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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Baumeister. Jetzt gerade passt es ganz gut.«
    »Das ist nett, vielen Dank. Ich würde gerne wissen, ob es stimmt, dass Sie gegen Rechtsterror gepredigt haben?«
    Wieder dieses fröhliche Lachen. »Nein, das stimmt so nicht. Da hat man Sie falsch informiert. Ich habe eine Jugendfreizeit organisiert, und dabei haben wir über Politik geredet. Es waren rund fünfzehn Jugendliche. Im Alter von sechzehn bis achtzehn Jahren. Einer von ihnen, ein Siebzehnjähriger, sagte plötzlich zu meiner größten Verblüffung, die Jugendlichen auf der ganzen Welt würden systematisch belogen, angeblich seien im Zweiten Weltkrieg sechs Millionen Juden getötet worden. Das sei eine Lüge, meinte er, das habe niemals stattgefunden. Sie können sich vorstellen, dass ich richtig erschrocken bin, ich dachte: Das gibt es doch nicht! Der Junge schrie mich an, er sagte: ›Wenn Sie das behaupten, dann bringen Sie mir die Beweise! Das können Sie nämlich nicht!‹ Ich habe gefragt, von wem er das gehört habe, und er antwortete: ›Von meinen Eltern. Die sind auch ihr Leben lang betrogen worden!‹ Man muss wissen, dass der Junge aus dem Eulenhof in Bongard stammt. Die Eltern sind dort so etwas wie Hausmeister, kümmern sich um alles und jeden.«
    »Kann ich den Namen haben?«
    »Aber ja. Die Leute heißen Ebing, der Sohn heißt Oliver. Und natürlich ist Oliver nicht zu meiner Freizeit gekommen, um etwas zu lernen, sondern um sein Wissen über die Geschichtslüge von sechs Millionen getöteter Juden loszuwerden. Das war schon erschreckend.«
    »Seien Sie bitte vorsichtig«, sagte ich. »Ich bin auch schon zusammengeschlagen worden, als ich im Eulenhof war.«
    »Davon habe ich gehört«, erklärte er ungebrochen fröhlich. »Aber wir lassen uns doch nicht ins Bockshorn jagen. Oder?«
    »Ein Freund von mir wurde halbtot geprügelt. Diese Leute sind wirklich gefährlich«, beharrte ich. »Passen Sie auf sich auf! Und vielen Dank für die Auskünfte.«
    Nur wenige Augenblicke nachdem ich aufgelegt hatte, meldete das Handy erneut Gesprächsbedarf. Es war Emma, sie musste es schon ein paar Mal probiert haben, denn sie sagte hastig: »Na endlich! Ich bin’s, ich bin wieder da. Sag mir bitte, wie heißt der Arzt, der meinen Rodenstock betreut?«
    »Das weiß ich nicht. Er liegt auf der Intensivstation, und irgendjemand wird dir Auskunft geben.«
    »Was wird denn am meisten befürchtet?«
    Das war genau die Frage, vor der ich Angst hatte. »Am meisten befürchteten sie wohl innere Blutungen. Aber darüber haben sie nichts gesagt, als ich im Krankenhaus war.«
    »Die Kerle waren in meinem Haus, nicht wahr?« Das klang aggressiv.
    »Das waren sie. Sie haben den Telefonanschluss aus der Wand gerissen.«
    »Tessa sagte mir gerade, sie waren wohl in jedem Raum. In deiner Anzeige steht, dass in jedem Raum das Licht brannte.«
    »Das stimmt.«
    »Das ist ein schlimmes Gefühl«, sagte sie, als spräche sie mit sich selbst. »Kommst du mal vorbei?«
    »Morgen früh, wenn du magst. Wie geht es Tante Liene?«
    »Es war wichtig für sie, dort zu sein. Sie ist jetzt locker und ganz gut drauf, und sie sagte mir auf der Rückfahrt, sie würde wahrscheinlich bald in Ruhe sterben. Also, ich fahre mal zu Rodenstock.«
    Dann starrte ich in meinen Garten und hatte plötzlich ein verstörendes Bild vor mir: Rodenstock kommt in einem Rollstuhl in den Garten getrudelt, schief baumelt der Kopf, Sabber läuft aus seinem Mund, er lallt irgendetwas. Emma schiebt den Rollstuhl.

    Als es Zeit war, setzte ich mich in mein Auto und fuhr in aller Gemütsruhe nach Nettersheim, in eine Gemeinde, die mit viel Können und Nachdruck etwas aus ihrer Umgebung und Natur machte und mit sehr viel Arbeit und Mühe den Wiederaufbau der alten Dorfstruktur betrieb. Das Haus der Ana von Kolff war ein mindestens zweihundert Jahre alter Fachwerkbau, eine Schönheit.
    Frau von Kolff öffnete die Tür, trat beiseite und sagte: »Kommen Sie einfach herein!«
    Ich war verblüfft. Der Raum war sehr groß, unter der Decke lagen schwarze Balken über die ganze Raumbreite auf den Mauern, und das war sehr ungewöhnlich. Ich besah mir die Konstruktion.
    »Ich merke, Sie haben Ahnung«, lachte sie. »Der Raum, in dem wir hier stehen, bildete früher die Tenne, wie man das in Niedersachsen nennt. Der Platz war ursprünglich gepflastert. Und auf dem wurde sogar gedroschen. Das war der einzige große Raum, in den man das frisch gemähte Gras unter Dach ziehen konnte. Für die Getreidegarben galt dasselbe. Die

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