Eifel-Kreuz
rote Porsche dann. Wanda hörte, dass die drei
Männer darüber redeten, ob vielleicht der Big Boss darin gesessen habe,
möglicherweise wolle er den Transport kontrollieren, schlieÃlich würde er den
Betriebsausflug auch bezahlen. Und dazu lachten sie.
So, jetzt befinden wir uns wieder auf dem Parkplatz. Die
Frauen verlieÃen den Bus, die drei Zuhälter ebenfalls. Wanda blieb zunächst
sitzen. Sie wollte nach wie vor weg, wusste aber nicht, was sie unternehmen
konnte, um sich in Sicherheit zu bringen. SchlieÃlich stieg sie doch aus und
rauchte eine Zigarette, machte ein paar Schritte. Dabei bemerkte sie wieder den
Porsche, der stand etwa zweihundert Meter entfernt auf einem Feldweg. Dann ging
sie ebenfalls zur Toilette. Die Frauen standen in der Schlange. Als Wanda an
der Reihe war, ging sie in die Kabine und hatte eigentlich vor, einfach sitzen
zu bleiben, bis der Bus weg war. Doch hinter ihr hatte sich die Schlange noch
nicht aufgelöst und die Frauen klopften ärgerlich an die Tür, sie möge doch
endlich wieder rauskommen. Damit war sie keinen Schritt weiter. Unentschlossen
ging sie zurück zum Bus. Dort stand Pater Rufus und unterhielt sich mit dem
Fahrer. Die drei Männer kamen hinzu, zogen Pater Rufus beiseite und berichteten
ihm von dem roten Porsche. Da sie englisch miteinander sprachen, konnte Wanda
im Groben verfolgen, was geredet wurde, Englisch kann sie zumindest ein
bisschen verstehen. Der Priester regte sich auf, nein, nein, der Porsche gehöre
nicht dem Big Boss, der Mann in dem Sportwagen sei ein ganz übler Kunde, der
den Transport in Gefahr bringen könnte. Und die Frau sei die Teufelin in
Person. In den Sekunden war Wanda endgültig entschlossen zur Flucht. Sie passte
den Augenblick ab, bis die letzten Frauen das Restaurant verlassen hatten, und
rannte dann erneut zur Toilette. Sie schloss sich ein und wartete. Und dann
geschah das Schreckliche.«
Sie hielt inne. »Diese Brutalität, das nimmt mich immer
wieder von Neuem mit. Wollen Sie noch einen Kaffee?«
»Nein, danke, jetzt nicht.«
»Also, ich möchte darauf aufmerksam machen, dass sich
Folgendes allein auf Wandas Aussage stützt. Zeugen für die Vorfälle haben wir
noch nicht finden können. Und alles, was jetzt kommt, ist nicht für die
Ãffentlichkeit bestimmt. Das ist einfach nicht zu verantworten, wenn Sie
verstehen, was ich meine.«
»Kein Widerspruch«, nickte ich.
Tilla Menzel hatte die Angewohnheit, die Augen zu
schlieÃen, wenn sie sich stark konzentrierte. Im Moment sah sie aus, als sei
sie eingeschlafen.
Ausgerechnet jetzt meldete sich mein Handy und ich sagte
hastig: »Entschuldigung«, und fragte: »Ja?«
»Ich bin es, Maria. Wo steckst du denn?«
»Bei einem Interview«, antwortete ich. »Ich rufe dich an,
wenn ich fertig bin.«
»Ich fahre nach Prüm, nur damit du es weiÃt. Und ich mag
dich sehr.«
»Ja«, sagte ich hilflos. Und dann zu Tilla Menzel. »Tut
mir leid, ich habe vergessen, das blöde Ding auszuschalten.«
»Macht nichts«, antwortete sie. »Wanda hockte also in der
Toilettenkabine. Sie schätzt, dass so zwei, drei Minuten vergingen, bis jemand
sehr heftig gegen die Tür schlug. Zweifelsfrei erkannte sie die Stimme eines
der Zuhältertypen aus dem Bus. Zweimal wurde sie aufgefordert rauszukommen,
dann wurde die Tür eingetreten. Das muss einen ziemlichen Lärm verursacht
haben. Und sie sagt, sie habe mit aller Kraft geschrien, aber anscheinend hat
kein anderer Gast des Lokals etwas gehört, obwohl der Laden noch gut besucht
gewesen sein soll. Wanda lag also unter der eingetretenen Tür. Die Männer zogen
die Tür weg, packten Wanda, zwangen sie auf den Betonboden und dann haben sie
sie vergewaltigt. Alle drei, nacheinander. Während zwei sie festhielten, kam
jeder mal dran. Sie sagt, sie habe noch immer die Stimmen der Männer im Ohr,
die den dritten anstachelten: âºGib es ihr, gib es ihr!â¹ Dass sie dabei schwer
verletzt wurde, wissen Sie ja.
Als der dritte Mann dann endlich von ihr ablieà und sich
aufrecht stellte, knallte es. Eine Frau war in den Raum gestürmt und hatte eine
Waffe auf die drei Vergewaltiger gerichtet. Und Wanda sagt, die Frau habe ohne
Umschweife zwei Männern direkt ins Gesicht geschossen. Wahrscheinlich hat es
sich um eine Schreckschusspistole gehandelt, die mit Gaspatronen geladen war.
Das ist keineswegs eine harmlose
Weitere Kostenlose Bücher