Eifel-Kreuz
erfahren, was er macht, und ich frage mich, wer das wissen könnte.«
»Banken wissen das«, sagte Rodenstock. »Aber uns werden
sie keine Auskunft geben.« Er schnaufte unwillig. »Mittlerweile sind zehn Tage
vergangen, seit Gabriele Sikorski verschwunden ist, und vier seit dem Tod der
beiden. Und wir haben keinen Faden, den wir aufnehmen können, warten nur
darauf, was als Nächstes passiert. Da können wir genauso gut im Kaffeesatz
lesen.«
Herbert schlenderte in den Raum und sagte: »Guten Abend allerseits.
Ich rieche Verpflegung.«
»Bratkartoffeln oder geräucherter Lachs?«, fragte Emma.
»Beides, Schätzchen, beides.« Er wandte sich an Maria
Pawlek, reichte ihr die Hand und säuselte: »Ich bin Herbert, ein mutmaÃlicher
Zeuge, der nicht weiÃ, an was er sich erinnern soll.«
»Aha«, lächelte Maria. »Ich bin Maria. Ich kann mich auch
nicht an alles erinnern.«
»Dabei ist alles so einfach, mein Herbert«, seufzte Emma.
»Ich glaube nicht, dass die Liebe an diesem sagenhaften Freitag wie ein
Wasserfall über Gabriele und Sven hereinbrach. Du warst Gabrieles Vertrauter,
du musst doch schon vorher etwas mitbekommen haben. Also: Was war da?«
»Da war nur die Sache mit den Handys«, erklärte er. »Aber
das habe ich schon gesagt.«
»Moment«, reagierte ich scharf. »Du hast kein Wort von
irgendwelchen Handys erwähnt.«
»Habe ich nicht?«, fragte er mit groÃen Augen zurück.
»Ach, Gottchen, das tut mir leid.«
»Was war mit den Handys?«, fragte Rodenstock verärgert.
»Ich habe für beide neue Handys besorgen müssen, natürlich
mit neuen Nummern.«
»Wann war denn das?«
»Anfang der Woche.«
»Wie lief das ab? Hast du mit Gabriele telefoniert? Habt
ihr euch getroffen? Was hat sie gesagt, möglichst wortwörtlich, bitte.«
Rodenstock war stinksauer.
Aus welchem Grund auch immer, Herbert war beleidigt. »Ihr
fragt ja auch nicht genau, Leute.«
»Gabriele hatte doch keine Geheimnisse vor dir. Du weiÃt
alles. Du musst dich nur erinnern, dann können wir vielleicht ihren Mörder
finden.« Emma sprach mit ihm wie mit einem Kind.
»Fangen wir an einem anderen Punkt an«, schlug ich vor.
»Du bist ja ein helles Sensibelchen, also wann empfingst du die ersten Signale,
dass dein Gabrielchen die groÃe Liebe erlebte?«
»Das war natürlich viel früher. Wobei das ja unter der
Woche schwierig für sie war, Sven musste ja in die Schule gehen. Gabrielchen
sagte, das sei doch egal, er könne schlieÃlich blaumachen. Aber er hat gesagt:
âºWir dürfen nicht auffallen. Es muss so aussehen, als ob alles ganz normal ist.
Wenn sie merken, dass wir etwas wissen, machen sie dicht.⹠Das hat er gesagt.«
»Wann fing das an, Herbert?«, fragte Emma. »Wann genau
kam das erste Signal?«
»Also, eine Woche vor dem Freitag, an dem Gabrielchen
verschwand«, sagte er.
»Hat sie erzählt, wie sie sich kennengelernt haben?«, fragte
ich.
»Sicher. Das war an dem Wochenende. Ich hatte Krach mit
Maxi, genau! Maxi ist, nein, war mein Lover. Wir hatten also Krach und ich
hockte zu Hause rum. Da schellte es und Gabrielchen stand vor der Tür. Sie war
ganz auÃer sich und sagte: âºIch habe eine Liebe gefunden!â¹ GroÃes Ausrufezeichen.
âºWer ist es denn?â¹, fragte ich. âºEiner aus der Eifel und er ist jünger als
ichâ¹, antwortete sie.«
»Bitte, Herbert, hat Gabriele auch erzählt, wo sie sich
zum ersten Mal getroffen haben?«
»In Köln, in irgendeinem Bistro. Aber den Namen habe ich
vergessen.«
»Und wann hast du Sven das erste Mal gesehen?«, fragte
ich.
»An diesem Wochenende«, erwiderte er. »Und ich fand, er
war ein süÃer Kerl.«
»Ja, ohne Zweifel«, nickte Emma. »Bei welcher Gelegenheit
hast du ihn kennengelernt?«
Er senkte den Kopf. »Ich bringe immer die Tage durcheinander,
ich weià manchmal nicht, was an welchem Tag war«, sagte er leise. »Es war
Samstagmorgen, als Gabrielchen klingelte â¦Â«
»Moment mal, das müssen wir dokumentieren«, sagte Rodenstock
und trat zu den an die Wand gehefteten Packpapierbahnen. »Also, ich notiere den
Samstag«, sagte Rodenstock und malte neue Spalten. »An diesem Tag hat Gabriele
zum ersten Mal von Sven gesprochen. Wie ging das weiter? Was war am
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