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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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breitete.
    Die Alte Klause musste auch mal eine Gaststätte gewesen
sein, denn ich entdeckte die schäbigen Reste einer Bierreklame. Alle
Türöffnungen, alle Fenster waren mit Brettern vernagelt, ich sah keine Chance, von
der Straße aus in das Gebäude zu kommen. Und da man flüchtige Sechzehnjährige
nicht durch Geschrei verscheuchen sollte, rief ich auch nicht. Ich ging um den
Bau herum.
    Auch von hinten konnte ich das Gebäude nicht betreten,
aber auf der Schmalseite befand sich ein Niedergang in den Keller, der mir
einigermaßen vertrauensvoll erschien. Ich stieß auf eine alte Eisentür, die
weit offen stand. Ich fragte mich verwirrt, wie ein sechzehnjähriges Mädchen
von Stadtkyll bis hierher gekommen war. Immerhin ging es um eine Entfernung von
rund dreißig Kilometern. War sie per Anhalter gereist, besaß sie ein Moped,
hatte sie sich von einem Freund fahren lassen?
    Was gab mir eigentlich die Gewissheit, dass sie hier war?
    Die Wände waren schwarz von der Zeit, es war stockdunkel
und meine leisen Schritte hallten, als bewege ich mich in einem Gewölbe. Ich
dachte an nächtliche Streifzüge durch den Wald, bei denen selbst gestandenen
Männern unheimlich zumute wurde, weil sie die Geräusche um sie herum nicht
deuten konnten. Ich blieb stehen, lauschte in das Haus hinein und hörte
zunächst absolut nichts.
    Dann vernahm ich das Tropfen von Wasser oder einer anderen
Flüssigkeit. Der Abstand zwischen den Tropfen war gleichmäßig, ungefähr drei
Sekunden. Es kam von irgendwo über mir.
    Plötzlich war der Gang zu Ende, ich musste irgendetwas
übersehen haben. Eine Tür oder einen Treppenaufgang.
    Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Finsternis, ich
konnte das helle Rechteck des Eingangs gut erkennen und sah dann auch die Tür,
die ich vorher nicht bemerkt hatte.
    Ich blieb wieder stehen. Sie war sehr alt und aus Holz,
aber die Aufhängungen blitzten wie neu. Jemand hatte sich sehr viel Mühe
gemacht. Die Klinke war ebenfalls neu, die Legierung schimmerte wie Chrom.
    Eine kindliche Stimme sagte: »Die Tür ist auf.«
    Sie hat mich gehört, dachte ich, drückte die Tür auf und
stand in einem schmalen Gang, von dem aus eine Treppe in das Erdgeschoss
führte.
    Sie mündete in einen großen, dunklen Raum. In einer Ecke brannte
eine Petroleumfunzel, das Mädchen saß seitlich davon in einem alten Sessel.
    Es war wie ein Wiedersehen mit dem gekreuzigten Sven, so
groß war die Ähnlichkeit mit ihrem Bruder. Das gleiche blonde Haar, der gleiche
schmale Kopf, die beinahe asketischen Züge vom Jochbein bis zum Kinn. Ich erinnerte
mich, dass Emma über Sven gesagt hatte, er sei ein schöner Mensch. Das traf
auch auf Julia zu.
    Â»Ich gehe nicht mit nach Hause«, sagte das Mädchen sehr
entschieden. »Das will ich nicht.«
    Â»Wegen mir musst du auch nicht«, sagte ich. »Mein Name
ist Siggi Baumeister, ich bin Journalist und recherchiere im Fall deines
Bruders. Dickie Monschan hat mir den Tipp gegeben, dass du hier sein könntest.
Mit deinen Eltern habe ich nichts zu tun, die wissen gar nicht, dass ich hier
bin. Wir hatten Angst, dass du entführt worden bist. Von den Leuten, die
versucht haben, deinen Vater umzubringen.«
    Â»Weshalb sollen die mich denn entführen? So ein Scheiß!«
    Â»Na ja, damit dein Vater nichts sagt.«
    Â»Was soll der denn nicht sagen?« Das klang spöttisch,
fast überlegen.
    Â»Keine Ahnung«, gab ich zu.
    Neben dem Sessel stand eine Kiste, über die ein blaues
Handtuch gebreitet worden war. Darauf lagen ein Brot, eine Schachtel Margarine,
ein Glas mit Marmelade. Die Petroleumfunzel hing an einem Haken in der Decke.
Ein Bild äußersten Friedens.
    Â»Im Ernst, warum verkriechst du dich hier?«
    Â»Weil es hier gut ist«, antwortete sie. Sie trug Jeans,
breite Sandalen und ein leuchtend pinkfarbenes Oberteil.
    Â»Besitzt du ein Moped oder so was?«
    Â»Nein. Isabell hat mich gefahren.«
    Â»Isabell Prömpers?«
    Â»Ja.«
    Â»Bruder Rufus ist versetzt worden, weißt du das schon?«
    Â»Ja. Meine Mutter hat das gesagt.«
    Â»Woher wusste sie das?«
    Â»Papa und Rufus sind doch befreundet.«
    Â»Aber dein Freund ist Rufus nicht?«
    Â»Nein.«
    Â»Warum nicht?«
    Â»Weil Rufus nicht sauber tickt. Das ist ein linker Hund.«
    Einen Moment war es still. Ich wusste nicht, was ich als
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