Warum
sollten die angesprochenen Frauen also nicht glauben, dass sie mit dem Schritt
in den Westen die Welt vor sich hatten. Doch natürlich wussten sie auch um der
Gefahr, in einem Bordell landen zu können. Trotzdem gingen sie das Risiko ein,
viele sagten sich, letztlich sei auch das normal und im Fall des Falles müsse
man einfach sehen, wie man weiterkäme, ohne sich sexuell anbieten zu müssen.
Haben Sie bis hierher Fragen?«
    Â»Nein. Keine.« Der Kaffee war sehr gut.
    Sie grinste plötzlich und sagte: »Eigentlich nutze ich
Sie aus, wissen Sie.«
    Â»Wie bitte?« Ich war etwas verwirrt.
    Â»Ich muss das alles auch noch auf einer Konferenz vortragen.
Ich bin gerade dabei zu üben.« Sie lachte.
    Â»Hervorragend«, nickte ich. »Dann machen Sie mal weiter.«

    Sie wippte auf ihrem Drehstuhl. »Wir kommen jetzt auf den
Tag der Abreise zu sprechen, ein Sonntag. Die Grenze nach Deutschland musste
überquert werden. Die Aussagen der Zollbeamten und Grenzpolizisten decken sich
in der Beschreibung, wie das ablief. Ein Deutscher rief an und gab sich als
Pater Rufus aus, Angehöriger des Ordens der Knechte Christi. Gut gelaunt sagte
er, ob man denn nicht ein Einsehen haben könne mit dreißig Oberschülerinnen auf
dem Weg zu einem Jugendaustausch, zum Beispiel in Berlin. Man werde gegen halb
elf die Grenze erreichen und es wäre ein erheblicher Zeitgewinn, wenn die
Kontrollen nicht allzu streng ausfallen würden. Der Bus habe das
Autokennzeichen sowieso. Die Leute an der Grenze kamen der Bitte nach,
schließlich wollen auch Zöllner und Polizisten als gute Menschen gefeiert
werden.«
    Â»Zwischenfrage bitte. Wann tauchte Pater Rufus denn auf?
Saß er von Anfang an mit im Bus?«
    Â»Nein, tat er nicht, zumindest nicht in Wandas Fall. Bei
der Fahrt stieg er ungefähr fünfzig Kilometer vor der Grenze zu. Auf dem
Parkplatz eines großen Lokals, wo die Frauen alle mal pinkeln durften.«
    Â»Und bis dahin war der Transport unbeaufsichtigt?«
    Â»Nein. Drei Männer haben die ganze Reise mitgemacht. Die
haben wir aber noch nicht identifizieren können. Wanda erzählte, dass das
Erscheinen des katholischen Priesters auf die Frauen wie ein Beruhigungsmittel
wirkte. Die Soutane war der Garant, dass die Männer ihre Versprechen wahr machen
würden. Wie dem auch sei, von den Grenzern und den Filmaufnahmen wissen wir,
dass erst Rufus alle Pässe einsammelte, an der Grenze aus dem Bus sprang und
den Zöllnern die Pässe zeigte, die sie gar nicht sehen wollten. Wann Pater
Rufus den Bus hinter der Grenze wieder verließ, vermochte Wanda nicht zu sagen,
denn sie hatte die Reisegesellschaft schon vorher verlassen.«
    Â»Wann passierte das?«
    Â»Während dieser Pinkelpause, an der Raststätte, an der
der Pater zustieg.«
    Â»Aber, Augenblick mal, Wanda war schwer verletzt, als sie
hier ankam.«
    Â»Ja, ja, richtig, langsam. Wanda saß während der Fahrt in
der Reihe vor den drei Männern. Die hatten die hintere Bank besetzt, so hatten
sie die Frauen stets im Blick. Schon vor Antritt der Fahrt hat sie sich
gefragt, ob ihre Entscheidung richtig war. Und dann hat sie mitbekommen, wie
sich die Männer unterhielten, Wanda sagte wörtlich: ›Die redeten wie
Zuhälter.‹«
    Ich musste Tilla erneut unterbrechen: »Wieso weiß denn
Wanda, wie Zuhälter reden?«
    Â»Das habe ich auch gefragt. Die Antwort war, dass die
Bemerkungen der Männer über die Qualitäten der einzelnen Frauen – ob sie
stramme Titten hatten, zum Beispiel – eine eindeutige Sprache sprachen.
Jedenfalls stiegen Wandas Bedenken immer mehr, sie wurde immer panischer und
wünschte sich zurück nach Hause. Ach so, jetzt muss ich noch mal zurückgreifen
auf etwas, was schon vor der Pause an der Raststätte passiert ist. Etwa zwanzig
Kilometer vor dem Stopp fiel Wanda ein roter Porsche auf, der plötzlich hinter
dem Bus klebte. Wenn Ihnen jetzt Gabriele Sikorski in den Sinn kommt, haben Sie
selbstverständlich recht. Der Porsche überholte den Bus nicht, war ständig
hinter ihm, mal etwas weiter entfernt, mal dicht dran. Die drei Zuhältertypen
wurden natürlich auch auf den Wagen aufmerksam und offensichtlich unruhig. Kurz
vor dem Rasthaus verschwand der

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