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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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immer das Gleiche, nämlich nichts von Belang.«
    Emma kam auf die Terrasse und zündete sich einen Zigarillo
an. »Ich habe heute Nacht geträumt, dass Sven mein Sohn sei. Natürlich wollte ich
Rache üben und erfahren, wer ihn gekreuzigt hat. Ich habe gefragt und gefragt,
aber niemand wusste etwas.«
    Â»Und wie wolltest du Rache üben?«, fragte ich.
    Â»Ich wollte den Mörder selbstverständlich töten. Mir war
noch nicht klar, wie. Ich hätte eine Schusswaffe vorgezogen, aber es wäre auch
mit einer Gitarrensaite gegangen.«
    Â»Das ist aber nicht im Sinne unserer freiheitlichen Demokratie«,
bemerkte Rodenstock ätzend.
    Sie setzte sich auf einen Stuhl. »Das hat etwas mit Identifikation
zu tun«, bemerkte sie klug. »Einen solch hübschen und intelligenten Jungen
kreuzigt man nicht. Wisst ihr, was mich wirklich interessiert? Woher der oder
die Täter diesen eleganten grauen Stoff hatten, der Sven um die Hüfte gebunden
war. Ich bin nicht sehr firm in modischen Dingen, aber Kischkewitz sagte, dass
der Meter locker dreihundert Euro kosten dürfte. So etwas zieht man nicht mal
eben aus der Altkleidertruhe.«
    Â»Wir fangen schon wieder an, Haare zu spalten«, murmelte
Rodenstock.
    Â»Lasst uns doch mal über die Besetzung nachdenken, die
notwendig war, das alles zu arrangieren.« Ich stopfte mir eine Crown 300 von
Poul Winsløw.
    Â»Also, fünf für die Kreuzigung«, sagte Rodenstock sofort.
»Um den Stamm auf dem Parkett zu fixieren, brauchst du drei Leute, die die
seitlichen Bohlen befestigen, und zwei weitere, die den Stamm lotrecht halten.
Haben sie Sven wohl vorher auf das Kreuz genagelt oder nachher? Die Sache mit
den Nachrichten an die Medien und die Polizei erforderte mindestens drei Leute,
die über fahrbare Untersätze verfügten. Und wir dürfen nicht vergessen, dass
mindestens einer unterwegs war und die tote Gabriele im Wald abgelegt hat.«
    Â»Das kann auch jemand getan haben, der vorher bei der Kreuzigung
dabei war«, sagte Emma. »Oder anders herum. Erst wurde Gabriele entsorgt, dann
die Kreuzigung arrangiert.«
    Â»Wir haben keine Tür in das Geschehen«, stellte Rodenstock
fest und es klang sehr endgültig. »Wir haben nicht einmal eine Ahnung vom
Tatort. Wo wurden die beiden erschossen?«
    Â 
    Gegen vierzehn Uhr machten wir uns auf den Weg.
Wir waren schlecht gelaunt und nicht die Spur angriffslustig.
    Ãœber dem Verwaltungsgebäude thronte eine Lichtreklame,
die besagte: Sikorski-Filter in aller
Welt. Nach den überfüllten Parkplätzen zu urteilen, brummte das Geschäft.
Die Eingangshalle vermittelte den Eindruck von Pragmatismus und
Professionalität, hinter einem enorm langen Tresen arbeiteten drei uniformierte
junge Frauen an Computern.
    Â»Wir werden vom Chef erwartet«, sagte ich. »Die Namen
sind Rodenstock und Baumeister.«
    Â»Ich bringe die Herren hinauf«, dienerte eine der drei
Grazien und marschierte vor uns her zu einem gläsernen Aufzugskorb, der uns in
den dritten Stock hob.
    Sikorski war ein großer, kompakter Mann mit einem deutlichen
Bauchansatz, der offensichtlich nicht gewillt war, in Trauer zu ersticken. Er
hatte die Ärmel seines weißen Oberhemdes aufgekrempelt und kam uns entgegen.
    Â»Setzen wir uns. Tasse Kaffee? Tee? Wasser?«
    Â»Wasser«, erwiderten wir beide.
    Die Grazie entschwand in unserem Rücken, Sikorski trat zu
einem mannshohen feuerwehrroten Eisschrank und nahm drei Flaschen heraus. Er
öffnete sie, goss uns ein, und das alles verlief mit sehr eleganten Bewegungen,
kein Zittern seiner Hände.
    Mit einem Schnaufer sagte er: »Ich bin bereit, alles zu
denken, alles zu überlegen, nichts auszuschließen.«
    Â»Dann müssen wir dieses Rätsel lösen«, sagte Rodenstock
ebenso sachlich und legte die Aufnahmen der Geschwindigkeitsmessung vor ihn
hin. »Das ist an der deutsch-polnischen Grenze aufgenommen worden.«
    Der Unternehmer nahm die Fotos und betrachtete sie nachdenklich.
»Gabriele war ein schönes Menschenkind«, sagte er leise, »und sie hat dieses
Ende nicht verdient.«
    Â»Sie haben gesagt, dass Ihre Tochter keine Verbindung zur
Eifel hatte. Bleiben Sie dabei? Und darf ich eine Pfeife anzünden?«
    Â»Selbstverständlich. Herr Rodenstock, eine gute Montecristo?«
    Â»Und wie«, sagte Rodenstock beinahe inbrünstig.
    Es dauerte eine Weile, ehe die Zigarren

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