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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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also kommen und bitte dich um ein Bett. Ist das in Ordnung?«
    »Ja, ja, du hast ja den Schlüssel«, antwortete ich, und das klang viel genervter als beabsichtigt. Ich wollte es wiedergutmachen, aber damit wurde es nur noch schlimmer: »Du kannst hier bei uns gar nichts ausrichten. Es gibt keinen Tatort, es gibt nicht einmal eine nachvollziehbare Handlung. Der Mann wurde ziemlich brutal abgeschossen. Ich fürchte, du verschwendest deine Zeit, wenn du hier aufkreuzt.«
    Sie wurde schnell giftig. »Ich dachte, du freust dich darüber, dass ich komme.«
    »Natürlich freut mich das.« Ich hörte mir selbst zu und dachte: Baumeister, du klingst wie ein vollkommen unbeteiligtes Arschloch!
    »Und im Übrigen!«, erläuterte sie mit Ausrufezeichen. »Stell dir vor, ich sitze hier in Trier und lese in der Tageszeitung, dass in der Eifel ein Heckenschütze aufgetaucht sei. Irgendwer muss in der Mordsache Henrici ins Blaue fabuliert und einen Sniper vermutet haben. Und es heißt, die zuständige Staatsanwältin mache sich nicht einmal die Mühe, dort aufzutauchen und nach dem Rechten zu sehen und …«
    »Ich habe es kapiert«, unterbrach ich sie schnell und mit schlechtem Gewissen. »Komm einfach her, du hast den Hausschlüssel.«
    Sie unterbrach die Verbindung, sie war sauer, das war nicht zu überhören.
    Eine Glanzleistung, Baumeister, ich gratulierte mir selbst.
    »He!«, bemerkte ich verblüfft. »Was macht denn der Patt da?«
    »Er versucht, die Position des Schützen herauszufinden«, sagte Rodenstock.
    Patt zog mit kräftigem Gang durch das Wiesental und war schon etwa hundert Meter entfernt.
    »Das will ich erleben«, sagte ich und ging hinter ihm her.
    Das Tal war still und sehr friedlich, und über unseren Köpfen zogen zwei Rotmilane ihre Kreise. Wahrscheinlich waren es dieselben, die ich von Zeit zu Zeit über meinem Dorf beobachten konnte.
    Patt erreichte den Wiesenweg auf der anderen Seite des Tales und bemerkte leicht bissig: »Geh mir mal aus der Sonne, Mann.« Er hatte ein merkwürdiges Gerät bei sich, etwas, das aussah wie eine zu groß geratene Taschenlampe, schwarz und dick. »Ich nehme an, dass er nicht nur ein Zielfernrohr hatte, sondern auch ein Lasergerät, das das Ziel mit einem roten Punkt versieht.«
    »Und weshalb traf er dann nicht tödlich?«, fragte ich.
    »Du brauchst nur eine um ein Zehntelmillimeter abweichende Position. Und das ist schon der Fall, wenn du nicht richtig atmest«, erklärte er ruhig. »Das erwähnte ich schon: Du musst das richtig üben, wenn du Mitbürger erschießen möchtest. Das mag merkwürdig klingen, aber wir kennen das, es passt durchaus zum Täterprofil eines Snipers, der schießt nicht auf Dosen oder Kaninchen um zu üben.«
    »Dann nimm da die Weide«, sagte ich. »Da hat er einen kleinen Ast abgebrochen, der ihm im Weg war.«
    Holger Patt drehte sich zu der Stelle, auf die ich wies. »Tatsächlich!«, sagte er hell. »Baumeister, der geniale Trapper und Fallensteller. Fass den Zweig nicht an, vielleicht trug er keine Handschuhe. Obwohl ich das nicht glaube. Glaube ich das nicht? Nein, das glaube ich nicht.«
    »Jetzt geht das schon wieder los«, bemerkte ich schlecht gelaunt.
    »Ja, ja«, gab er zurück. »Aber wenn du jetzt Rodenstock da drüben anschaust, dann bemerkst du, dass mein roter Punkt genau auf ihm herumzittert. Ungefähr auf seinem Bauch, siehst du das?«
    »Ich lehne es ab, Rodenstocks Bauch zu beobachten. Einen roten Punkt kann ich auch nicht erkennen.«
    »Dann solltest du schleunigst deinen Augenarzt konsultieren.« Seine Stimme zitterte in satter Zufriedenheit. »Die Jugend heutzutage ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Also, wenn ich diese Weide betrachte und sehe, wo der Ast abgebrochen wurde, der dem Schützen im Weg war, dann ist es vollkommen klar, dass der Sniper die Waffe hier auf diesem dicken Ast auflegte. Um einen sicheren Schuss zu gewährleisten, falls du mir folgen kannst. Und wir sehen auch, weshalb er den kleinen Ast abbrach. Weil der wahrscheinlich seine Hand berührte. Welche Hand? Na ja, die rechte, die am Abzug lag. Was schließen wir daraus? Nun, der Schütze dürfte in etwa eins fünfundsiebzig bis eins achtzig groß und Rechtshänder sein. Aber weitere Spuren gibt es hier nicht. Das ist schade.«
    »Kannst du dir selbst noch zuhören?«, fragte ich.
    »Kaum«, erwiderte er trocken. »Aber das verraten wir niemandem. Und weshalb bist du so schlecht gelaunt?«
    »Ich kriege meine Tage«, erklärte ich

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