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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Geschwindigkeitskontrolle und die Filmaufnahmen vom
Grenzübergang Guben kriegen. Hat Kischkewitz dich nicht vorgewarnt, dass wir kommen?«
    Â»Doch. Ansehen könnt ihr alles, aber kriegen ist unmöglich.
Wo kommen wir denn sonst hin?«
    Rodenstock verlor langsam seine Höflichkeit. Ich merkte
es daran, dass er seine Hände zu Fäusten schloss und dann wieder öffnete. Das
wiederholte sich immer schneller.
    Â»Gut. Dann lass uns die Aufnahmen sehen. Wir werden dann
von zu Hause aus einen Hilfeantrag an deine Staatsanwaltschaft richten. Die
können uns das Material schicken.«
    Â»Können sie nicht. Beziehungsweise wenn sie es können,
werden keine Aufnahmen mehr da sein.«
    Rodenstock durchschaute ihn schneller als ich. Er fragte:
»Wie viel?«
    Â»Zwei Tausender. Ohne Quittung. Saubere Sache.« Heimwart
strahlte uns an und setzte hinzu: »Die Kumpel vom Zoll wollen schließlich auch
was haben.« Dann stand er auf. »Ich hole das Material.« Er verließ den Raum.
    Â»Da stimmt doch was nicht«, sagte ich leise.
    Â»Ja, aber was?«
    Kumpel Dietrich kam zurück und legte eine DVD und ein
paar DIN-A4-Blätter auf den Tisch. »Das ist es.«
    Auf den Papieren war Gabriele Sikorski klar zu erkennen.
Und neben ihr saß tatsächlich Sven Dillinger, leicht verwischt, aber eindeutig.
    Â»Nimmst du auch einen Scheck?«, fragte Rodenstock.
    Â»Aber ja, warum nicht.«
    Rodenstock ließ sich Zeit, Rodenstock tastete sämtliche
Taschen ab, Rodenstock fand nach einer Ewigkeit sein Scheckheft. Rodenstock
stellte für den Herrn Dietrich Heimwart, Staakow, einen Barscheck über
zweitausend Euro aus und schob ihn Richtung Heimwart.
    Â»Falls du mich linkst, wirst du den Tag bereuen, an dem
du mich getroffen hast.«
    Â»Sieh dir das Material doch gleich an«, sagte er etwas weinerlich.
»Dann weißt du, dass ich anständig liefere.«
    Eine Weile herrschte Schweigen.
    Â»Was ist passiert?«, fragte Rodenstock behutsam.
    Er hatte die Augen geschlossen. »Meine Frau, meine Frau
ist weg.«
    Â»Wohin?«
    Â»Ich weiß es nicht. Mein Sohn ist auch weg. Schon vor einem
halben Jahr.«
    Â»Und?«
    Â»In einer Woche versteigert die Bank das Haus.«
    Â»Und du sitzt hier und trinkst Bier.«
    Â»Was soll ich sonst machen? Alles bricht weg.« Heimwart
schlug beide Hände vor das Gesicht und schluchzte auf.
    Â»Du bist gar kein Polizist mehr, nicht wahr?«
    Â»Sie haben mich gefeuert.«
    Â»Wann war das?«
    Â»Vor fünf Monaten.« Er nahm die Hände wieder herunter,
sein Gesicht war grau und aufgedunsen. Er wirkte ausgebrannt, erschöpft und
hoffnungslos.
    Â»Wir nehmen die Aufnahmen mit, ich stecke den Scheck ein
und du besorgst dir einen Anwalt.«
    Â»Hat doch keinen Zweck mehr«, sagte er matt.
    Â»Wir gehen«, sagte Rodenstock. »Sieh zu, dass du was unternimmst.«
    Wir gingen hinaus und zogen die Haustür hinter uns zu.
    Â»Moment noch«, sagte Rodenstock, drehte sich um und ging
zurück zur Haustür. Er klingelte.
    Heimwart öffnete ihm und sie sprachen eine Weile miteinander,
dann verschwand Heimwart im Haus. Als er wieder auftauchte, drückte er
Rodenstock etwas in die Hand, Rodenstock fasste ihn kurz am Arm und lief zum
Auto.
    Â»Er hatte natürlich eine Waffe hier, aber ich weiß nicht,
ob das die einzige ist. Wobei – wenn er sich umbringen will, wird er so oder so
einen Weg finden.«
    Â»Das wäre dann der Zweite«, stellte ich lapidar fest. »Wohin
jetzt?«
    Â»Polizei und Zoll in Guben.«
    Wir fuhren und ich sann darüber nach, in welchem Stadium
wir Dietrich Heimwart angetroffen hatten. Dicht vor der Aufgabe, nahe an der
Aufgabe, jenseits der Aufgabe? War er schon ein Wrack, konnte er noch
irgendeinen Hafen erreichen?
    Â»So etwas deprimiert«, murmelte ich.
    Â»Das sind wohl die späten Opfer der Wiedervereinigung«,
nickte Rodenstock.
    Der Mann, der uns bei der Polizei empfing, hieß Gemming. Er
war schlank, drahtig und in den Fünfzigern. Gleich zur Begrüßung sagte er:
»Wunder dauern bei uns etwas länger.«
    Rodenstock trug unsere Geschichte vor. Dann legte er die
Aufnahmen, die uns Heimwart gegeben hatte, auf den Tisch und dazu die Waffe. Er
schloss: »Wir wussten nicht, dass Heimwart nicht mehr im Dienst ist.«
    Â»Na ja, eine tragische Figur ist er halt, unser Dietrich.
Dem hilft gar nichts mehr, der hat alles

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