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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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wohnte.
    Â»Dann koch doch neuen«, riet Rodenstock säuerlich.
    Â»Europa wird an der Nichtachtung der Hausfrau zugrunde
gehen«, gab Emma zurück.
    Â»Rodenstock, komm, erzähl mir von Steils Tagebuch.«
    Wir gingen auf die Terrasse, hockten uns hin und sahen in
den Garten, der in der Sonne lag. Meine Kröte quakte eintönig, Libellen waren
über dem Wasser, ein Zitronenfalter quirlte umher.
    Â»Es gibt keine Schmetterlinge in diesem Jahr, sie sterben
aus«, teilte ich mit.
    Â»Uns wird es gelingen, den Planeten kaputtzukriegen«, war
Rodenstocks Kommentar. »Ja, Thomas Steil und sein Tagebuch. Er schrieb übrigens
gar nicht auf Altgriechisch, er benutzte nur das alte griechische Alphabet.
Seine Sprache ist klar und er verwandte keine Kürzel. Meistens notierte er aber
Gedanken mit nur einem Satz, insofern ist manches schon noch
interpretationsbedürftig. Etwa vier Monate vor seinem Tod wusste er, dass er
gefeuert werden würde. Wörtlich schreibt er: ›Sie werden mir keine Chance
geben, ich werde ein neues Leben suchen müssen.‹ Neben allem anderen bereitete
ihm dabei Kummer, dass er denunziert worden ist. Einige Mitglieder seiner
Gemeinde hatten anonyme Briefe an das Generalvikariat in Trier geschickt. Steil
bat schriftlich darum, diese Schreiben sehen zu dürfen, aber das Generalvikariat
verweigerte ihm das, das sei nicht möglich. Irgendwie muss er aber doch in den
Besitz von Kopien dieser Briefe gekommen sein, insgesamt waren es acht. Frau
Steil hat sie leider nicht gefunden, ich habe sie gefragt. Mit einem Brief
setzt sich Steil detailliert auseinander. Darin wird ihm vorgeworfen, im Stande
der Todsünde zu verharren und auf Jugendliche einen höchst verwerflichen und
verderblichen Einfluss auszuüben. Steil kommentiert das folgendermaßen:
›Fantastisch formuliert und brillant geschrieben, das kann nur von Rufus sein.‹
Er forschte nach, er wollte es genau wissen. Und drei Wochen vor seinem Tod
stand für ihn fest: Der Absender dieses einen Briefes war tatsächlich Rufus.
Ich kann dir nicht sagen, wie Steil den Beweis dafür gefunden und wie der
Beweis ausgesehen hat. Dann, zwei Tage später, die Bemerkung: ›Rufus weiß, dass
ich es weiß.‹ Wieder zwei Tage später: ›Er wird mich vernichten wollen.‹ Dann
steht da plötzlich: ›Er hat erfahren, dass ich in Polen war, und auch von der
Slowakei weiß er.‹ Zwischendurch bin ich auch immer wieder auf ganz persönliche,
intime Bemerkungen gestoßen. Zum Bespiel, das hat mich wirklich gerührt: ›Ich
habe geträumt, dass ich mit meiner Frau schlafe und dass ich sehr glücklich bin.‹
Eine andere Bemerkung gibt mir zu denken: ›Wie sollen diese jungen Menschen
gegen eine solche Bedrohung ankommen?‹ Dann ein sehr brachialer Satz:
›Eigentlich müsste ich Rufus töten.‹ Einen Hinweis, warum er Rufus töten
müsste, habe ich nicht gefunden. Dafür die Feststellung: ›Rufus vernichtet
Menschen zur Ehre Gottes.‹ In der Folge werden die Bemerkungen immer düsterer,
sind von Depression gezeichnet. Er schreibt: ›Gott hat mich verlassen.‹ Oder:
›Ich habe Gottes Ruf nicht mehr gehört.‹ Dann kommt Sven ins Spiel. Steil hat
notiert: ›Rufus wird Sven vernichten. So viel Macht bei einem einzigen Mann.‹
Und dann taucht jemand auf, den wir nicht kennen. In dem Tagebuch steht: ›War
bei Markus. Der rät dringend, den Job aufzugeben und fortzugehen. Er sagte: Sonst
wirst du sterben oder getötet.‹ Markus wird drei Tage hintereinander erwähnt.
›Markus sagt: Geh fort!‹, ›Markus sagt: Rufus ist eine Schlange!‹, ›Markus
sagt: Rufus wird dich anlächeln und mit beiden Händen das Messer führen.‹ Drei
Tage vor seinem Selbstmord schreibt Steil: ›Ich wünsche diesen Kindern alles
Glück der Welt.‹ Ich nehme mal an, das bezieht sich auf die Clique, denn die
wird öfters erwähnt. Als habe sich Steil als Schutzpatron der Jugendlichen
gefühlt. Kann natürlich auch sein, dass er seine eigenen Kinder meinte. Wie
auch immer, er hat sich buchstäblich zu Tode gequält. Und sein großer
Gegenspieler war eindeutig Pater Rufus.«
    Â»Dann müssen wir also diesen Markus suchen. Allerdings
gibt es in der Eifel Markusse wie Sand am Meer.«
    Â»Vielleicht weiß Julia, wer das ist. Oder Dickie.«
    Emma kam auf

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