Eifel-Kreuz
eigentlich verheiratet?«, fragte sie.
»Nein. Ich war es einmal. Ist lange her. Und du?«
»Es war einmal, ist lange her. Trial and error. Gibt
es Kinder?«
»Ja. Eine Tochter, die gerade zu Besuch ist. Du passt eigentlich
nicht zu Aldi in Prüm. Wie kam es
dazu?«
»Das sollte nur vorübergehend sein. Ich habe eigentlich
einen Meisterbrief im Beseitigen von Krisensituationen in Handwerksbetrieben.
BWL-Grundstudium. Aldi suchte jemanden,
ich hatte nichts anderes und sagte zu.«
»Und wie ist dieser Job?«
»Mörderisch. Du musst versuchen, mit null Personal einen
erstklassigen Delikatessenladen darzustellen. Manchmal sitze ich selbst an der
Kasse oder nehme nachts um drei Uhr Ware an. Richtig heimelig. Und was treibst
du?«
»Ich mache Reportagen, sogenannte Langzeitthemen. Das
sind Stoffe, die viel Recherche verlangen und die kein Mensch druckt, weil er
sie nicht bezahlen will. Aber alles in allem fühle ich mich sauwohl und werde
natürlich auf lange Sicht reich.«
Sie lachte. »Das kenne ich.«
»Und Dickie? Wie bist du zu der gekommen?«
»Ganz einfach, sie hat sich beworben. Und da gerade der
Job im Warenlager frei war, gab ich ihr eine Chance. Ich bereue es nicht, sie
ist ein Juwel. Und sobald sie das selbst merkt, wird sie gehen.«
»Hast du eigentlich Kinder?«
»Nein. Ich habe Dickie.«
»Hast du Träume für die Zukunft?«
»Nein. So luxuriös kann ich nicht leben. Oder doch: Ich
hoffe, dass irgendeine Handwerkskammer auf mich aufmerksam werden wird. Bis
dahin werde ich bei Aldi rösten und
Schimmel ansetzen.«
»Kein Deutschland-Gefühl?«
»Um Gottes willen, weshalb denn das?«
»Was treibst du in deiner Freizeit?«
»Ich habe kaum welche. Ich versuche, zu mir selbst zu finden.
Das ist sehr zeitaufwendig. Hast du denn ein Hobby?«
»Ja. Mein Hobby ist leben und manchmal macht es sogar
SpaÃ.«
»Was ist mit den Leuten, zu denen wir jetzt fahren?«
»Das ist meine Familie.«
In Prüm stieg ich in mein Auto und sie fuhr hinter mir
her.
»Das ist Maria«, sagte ich, als wir die Küche in Heyroth
betraten.
»Die Maria von Dickie Monschan«, sagte Emma. »Herzlich
willkommen. Wollt ihr was essen? Es gibt Räucherlachs auf Brot mit Meerrettich
oder Bratkartoffeln mit einem Spiegelei.«
»Räucherlachs«, sagte ich.
Maria wollte Bratkartoffeln, Rodenstock schloss sich an.
»Ich habe mich erkundigt, sie haben die Kranke in die
Psychiatrie nach Wittlich gebracht«, berichtete Rodenstock. »Du sollst morgen
da aufkreuzen und irgendwas unterschreiben. Wer diese Frau wohl ist? Das
Krankenhaus sagt, es könne Tage dauern, ehe sie spricht.« Dann gab er Maria die
Hand. »Herzlich willkommen. Nehmen Sie Platz.«
Ich setzte mich neben sie und schilderte die Szenerie im
Jagdhaus noch einmal in allen Einzelheiten.
»Passt es denn zu Dickie, eine hilflose Frau aufzulesen
und sie zu versorgen?«, fragte Emma aus der Küche.
»Und wie!«, antwortete Maria. »Sie hat schon streunende
Alkoholikerinnen aufgegabelt, sozial geschädigte Väter und und und. Aber sie
lässt einen hilfsbedürftigen Menschen nicht ohne medizinische Versorgung
liegen. Wenn an dieser Geschichte nicht irgendwas faul wäre, hätte sie einen
Weg gefunden, das Krankenkassensystem auszutricksen. Mir meine Karte geklaut
oder so.«
»Ich bringe den gekreuzigten Sven nicht mit dieser Frau
in Berührung. Genauso geht es mir mit dem Mordversuch an Svens Vater. Wie
passen das Gymnasium und Maschinenpistolen, Pater Rufus und eine in der
Jagdhütte versteckte Schockpatientin zusammen?« Emma verteilte die Bratkartoffeln,
darauf kamen die Spiegeleier â und das Ganze sah sehr nach Mutters vollen
Tellern aus.
»Vergiss Polen und den roten Porsche nicht«, ergänzte
Rodenstock. »Maria, hat Dickie je von Polen geredet?«
»Nie!«, antwortete sie sehr bestimmt.
»Ich war im Internet«, sagte Emma und trug die Teller zum
Tisch, »und habe ein bisschen zu Vater Dillinger recherchiert. Auf seiner
Homepage heiÃt es, er berät in allen juristischen Lebenslagen, seine
Spezialität seien aber Verträge auf dem Bau- und Investitionssektor. Darüber
hinaus dient er sich als Vermögensverwalter an. Sehr aufschlussreich ist das
alles nicht, wie üblich liest sich das im Internet bombastisch. Ich würde gern
en détail
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