Eifel-Kreuz
die Terrasse und sagte: »Es gibt frischen
Kaffee.«
Auch Jeanne setzte sich zu uns. »Julia ist jetzt im Wohnzimmer
bei dem Kriminalbeamten. Sauber und gut duftend.«
»Verdammte Hacke!«, stieà Rodenstock wütend hervor. »Wenn
Rufus doch nur den Mund aufmachen würde. Aber ihn können wir ja nicht mehr
fragen.«
»Können wir doch!«, schnaubte Emma. »Lasst uns einfach zu
ihm hinfahren und ihn auf der StraÃe abpassen.«
»Deine vornehme Zurückhaltung schmückt dich sehr.«
Rodenstock sah sie liebevoll an. »Vielleicht sollten wir das tatsächlich
versuchen.«
»Er wird uns weiter anlächeln und schweigen«, warnte ich.
»Wenn wir ihn hart genug angehen, vielleicht nicht«, meinte
Emma gut gelaunt.
»Wie willst du das anstellen?«, fragte ihr Ehemann.
»Ganz einfach.« Sie überlegte keine Sekunde. »Ich frage
ganz direkt: Hat es Freude bereitet, Sven Dillinger zu kreuzigen?«
Mir verschlug es den Atem und auch Rodenstock hatte
keinen Spruch mehr zur Hand. Er murmelte: »Das Schlimme ist, dass Emma so was
bringt.«
Maria Pawleks kleines Auto rauschte auf den Hof, sie entdeckte
uns durch den Dschungel meines Knöterichs und lief zu uns.
»Das scheint hier eine ständige Versammlung zu sein«,
stellte sie fest. Ungeniert küsste sie mich auf das linke Ohr, weil sie anderes
nicht traf.
»Ehe Sie sich setzen, junge Frau«, wandte sich Rodenstock
gleich an sie. »Kennen Sie einen Markus? Es muss jemand sein, den Thomas Steil
um Rat gefragt hat.«
»Markus? Das kann nur Markus Olten sein. Olten war bis vor
acht Jahren Priester im Hillesheimer Bereich. Dann gab es Stunk wegen einer
Frau. Er hat seinen Job geschmissen und die Frau geheiratet. Markus Olten ist
ein ganz Kluger. Dickie hat ein paarmal seinen Rat gesucht, als es ihr so dreckig
ging.«
»Kann man mit dem reden?«, fragte ich.
»Sicher, der hat immer ein offenes Ohr«, antwortete sie.
»Ich meine, der wohnt â¦, warte mal, der wohnt in Deudesfeld.«
»Okay, danke«, sagte ich. »Den würde ich gern übernehmen.«
»Und ich nehme mir Pater Rufus vor!«, befand Emma. »Das
wollen wir doch mal sehen.«
Die Tür zum Wohnzimmer öffnete sich und Kischkewitz trat
heraus. Er hielt sich das Kreuz und murmelte schmerzerfüllt: »Ohhh!« Dann
erklärte er: »Wir beide brauchen eine Pause, Julia und ich. Aber wir kommen gut
voran.«
»Das Bier müsste gleich eintreffen«, sagte ich.
Nun trödelte auch Julia in den Garten, sie wirkte sehr
nachdenklich und hockte sich auf eine Liege, wollte offensichtlich allein sein.
Sie starrte in den Teich und rief plötzlich hell: »Da ist
eine Kröte!«
»Das ist Hulda«, erklärte ich. »Sie ist schon das dritte
Jahr hier, aber immer noch sehr zurückhaltend.«
Endlich kehrte Clarissa vom Einkauf zurück und wir halfen
ihr, die Dinge in die Küche zu tragen.
Sie sagte: »Emma, ich habe an ein Chili gedacht, mit Putenfleisch,
höllisch scharf, weiÃt du. Mais, Bohnen, Paprika, grüne Bohnen, Sahne â¦Â«
»Grüne Bohnen?«, fragte Emma entsetzt. »Bist du verrückt?
Das ist der Tod von Chili. Meine Tante Agnes sagte immer: Gib niemals was ins
Chili, was lasch schmeckt!«
Ich packte drei Flaschen Bier auf das Eis.
»Und was ist mit groÃen weiÃen Bohnen?«, fragte meine
Tochter eingeschüchtert.
»Die kann man nehmen!«, bestätigte Emma. »Hast du
Chilipfeffer?«
»Ich habe vier Sorten Pfeffer. Papa hat mir leichtsinnigerweise
seine Geldbörse gegeben.«
Emma wandte sich mir zu und fragte lächelnd: »Wie gefällt
dir denn der Betrieb hier?«
»Sehr gut«, sagte ich. »Fehlt eigentlich nur noch Tante
Anni.«
»Die ist unterwegs, ich habe ihr Bescheid gesagt«,
grinste Emma.
Das erinnerte mich an die Flasche mit der echten Nelchesbirne.
Ich füllte ein kleines Gläschen und stapfte zu Kischkewitz, der am Teich stand
und offensichtlich nach Erleuchtung suchte.
»Hier ist etwas für deine Seele«, sagte ich. »Julia, was
möchtest du? Cola, Wasser oder eine Apfelschorle?«
»Ein Bier, bitte«, sagte sie.
Ich sah Kischewitz an und er nickte: »Ein Glas ist genehmigt.
Sie macht das groÃartig.«
Maria Pawlek spazierte durch den Garten auf uns zu, einmal
mehr fand ich, sie war eine schöne Frau.
»Willst du auch einen
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