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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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hat ihm anfangs eine Postkarte geschrieben. Noch an unsere Adresse in Trier. Da stand ein Satz drauf, der alles klarlegt:
Komm in einer Woche, dann habe ich Zeit für dich. Gruß Ana
. Und ein Stempel mit ihrer Adresse. Die treibt das beruflich. Habe ich immer vermutet. Die ist unserem Herrn ein Gräuel.« Sie wirkte verkrampft, sie hielt sich mit beiden Händen am Tisch fest.
    »Wenn ich zusammenfassen darf«, murmelte Rodenstock. »Ihr Sohn hat vor drei Jahren sein Elternhaus in Trier verlassen. Er hat sich bei Ihnen nie mehr gemeldet. Also haben Sie Ihren Sohn auch nicht gesehen oder gar unterstützt. Oder doch? Gelegentliche Geldzuwendungen auf sein Konto?« Er sah den Vater an.
    Der schüttelte nur schnell den Kopf.
    Rodenstock fuhr fort: »Und jetzt sind Sie gekommen, um seine Wege nachzuzeichnen, wie Sie sagen. Aber jetzt ist er tot.« Er schüttelte den Kopf. »Ich danke Ihnen für Ihre Zeit.«
    Wir standen auf und gingen hinaus. Erst als ich Markus sah, fiel mir auf, dass wir gar nichts bestellt hatten, nicht einmal ein Wasser.

4. Kapitel
    Die sind ganz arm dran«, sagte Rodenstock unterwegs. »Die möchte ich am liebsten vergessen.«
    »Das hat der Sohn auch schon versucht«, bemerkte ich.
    Meine Freisprechanlage meldete sich blechern. Es war Tessa. »Wo bist du jetzt?«, fragte sie.
    »Mit Rodenstock auf dem Weg nach Heyroth. Wo bist du?«
    »In Trier. Könnt ihr mir helfen?«
    »Selbstverständlich. Worum geht es?«
    »In Bodenbach am Ahrberg, südlicher Hang. Ihr könnt das nicht verfehlen. Es geht um Schusswaffengebrauch. Die Nachricht kam vor drei Minuten über unsere Leitstelle. Ich habe keine Leute vor Ort. Bis jetzt wissen wir gar nichts. Kannst du nachschauen, was da ist?«
    »Oh nein, nicht schon wieder!«, sagte Rodenstock widerwillig. »Wir sehen nach und sagen dir Bescheid.«
    »Eine Streife ist schon unterwegs«, sagte sie. »Notarzt auch. Bis bald. Ach so, ja, was für einen Eindruck machen Blues Eltern auf euch?«
    »Keinen guten«, erwiderte Rodenstock knapp. »Merkwürdige Leute. Die waren drei Jahre lang feige und ahnungslos. Ich rufe dich an.«
    »Emma hat sich gemeldet. Es geht ihnen gut, sie sind auf der Fahrt nach Auschwitz. Ich soll euch grüßen. Tante Liene hat zum ersten Mal gelacht.«
    »Ausgerechnet da«, murmelte ich. »Bis später.«
    »Sollte ein Schusswaffengebrauch in dieser Gegend zunehmend das Gespräch ersetzen, gehen wir rosigen Zeiten entgegen«, brummte Rodenstock. »Weißt du, wie du da hinkommst?«
    »Ja, Euer Gnaden!«
    Bongard und Bodenbach, die dörflichen Nachbarn, versprachen schmale Straßen, eine wunderschöne Landschaft in überwältigender Einsamkeit, herrliche Waldhöhen und eine Menge Kurven. Man hatte richtig zu arbeiten.
    Es war allerdings nicht nötig, irgendeinen Eingeborenen nach dem rechten Weg zu fragen, weil der Schusswaffengebrauch, von dem Tessa gesprochen hatte, deutlich markiert wurde – durch mindestens drei Schlepper und etwa fünf PKW. Das war, gemessen an den Einwohnerzahlen, eine ungewöhnlich hohe Dichte.
    Der Weg führte rechts an einem Wiesental entlang hangaufwärts, und das Zentrum des Geschehens lag etwa drei- bis vierhundert Meter entfernt am Ende der motorisierten Kolonne, die in reiner Neugier nachschauen wollte. Es war sonst absolut nichts los.
    Das war natürlich ein gefundenes Fressen für Rodenstock, der sowieso leicht säuerlich war, weil ihm Blues Eltern immer noch schwer auf der Seele lagen. Er ließ erst einmal sein Fenster herunter und brüllte: »Platz da! Machen Sie Platz!«
    »Hör auf damit!«, fuhr ich ihn an. »Kein Mensch hört dich. Die sind alle da vorne. Beim Schusswaffengebrauch!«
    »Die stellen den Weg zu, die Deppen!«, schrie er. »Verdammte Hacke!«
    »Lass es sein«, sagte ich und rasierte haarscharf an den Fahrzeugen vorbei, weil der Wiesenweg sehr schmal war, rechts eine steile Böschung verlief und links dichte Schlehenbüsche standen.
    Es kam eine Gruppe von drei Kiefern auf der linken Seite des Weges. Dort standen mehrere Männer um einen anderen herum, der auf dem Rücken lag und ein fahlweißes Gesicht hatte, sich aber nicht erkennbar bewegte. Einer der Männer kniete neben ihm.
    Ich fuhr zwanzig Meter weiter und konnte links am Rande der Wiese parken.
    »Schnell fotografieren!«, bestimmte Rodenstock im Befehlston. »Sonst fehlen alle Vergleichswerte.« Er war und blieb ein Profi.
    Ich machte eine Kamera fertig, ging zu der Gruppe und sagte: »Geht mal zur Seite, Leute. Einfach ein paar

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