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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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gesagt?«
    »Hat sie. Sie ist hier und hängt noch am Telefon. Sie hat wohl noch einiges zu tun in dieser Sache. Also, hol mich hier ab.«
    Ich stellte mich vor den Spiegel und zog zwei Pflaster von der Wunde im Gesicht. Die Verletzung brannte zuweilen, und ich hatte noch leichte Kopfschmerzen. Aber alles in allem war ich ein sehr gewöhnlich aussehender Mitteleuropäer. Und im Augenblick war ich sauer auf mich selbst.
    Rodenstock saß in dem hölzernen Scherenstuhl, den er sich vor den Hauseingang gestellt hatte, und blinzelte in meine Scheinwerfer. Dann stand er auf und setzte sich neben mich in das Auto. Er sagte knapp: »Wir können!«
    »Ich will mich entschuldigen«, begann ich.
    Er fuhrwerkte heftig und wütend mit beiden Händen vor seinem Bauch herum und bemerkte schroff: »Bei mir musst du dich nicht entschuldigen, ich kenne derartige Zustände, ich lebe in dieser Welt. Als ich Emma kennenlernte, geriet ich in Panik und dachte, mit ihr zusammen käme ich in einen Irrgarten. Ich sagte ihr das, und sie lachte mich aus. Tessa hat sich nicht über dich beschwert, aber sie sagte mir, dass es unheimlich schwierig wäre, mit dir so etwas wie eine ganz normale Partnerschaft aufzubauen. Sie sagt, du machst ständig den Eindruck, auf der Flucht zu sein. Ich habe ihr gesagt, sie hätte recht. Also sage ich dir: Geh fair mit ihr um. Das ist das Mindeste, was du ihr zugestehen solltest. Ihr seid doch zwei erwachsene Menschen.«
    »Ich rede mit ihr.«
    Er sah mich von der Seite an und grinste diabolisch. »Einer ausgewachsenen Staatsanwältin zu raten, sie brauche nicht mehr in die Eifel zu kommen, hier sei nichts zu besichtigen, ist angesichts eines Heckenschützen schon ein derber Hammer. Jetzt repariere das gefälligst.«
    Es war mir gar nicht recht, dass er die Sache so breittrat, ich sagte nur: »Ich bringe das in Ordnung.« Nach einer Weile fragte ich: »Und was erwartet uns bei dieser Ehefrau?«
    »Ein dreijähriger Leidensweg«, antwortete er. »Ich soll dich von Emma grüßen. Sie waren in Auschwitz, sie haben sich das alles angesehen. Tante Liene hat ihre Schweigsamkeit besiegt und erzählt Döneken aus ihrem reichen, erfüllten Leben. Und sie hat beschlossen zu sterben. Das findet Emma vollkommen in Ordnung. Wie ich das finde, weiß ich noch nicht.«
    Dann kurvte ich die enorme Steigung zur Dauner Burg hoch und fand sogar einen Parkplatz.
    Die Frau war ganz in ein mittleres Grau gekleidet und hatte das Gesicht einer sehr starken Person, die niemanden um Rat fragt und ihre Entscheidungen nicht verteidigen muss. Sie hatte einen kleineren Raum reservieren lassen, saß in einem Ledersessel und sah uns ganz ruhig entgegen. Ihr Gesicht war rund und fraulich, mit einem sehr sinnlichen Mund. Sie mochte Mitte fünfzig sein, und sie trug auf der rechten Hand einen Diamantring mit zwei platingefassten Steinen, vermutlich der Gegenwert für ein großflächiges Eigenheim mit zwei Porsche in der Garage. Ihre Augen waren bemerkenswert, sie waren eine Mischung aus Hellgrau und Grün, und sie wirkten wie unaufdringliche, aber gründliche Scheinwerfer.
    »Nehmen Sie Platz, meine Herren«, sagte sie mit einer angenehmen Altstimme. »Da ist zu trinken, wenn Sie mögen.«
    Wir gossen uns ein Wasser ein, und Rodenstock eröffnete das Gespräch: »Wir haben natürlich keine festgelegte Fragenliste, aber wir können sagen, was uns antreibt. Wir leben hier, und wir machen uns stark für diese Landschaft. Wenn mein Freund Baumeister über diesen Fall schreibt, wird er Sie in jedem Fall kontaktieren und Ihnen die Sie betreffenden Teile vorlegen. Die Staatsanwältin Doktor Tessa Brokmann weiß, dass wir hier sind.«
    »Ja, das hat mir die Staatsanwältin gesagt. Ich will gleich zu Anfang betonen, dass ich diesen Fall nicht in irgendeinem Medium finden will. Diese Geschichte ist zu eng und zu persönlich. Auf der anderen Seite weiß ich, dass ich Nachrichten über meinen Mann und mich nicht verhindern kann. Ich will auch betonen, dass ich nicht in der gleichen Liga spiele wie Uli Hoeneß.« Sie lächelte auf eine heitere, ironische Weise und wurde dann sachlich. »Aber ich werde schrecklich vulgär, wenn jemand meine Familie in den Dreck zieht. Zunächst nur die Nachricht, dass mein Mann die bisherigen Operationen gut überstanden hat und in vermutlich drei Tagen in eine Spezialklinik geflogen werden soll. Was danach folgt, wissen wir noch nicht. Tatsache ist wohl, dass mein Mann in der rechten Schulter ein Krüppel bleiben wird. Sein

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