Eifel-Krieg
Computer und schrieb die Treckertour mit Häh auf. Ich schickte den Bericht an die Mordkommission und an Tessa. Und natürlich schickte ich den Text auch an Rodenstock, damit er bei seiner Genesung ordentlich Gas gab.
Inzwischen war das Fax von Tessa angekommen. Die Frau hieß Gaby Drechsler. Tessa hatte auch die Handynummer dazugeschrieben. Sie war achtundvierzig Jahre alt.
Ich rief sie sofort an.
»Was willst du? Sag mir erst, was du willst.« Das kam wütend und explosiv.
»Entschuldigung«, sagte ich vorsichtig. »Sie verwechseln mich mit jemandem. Mein Name ist Siggi Baumeister, ich bin ein Journalist.«
»Ah, und was wollen Sie von mir?« Ihre Stimme klang nach vierzig Gauloises ohne Filter am Tag und einer Flasche Korn zum Dessert.
»Mit Ihnen sprechen.«
»Um was geht es denn?« Zumindest eine Spur Neugierde.
»Es geht um Doktor Richard Voigt. Der hat Sie einmal mitgenommen in die Eifel. Zu seinen Freunden hier.«
»Ach, der Ritchie. Ja, und?«
»Ich würde darüber gern mit Ihnen sprechen.«
»Interview, oder so was?«
»Ja, genau.«
»Was zahlen Sie mir? Also, keine versteckte Kamera oder so was. Und auch keine heimlichen Höraufnahmen für das Radio. Das habe ich nicht so gerne.«
»Damit habe ich kein Problem. Was verlangen Sie denn?«
»’nen Hunni?«
»Einverstanden. Und wo?«, fragte ich.
Sie überlegte einen kleinen Moment, dann sagte sie: »Letzter Rastplatz auf der A1 in Richtung Eifel. Heute einundzwanzig Uhr?«
Unwillkürlich hatte ich den Eindruck, dass sie so eine Art von Verabredung nicht zum ersten Mal traf. Das kam einfach zu routiniert rüber. »Einverstanden«, sagte ich, »bis heute Abend dann.«
Nur wenige Augenblicke später meldete sich mein Festnetzanschluss.
Emma nuschelte: »Kannst du mich ins Krankenhaus fahren?« Ihre Stimme war fast weg, sie klang rau und brüchig.
»Natürlich. Etwas Besonderes?«
»Ja. Sie sagen, er hatte eine Hirnblutung.«
»Ich komme.«
Ich schimpfte laut vor mich hin, während ich meine Sachen in eine Weste steckte. »Rodenstock, du blödes Stück …« und Ähnliches. Ich fuhr nach Heyroth, Emma stand schon vor dem Haus.
»Entschuldige, ich wollte nicht fahren, ich bin nervös, und manchmal glaube ich, ich sehe doppelt.«
Ich fuhr schnell, als könnte ich damit etwas ungeschehen machen. Sie schickten uns zur Intensivstation, und ich musste warten, nur Emma durfte hinein. Das dauerte zehn quälend lange Minuten. Dann kam sie wieder auf den Flur und hatte ein verheultes, totenblasses Gesicht.
»Wir können fahren«, sagte sie schwach. »Da kann man sowieso nichts machen. Sie sagen, man muss abwarten. Sie wissen nicht, warum das passiert ist, sie sagen, so etwas passiert schon mal. Verdammt.«
»Wird so etwas denn operiert?«
»Sie sagen nein. Sie werden versuchen, es zu lokalisieren und können dann entscheiden, was zu tun ist.«
»Ist es eine große Blutung?«
»Sie sagen nein. Kannst du mich nach Hause fahren?«
»Selbstverständlich.«
»Ich habe eine Kerze angezündet. Für Tante Liene. Zum Geburtstag. Ich habe vergessen, sie auszublasen. Hoffentlich ist nichts passiert.«
Es war nichts passiert. Tante Liene saß in ihrem Kissenberg und schaute in die Kerzenflamme. »Was ist mit ihm?«, fragte sie.
»Ein kleiner Rückschlag«, erklärte ich. »Aber das schaffen wir schon. Wir haben das immer geschafft. Und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Tante Liene!«
»Vier-und-neun-zig«, sagte sie bedächtig. »Das ist a schweres Wort.«
»Kann ich einen Kaffee haben?«, bat ich.
»Ich muss schlafen«, sagte Emma verbissen. »Ich bin so nervös, dass ich nicht einmal in Ruhe sitzen kann.« Sie fummelte an der Kaffeemaschine herum. »Das ist doch nicht normal.«
»Im Augenblick ist nichts normal«, sagte ich. »Ich fahre mal eben heim. Ich glaube, ich habe noch Schlaftabletten.«
Ich fuhr heim, holte diese Tabletten und brachte sie zu Emma nach Heyroth.
»Ich weiß nicht, ob sie etwas taugen. Lies den Beipackzettel«, riet ich. »Aber du solltest zusehen, dass du wenigstens etwas Schlaf bekommst. Wie lange hast du nicht mehr richtig geschlafen?«
»Seit Tagen. Vier? Ja, wahrscheinlich. Aber ich kann nicht schlafen, ich muss doch sofort im Krankenhaus sein, wenn irgendetwas ist.«
»Spätestens wenn sie anrufen, wirst du wach«, sagte ich. »Und du tust Rodenstock keinen Gefallen, wenn du hilflos herumruderst. Also, nimm so ein paar Dinger und gib Ruhe.«
»Wenn du meinst«, sagte sie. Aber das klang nicht sehr
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