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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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hast.«
    Er kuschelte sich auf den Beifahrersitz und schlief augenblicklich
ein.
    Offensichtlich träumte er schlecht, denn nach einer Stunde
schreckte er hoch: »Habe ich etwa geschrien?«
    Â»Nein, hast du nicht. Übrigens habe ich jetzt erstens
Durst und zweitens Lust auf eine große, fettige Bratwurst.«
    Â»Und ich gebe sie aus«, sagte er. Dann griff er zum Handy
und rief seine Frau an. Nach den ersten Worten schaltete er den Lautsprecher
ein und fragte: »Hast du diesen Bruder Rufus gesehen?«
    Â»O ja«, antwortete Emma. »Rufus ist sogar sonntags in der
Schule. Er gewährte mir eine kurze Anhörung. Ich kann nur sagen, der Mann lügt,
wenn er das Maul aufmacht. Er ist kalt wie ein Heringsschwanz. Kaum zu
beschreiben. Natürlich habe ich versucht, mit ihm über Sven Dillinger zu sprechen.
Aber er lehnte das mit dem Hinweis ab, dass er kein Recht habe, über kranke
Menschen zu urteilen, und dass Sven Dillinger die Leute, die ihn töteten, wohl
selbst gerufen habe. Das sei Gottes Fügung, sagte er, und es stehe uns nicht an,
ein Urteil zu fällen. Damit war das Thema erledigt. Kurz und knapp wird der
kleine Sven als geisteskrank beschrieben. Ich habe auf die Uhr geschaut, ich
habe mich nicht länger als sieben Minuten in dem Schulgebäude aufgehalten.«
    Â»Glaubst du, er hat Angst?«
    Â»Schwer zu sagen. Auf jeden Fall hat er Angst davor, dass
jemand auf die Idee kommt, die beiden Morde hätten etwas mit der Schule zu tun.
Wie ist es denn euch ergangen?«
    Â»Wir kommen mit leeren Händen zurück. Wir sind schon auf
dem Heimweg. Aber gleich gehen wir erst mal eine schöne, fettige Bratwurst
essen.«
    Â»Ihr seid ja verrückt!«
    Â»Ja, wahrscheinlich, ein bisschen. Bis später.«
    Wir konnten keine fettige Bratwurst essen, weil es keine
gab, aber wir eroberten einen Leberkäse mit Spiegelei und Fritten, was so
bedenklich schmeckte, dass wir die Hälfte zurückgehen ließen. Der Kaffee
anschließend war von deutlich besserer Qualität.
    Nachts um zwei Uhr waren wir wieder zu Hause. Die Eifel
empfing uns standesgemäß: Es fiel ein sanfter, lauer Sommerregen.

    Â 
    Stunden später wachte ich aus einem traumlosen
Schlaf auf. Jemand hatte die Lautstärke eines musikalischen Abspielgeräts so
hochgedreht, dass jeder Normalsterbliche aus dem Bett fallen musste. Ich
vernahm Beethovens Freude schöner
Götterfunken. Klassik kann bohrend und zerstörend wirken. Es war erst neun
Uhr.
    Das Liebespaar saß auf der Terrasse und hatte – o Wunder
– einen Kaffee für mich parat. Sie waren nicht eben zurückhaltend bekleidet,
eigentlich waren sie überhaupt nicht bekleidet und eigentlich hätte die gesamte
Nachbarschaft zur Besichtigung am Gartentor stehen müssen.
    Â»Guten Morgen.«
    Â»Morgen. Wie war es gestern? War eure Reise ein Erfolg?«
    Â»Nein. Leerlauf über rund neunhundert Kilometer. Na ja,
immerhin steht jetzt fest, dass neben Gabriele Sikorski Sven Dillinger in dem
Porsche hockte. Die beiden wirkten wie ein glückliches Paar.«
    Â»Was treibst du heute?«, fragte Clarissa.
    Â»Ich werde versuchen, an Svens Vater heranzukommen.«
    Â»Und wenn er Nein sagt?«, fragte Jeanne.
    Â»Ich frage ihn so lange, bis er Ja sagt.«
    Satchmo schlich laut maunzend heran und hüpfte auf meinen
Schoß.
    Â»Er hat gestern Abend eine Ratte angeschleppt. Ich dachte,
ich sterbe«, erklärte Jeanne. »Er hat sogar Stücke davon gefressen.«
    Â»So banal funktioniert das Leben in den Grundzügen«,
erklärte ich. »Und jetzt gehe ich mich säubern.«
    Pflichtschuldig rief ich Neumann in Hamburg an, versprach
einmal mehr einen Haufen Fotos und stoppte seine Erwartungen gleichzeitig mit
der Bemerkung, vom Mörder seien wir noch meilenweit entfernt, nicht einmal die
Gerüchte seien vielversprechend.
    Â»Elende Eifel!«, knurrte er, sagte aber zu, zwei Seiten
einzuplanen, weil die Geschichte heftig makaber sei.
    Dann rief ich Svens Vater an.
    Â»Kanzlei Dillinger und Partner«, meldete sich eine Frauenstimme.
    Ich betete meinen Spruch herunter und die Frauenstimme
antwortete: »Einen Moment bitte.«
    Â»Dillinger«, hörte ich Sekunden später.
    Ich wiederholte meinen Spruch und fragte: »Wären Sie bereit,
sich mit mir zu unterhalten?«
    Â»Ja, meinetwegen. Aber erwarten Sie nicht, von mir etwas
Neues erfahren zu können. Auch

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