Eifel-Kreuz
erheitertes Glucksen. »Sind Sie
katholisch?«
»Ja, ja, ich habe es schon kapiert.«
»Vergessen Sie nicht, auch die katholische Kirche ist ein
Wirtschaftsunternehmen und hat in den Reihen ihrer Priester exzellente
Fachleute. Die Jesuiten sind in dieser Richtung immer schon bahnbrechend
gewesen. Ich erinnere Sie daran, dass der Vatikan Besitzer einer Pharmafabrik
für Antibabypillen war. Oder denken Sie an die Kokainkriege in Kolumbien. Das
Bargeld der Dealer wurde in Plastiktüten aus den USA geflogen. Es war so viel
Bargeld, dass deswegen eigens Offshorebanken aufgemacht wurden. Sie stellten
Hausfrauen an, die Tag für Tag acht Stunden lang Bargeld zählten. Und einige
dieser ehrenwerten Institute gehörten der katholischen Kirche. Das mag heute
kein Mensch mehr hören, aber es bleibt Tatsache.« Sikorski lachte auf. »Wobei
sich die Kirchen da alle nichts tun und wobei auch die Kirchen nicht vor
Missmanagement gefeit sind. Kennen Sie den Fall der reichsten evangelischen
Kirchengemeinde Deutschlands, der Evangelischen Kirche zu Düren? Die hat mal
sehr viel Geld und Grund von Industriellen bekommen. Kennen Sie die Arie?«
»Nein, nie gehört.«
»Es beginnt mit einer glücklichen jungen Mutter. Eines
Tages beklagt sie sich gegenüber ihrem Vater so nebenbei über die Unmengen von
Windeln, die ein Baby verbraucht. Wie die die Abfalltonnen verstopfen und ja
auch übel riechen. Vielleicht, erwidert der frischgebackene Opa, vielleicht
gibt es eine Lösung. Er recherchiert und stellt fest: Krankenhäuser,
Kinderkliniken und Altersheime veranschlagen jährlich vierzigtausend Euro für
die Entsorgung dieser dämlichen Windeln. Der Opa beginnt zu tüfteln und er ist
genial: Er erfindet eine Maschine, in die man die Einwegwindeln reinstopft,
dann drückt man auf einen Knopf und übrig bleibt von jeder Windel nur eine
Handvoll. Diese Maschine ist nur wenig gröÃer als eine Waschmaschine und der
Preis bewegt sich weit unter zwanzigtausend Euro, das heiÃt, das Ding macht
sich nach dem ersten Jahr bezahlt. Und nun kommt die Evangelische Kirche zu
Düren ins Spiel. Der geniale Erfinder wendet sich an eine evangelische Beschäftigungsfirma,
in dem Glauben: Wenn ich irgendwo garantiert nicht übers Ohr gehauen werde,
dann da! In der Leitung dieser Gesellschaft sitzen ehemalige Betriebsräte. Die
sind nicht doof, sondern kapieren sofort, was dieses Maschinchen wert sein
kann, aber sie haben keine Ahnung von Finanzen, von Handel, von der Logistik
und von der Technik. Sie schaffen es in zwei Jahren nicht, einen brauchbaren
Prototyp herzustellen. Der erfinderische Opa ist langsam mit den Nerven fix und
fertig. Nun kommt dem Superintendenten der evangelischen Kirche des Rheinlandes
der Fall zu Ohren. Wütend fragt er: âºWie konnte es dazu kommen, diese Sache
diesen Betriebsräten zu verantworten? So ein groÃes Rad können die doch gar
nicht drehen!⹠Aber da ist es schon zu spät und der Kirchenboss muss schlucken,
dass in Kirchenverordnungen festgelegt ist, dass er der Gemeinde in Düren in
wirtschaftlichen Fragen sowieso nicht reinreden darf. Er darf ihr in derartigen
Unternehmungen keinerlei Weisung erteilen, selbst dann nicht, wenn dabei nichts
als ein Skandal herauskommt.Und wie geht es weiter? Der geniale
Erfinder steigt aus, meldet ein neues Patent an, denn inzwischen hat er
herausgefunden, dass die Maschine unter Zusatz spezieller Chemikalien aus einer
Windel einen Rest fabriziert, der bequem in einer Streichholzschachtel Platz
hat. Die Betriebsräte sind jedoch mittlerweile so wild auf die Windelzerkleinerungsmaschine,
dass sie bei der EU in Brüssel um Fördergelder bitten. Und die EU stimmt zu und
schickt Fördergelder. Das Verrückte ist nun, dass das erweiterte Patent den
Herren Betriebsräten gar nicht mehr zu Verfügung steht, sie können nur eine
schon überholte Technik bauen. Der geniale Erfinder ist inzwischen bei einem
indischen Stahlkonzern vor Anker gegangen. Die in Düren entwickelte
Windelzerlegungsmaschine, die todsicher ein Hit wird, wird also demnächst aus
Indien importiert.« Sikorski räusperte sich. »Was lehrt uns das? Es gibt auch
in den Kirchen finanzielle Idiotien,die so hanebüchen sind, dass man es
nicht glauben mag. Aber gleichzeitig muss man immer wissen, dass derartige
Geschichten in Kirchen besonders gern vorkommen, weil Kirchen eines perfekt beherrschen:
das
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