Eifel-Kreuz
folgenden
Sonntag?«
»Ich glaube, nichts«, sagte Herbert. Er wehrte sich schon
wieder.
»Zum Teufel!«, fluchte Rodenstock. »Bei unserer ersten
Begegnung hast du behauptet, von nichts eine Ahnung zu haben. Und jetzt stellt
sich heraus, dass du beträchtliche Lücken füllen kannst. Warum zickst du so
herum? Was soll das?«
»Ich denke immer noch, ich muss sie schützen«, flüsterte
er. »Liebe muss man schützen.«
Rodenstock wollte platzen, aber Emma machte eine beschwichtigende
Bewegung mit den Händen. »Das ist verständlich. Aber die beiden sind tot,
endgültig tot. Vorhin hast du erwähnt, dass Gabriele vorgeschlagen hat, Sven
solle blaumachen, die Schule schwänzen. Aber er hat erwidert, sie müssten so
tun, als sei alles ganz normal. Du hast Sven mit den Worten zitiert: âºWenn sie
merken, dass wir etwas wissen, machen sie dicht.â¹ Wer ist âºsieâ¹? Wer macht da
dicht?«
»Irgendwelche Leute. Aus der Eifel, aus der Schule,
Leute, mit denen Sven zu tun hatte. Ich weià das nicht.« In Herberts Stimme
klang Verzweiflung mit. »Ich hatte den Eindruck, die beiden hätten etwas
herausgefunden. Aber ich habe nicht nachgefragt.«
»Klang es denn gefährlich? Ich meine, war es gefährlich,
das zu wissen, was sie wussten?«, fragte Rodenstock.
»Wahrscheinlich schon. Denn Sven hat gesagt: âºWenn sie
das erfahren, greifen sie zum letzten Mittel.â¹Â«
»Wie war das jetzt mit den Handys? Gabriele kam an dem
Sonntag mit der Bitte zu dir und â¦Â«
»Nein, nein, das war erst am Montag, also am Tag danach.
Sie rief mich an und sagte: âºWir brauchen zwei Handys. Eins für Sven, eins für
mich. Du kaufst sie und meldest beide auf deinen Namen an und wartest auf die
Freigabe.â¹Â«
»Das hast du auch gemacht? Noch am Montagmorgen?«, fragte
ich.
»Ja klar. Das war nichts Ungewöhnliches, Gabrielchen hat
mich immer mal wieder gebeten, etwas für sie zu erledigen.«
»Wann hast du ihnen die Handys gegeben?«
»Am Dienstag. Ich habe sie zu ihr gebracht, da waren sie
schon freigeschaltet.«
»Gut, und wie ging es weiter?«
»Na ja, da ich schon mal da war, hat sie mich gebeten,
die Wohnung sauberzumachen und herzurichten.«
»Stopp«, sagte ich schnell, weil mir etwas auffiel.
»HeiÃt das, dass Gabriele dich für deine Bemühungen bezahlt hat?«
»Sicher. Sie sagte immer, ich sei der beste Kümmerer auf
der Welt.«
»Du übst also keinen Beruf aus?«, fragte Emma.
»Nein. Das kann ich nicht mehr, das regt mich zu sehr
auf. Nach der letzten Therapie habe ich gekündigt.«
»Was war denn dein Beruf?«, fragte Rodenstock.
»Herrenoberbekleidung«, grinste er. »Ich wollte mich
selbstständig machen, aber das klappte nicht.«
»Hat sie dich monatlich bezahlt?«, fragte ich.
»Ja. Ich habe mich um alles gekümmert.«
»Also auch um die Liebesgeschichte«, sagte Emma mit
groÃer Selbstverständlichkeit.
»Ja, auch um die. Man muss ja an alles Mögliche denken.
An Blumen, ans Bettenmachen, an die Staubsaugerbeutel, an die Kleinigkeiten im
Eisschrank, an alles eben.«
Einen Augenblick war es still.
»Was ist mit deiner Krankenversicherung, den Versicherungen
überhaupt?«, fragte Rodenstock mit mühsam unterdrückter Wut.
»Das hat alles Gabrielchen getragen. Ich war ihr Angestellter.
Ihr einziger.«
»Herrgott!«, sagte Rodenstock nur.
»Wie oft hast du denn dann so mit Gabrielchen telefoniert.«
Emma war gleichbleibend freundlich.
»Jeden Tag«, antwortete er, wie aus der Pistole geschossen.
»Das mussten wir ja, ich musste ja Bescheid wissen, was zu tun war.«
Maria Pawlek flüsterte mir zu: »Ich muss gehen, ich muss
um sechs Uhr aufstehen.«
»Ich würde dir gern in den Hintern treten und den Schuh
stecken lassen«, murmelte Rodenstock.
»Ich sage ja alles«, versicherte Herbert.
»Ich schlage vor, dass ich mit Herbert alle Lücken schlieÃe
und der Rest sich verzieht«, sagte die vernünftige Emma. »Es macht keinen Sinn,
dass wir uns alle die Nacht um die Ohren schlagen.«
»Nibelungentreue«, schnaubte Rodenstock verächtlich.
»Ja, und?«, entgegnete Herbert aufgebracht.
»War nett, euch kennengelernt zu haben. Einen schönen
Abend noch. Bis demnächst.« Maria Pawlek stand auf, nickte uns allen zu
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