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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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durch. Was ist zum Beispiel mit Steils Tagebuch?«
    Â»Das habe ich, ich habe es auch schon gelesen«, sagte er.
»Wir kommen übrigens jetzt zu dir. Emma, Kischkewitz und ich. Kischkewitz will
noch mal mit Julia reden. Sie soll sich ein paar Fotos angucken, vielleicht
erkennt sie ja einen der Besucher ihres Vaters wieder.«
    Â»Was ist mit Herbert?«
    Â»Viel hat das nicht mehr ergeben. Erzähle ich später. Ich
habe ihn nach Gerolstein zum Zug gebracht. Er ist heimgefahren nach Bonn.«
    Â»Dann bis gleich.«
    Jeanne und Clarissa saßen auf der Terrasse und hatten vor
sich Gläser mit Leitungswasser stehen.
    Â»Das ist Julia«, stellte ich vor. »Svens Schwester. Julia
hat ein massives Problem mit ihren Eltern, deshalb habe ich ihr Asyl angeboten,
bis alles etwas erträglicher ist. Im Übrigen kommen gleich auch noch
Rodenstock, Emma und Kischkewitz. Bleibt dem Wohnzimmer daher bitte fern,
Kischkewitz braucht wahrscheinlich einen Raum.«
    Â»Möchtest du dich frisch machen?«, fragte Clarissa sehr
praktisch.
    Â»Ja, eine Dusche wäre irre gut«, antwortete Julia. »Aber
ich habe überhaupt keine Klamotten dabei.«
    Â»Kein Problem. Nimm was von uns«, sagte Jeanne.
    Ich sah in meinen Eisschrank, weil ich ein guter
Gastgeber sein wollte. Es war nichts da, selbst die Eier waren aufgebraucht,
der Anblick hätte sogar Diätfreunde erschreckt.
    Â»Jemand muss einkaufen gehen«, sagte ich. »Wir sitzen auf
dem Trockenen.«
    Â»Und was?«, fragte Jeanne.
    Â»Alles. Von Brot bis Butter, von Fleisch über Wurst bis Käse.
Ihr könnt meinen Wagen nehmen. Kartoffeln und ein paar Dosen Gemüse –
irgendwas, was man kochen kann – wären auch nicht schlecht.« Ich hielt meine
Geldbörse hoch. »Kauft, was ihr mögt.«
    Â»Ich fahre«, sagte Clarissa zu Jeanne. »Du kümmerst dich
um Julia.«
    Â»Hat sich dein Vater eigentlich noch mal gemeldet?«
    Â»Ja. Er war auf dem Weg zurück nach München und hat
versprochen, nicht lockerzulassen.« Jeanne lauschte ihren Worten nach und
schickte dann »Der Arsch!« hinterher.
    Wenig später herrschte eine tröstliche Geschäftigkeit:
Über mir rumorten Jeanne und Julia im Bad, Clarissa war einkaufen und ich
versuchte, das Wohnzimmer auf Vordermann zu bringen. Währenddessen ließ sich im
Fernsehen jemand endlos über den einmaligen Torinstinkt von Miroslav Klose aus.
Im Eifer der Wortfindung nannte der Journalist den Fußballer ›Lieblingsklosi‹.
Ich wünschte dem Reporter unseren Fall auf den Hals.
    Maria Pawlek rief an und sagte mit genervter Stimme: »Ich
mache jetzt Schluss hier, ich komme dich besuchen.«
    Â»Hast du etwa gekündigt?«
    Â»Nein«, lachte sie. »Ich habe nur für heute die Nase
voll.«
    Â»Ich freu mich auf dich.«
    Selten war mein Hausstand in so kurzer Zeit in einem solchen
Umfang gewachsen: Kischkewitz’ alter Mercedes rauschte auf den Hof. Ihm folgte
jemand auf einem schweren Bike. Nur Sekunden später trafen auch Emma und Rodenstock
ein.
    Â»Grüß dich. Die Waffe muss ins Landeskriminalamt nach
Mainz«, sagte Kischkewitz.
    Der Kradfahrer grinste mir zu und hielt die Hand auf:
»Die Knarre, bitte.«
    Ich holte meine Weste, zog die Magnum aus der Tasche und
gab sie ihm.
    Kischkewitz fischte nach dem Laptop auf seinem Rücksitz.
»Wo ist die kleine Dillinger?«
    Â»Oben im Haus. Sie duscht und zieht sich um. Sie will im
Moment nicht zurück zu ihren Eltern.«
    Der Biker hob grüßend die Hand und gab Vollgas. Die
Maschine war lauter als die Kirchenglocken nebenan.
    Â»Hast du zufällig ein kaltes Bier da?« Kischkewitz hatte
nun alle seine Siebensachen beisammen.
    Â»Zufällig nicht, aber das lässt sich ändern.«
    Ich rief Clarissa an, die dem Lärm nach zu urteilen
mitten im Supermarkt stand. »Rette meine Ehre und bring auch noch einen Kasten
Bier mit.«
    Â»Geht klar«, antwortete sie beruhigend.
    Ich vermisste Emma und Rodenstock und fand sie in der
Küche. Emma starrte in meinen leeren Eisschrank und war offensichtlich
schockiert, Rodenstock stierte abwesend aus dem Fenster.
    Hinter mir erkundigte sich Kischkewitz: »Darf ich dein
Wohnzimmer besetzen?«
    Â»Selbstverständlich«, nickte ich.
    Â»Der Kaffee in der Kanne ist abgestanden«, äußerte Emma
in einem Ton, als habe sie immer schon gewusst, dass hier ein Irrer

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