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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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informiert?«
    Schweigen, bedrohliches Schweigen, dann eine mühsam
unterdrückte Heiterkeit, leises Gelächter. »Kaufen Sie mir ab, dass Väter
gelegentlich völlig irre sind?«
    Â»Das kenne ich von mir selbst«, sagte ich im Brustton
mühsam erlernter Souveränität.
    Â»Man sieht so ein Mädchen aufwachsen, dann entwickeln
sich weibliche Formen und man stellt fest, das Kind wird immer hübscher. Es
entdeckt die Macker dieser Welt und schwärmt beim Frühstück von einem gewissen
Mike aus der Nachbarschaft. Dem Vater war bis dato völlig entgangen, was das
für ein toller Typ ist, er war der Ansicht, dieser Mike sei ein widerlicher
Macho, der mehr Gel am Kopf hat als Hirn. Manchmal habe ich regelrecht Panik bekommen,
wenn ich mir anschaute, was sie da an Männlichkeit ins Haus schleppte. Und
dann, wenn sie glaubte, man bekäme das nicht mit, dieses laszive Gehabe! Meine
Tochter, das unbekannte Wesen, meine Tochter, die schöne Frau, die mit all den
pickligen Heinis auf alte Matratzen geht, so dachte ich. Großer Gott, was habe
ich für einen Affen aus mir gemacht. Meine Frau war da gelassener, die hat gelächelt,
wenn ich mich ereiferte.Irgendwann später haben wir uns mal
unterhalten, da habe ich Gabriele erzählt, wie sich das für einen Vater
anfühlt, wenn die Tochter solche Jünglinge anschleppt. Und ich habe ihr die Namen
hingeworfen, Mike, Fabian, Thomas, Gerd und wie sie alle hießen. Daraufhin hat
sie gegrinst und gesagt: ›Papi, mit denen hatte ich zwar was, aber wir haben
nicht miteinander geschlafen. Beruhige dich doch endlich!‹«
    Sikorski verstummte, ich realisierte, dass er weinte.
    Er sagte gepresst: »Scheiße, Scheiße, Scheiße!«
    Â»Wir hören besser auf«, murmelte ich. »Es tut mir leid …«
    Â»Nein, nein, nein«, unterbrach er mich hastig. »Das geht
gleich wieder. Fragen Sie weiter.«
    Trotzdem beschloss ich, das Thema Gabriele erst mal ruhen
zu lassen. »Mal was ganz anderes. Mir ist heute zugetragen worden, dass vom
Konto der Stiftung des Gymnasiums, das Sven Dillinger besuchte, drei Millionen
Euro verschwunden sind. Es sieht so aus, als sei das Geld bar abgehoben worden
…«
    Â»Darf ich Sie kurz unterbrechen, Herr Rodenstock hat mich
vorhin schon deswegen angerufen und mir die Situation erklärt. Dieses private
Gymnasium des Ordens der Knechte Christi wird von einem Pater Rufus gemanagt.
Und es gibt eine Stiftung, die unter anderem durch hohe Spenden Dillingers
gespeist wird. Das Konto der Stiftung ist nur zugänglich für Pater Rufus und
für Dillinger, der Vorsitzender der Stiftung ist. Ist das bis hierher richtig?«
    Â»Richtig«, sagte ich.
    Â»Kommen wir zu den verschwundenen Millionen. Eine
Barabhebung scheint mir zumindest zweifelhaft. Ich habe mich mit meinem Freund,
dem Bankmann, unterhalten. Keine Bank in der Eifel hat drei Millionen in bar
auf Vorrat im Keller liegen. So etwas muss angemeldet werden. Und dann hätte
das unter den Banken die Runde gemacht. Denn diese Geldleute sind gut vernetzt,
glauben Sie mir, und eine Barabhebung von drei Millionen erlebt man auch nicht
alle Tage. Vielleicht wäre es sinnvoll, erst mal herauszufinden, woher die
Millionen auf dem Stiftungskonto genau stammen. Stammen die alle aus Spenden
Dillingers? Wohl kaum, so viel wird er auch nicht zu verschenken haben. Wer
sind die Spender? Oder verhält sich alles ganz anders und die Millionen sind
plötzlich auf dem Konto aufgetaucht? Wer sind die Absender? Lässt sich das
recherchieren? Sind es Personen, Firmen oder Ungenannte? Mit anderen Worten:
Wird die Stiftung dazu benutzt, Geld zu waschen? Eine andere Möglichkeit, die
mir einfällt, was man Schönes mit so einem Stiftungskonto machen kann, ist
zocken: riskante, kurzzeitige Spekulationsgeschäfte. Da kann man so eine
Million schon mehren, andererseits aber auch viel verlieren. Also ist auch die
Frage spannend, ob und wie das Geld normalerweise bewegt wird. Ihr Hacker, von
dem Sie das mit den drei Millionen haben, sollte mal genau die Spuren des
Geldes verfolgen.«
    Â»Ich kann ihn anrufen, ich werde ihn bitten. Aber wo können
denn in diesem Fall schmutzige Gelder herkommen?«
    Â»Da, wo sie immer herkommen: Prostitution, Waffenhandel,
Drogen, illegale Spielbetriebe …«
    Â»Moment, Moment, Pater Rufus ist immerhin ein katholischer
Priester!«
    Â»Ja, und?« Ich hörte ein

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