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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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verspielt, was er hat. Wer den wohl
noch mit Informationen versorgt? Der Sache muss ich nachgehen. Die Aufnahmen
der Porschefahrerin könnt ihr natürlich behalten, sie besagen ja nichts. Die Aufzeichnung
von der Grenze müssen wir allerdings prüfen.« Er nahm die DVD und schob sie in
den passenden Schacht.
    Der Porsche war deutlich zu erkennen, genauso wie die
Insassen: Gabriele Sikorski und Sven Dillinger. Beide lachten und amüsierten
sich über etwas. Dann glitten sie aus dem Bild. Es war nicht auszumachen, ob
ein Fahrzeug vor oder hinter ihnen zu ihnen gehörte.
    Â»Die Fahrerin und der Beifahrer sind ermordet worden«,
erklärte Rodenstock. »Wir versuchen nun herauszufinden, was sie in der Woche
vor ihrem Tod getrieben haben. Es muss irgendeinen Grund geben, weshalb sie in
Polen, weshalb sie im Osten unterwegs waren. Aus der eingeblendeten Zeit geht
hervor, dass sie am vergangenen Sonntag, also genau vor einer Woche, abends
gegen zweiundzwanzig Uhr über die Grenze nach Deutschland zurückkehrten. Wir fragen
uns, was sie in Polen wollten. Haben sie sich dort mit jemandem getroffen? Ist
ihnen jemand gefolgt?«
    Â»Da bleibt euch nichts anderes übrig, als euch auch die
anderen Filme dieses Abends anzuschauen. Vielleicht sieht man auf den Lkw-Fahrspuren
etwas Auffälliges. Aber vorher werde ich diesen Oberrat Kischkewitz anrufen,
damit er euch bestätigt.«
    Â»Kein Problem«, sagte Rodenstock. »Gibt es hier irgendwo
eine Kneipe?«
    Â»Gleich nebenan. Sie heißt Zur letzten Instanz. Die Fritten sind klasse und der Hackbraten
auch. Ich brauche nicht länger als eine halbe Stunde und komme dorthin.«
    Der Hackbraten war wirklich gut, enthielt aber wahrscheinlich
siebentausend Kalorien pro Gabel. Wir spachtelten mit verzückter Hingabe.
    Kaum waren die Teller abgeräumt, spazierte Gemming
herein, bestellte sich einen Kaffee und setzte sich zu uns. »Die Bestätigung
ist da und die Kollegen vom Zoll haben keine Bedenken. Sie suchen gerade die
entsprechenden Filme heraus. Aber ich hatte selbst Dienst an dem Abend und kann
euch jetzt schon sagen, da war nichts los. Das Aufregendste war ein Bus aus
Breslau. Rund dreißig Jugendliche, alles Mädchen, saßen darin und sangen
Marienlieder. Die haben mir die ganze Nacht damit versaut. Sonst war nichts.
Einen Pkw haben wir mit einer geringen Menge Heroin erwischt, einen anderen mit
rund zwanzigtausend Zigaretten. Doch nach so etwas sucht ihr ja wohl nicht.«
    Rodenstock grinste. »Tja, wenn wir mal wüssten, wonach
wir suchen.«
    Â»Ich erinnere mich, von dieser Kreuzigung gelesen zu haben.
Die Geschichte ist ja völlig abartig. Nun gut. Der Zoll ist nicht weit. Wenn
ihr rauskommt rechts, drei Gebäude weiter. Der Mann heißt Wagner.« Gemming
trank seinen Kaffee aus, wünschte uns Glück und ging.
    Wagner war ein großer, sehr gut genährter Zweimetermann.
Er lärmte, er fühle sich geehrt und habe die entsprechenden Bits und Bytes
bereits geladen.
    Und dann guckten wir uns an, was an dem Sonntag zwischen
einundzwanzig und dreiundzwanzig Uhr an Bussen und Lkws über die Grenze von
Polen nach Deutschland gekommen war. Es dauerte endlos, wir entdeckten kein Kennzeichen
aus der Eifel und schließlich konnten wir kaum mehr hinsehen. Die Bilder
zeigten den immer gleichen Vorgang: Die Fahrer stellten ihre Trucks ab und
griffen sich Aktenordner, mit denen sie zum Zoll gingen. Dort gab es wohl Stempel,
denn sie kehrten zurück und warteten auf einen Polizeibeamten, der noch einmal
auf die Papiere schaute und dann sein Okay gab.
    Â»Guck mal, da ist der Bus mit den Oberschülerinnen aus
Breslau«, sagte Rodenstock.
    Der Fahrer stieg aus, auf der anderen Seite turnte ein
Priester in bodenlanger Soutane heraus und folgte dem Fahrer. Wenig später
bekam der Bus grünes Licht und rollte wieder an. Der Fahrer des folgenden Lkw
stritt heftig mit einem der Zöllner, zeigte ihm einen Vogel, blickte zum Himmel
und schien zu beten.
    Wir mussten lachen, aber es war eher ein Ausdruck der
Resignation als der Belustigung. Wir entschieden, die Sache zu beenden. Es war
etwa siebzehn Uhr, als wir das Zollgebäude verließen.
    Â»Wir haben zwei Möglichkeiten«, überlegte Rodenstock.
»Entweder wir machen unterwegs Halt und übernachten, wenn wir müde werden. Oder
wir fahren durch.«
    Â»Ich bin fürs Durchfahren. Ich fahre auch, wenn du nichts
dagegen

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