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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Gerolstein. Dankeschön! Um was geht es denn? Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Ich kam sofort zum Punkt: »Ihr Sohn hat ein Jahr lang auf dem Eulenhof gelebt. Ich wollte Sie um ein Gespräch mit ihm bitten. Natürlich sollen Sie dabei sein. Glauben Sie, das geht?«
    »Ohhh«, sagte sie lang gedehnt. »Das kommt im Moment aber gar nicht gut. Da erwischen Sie uns auf dem falschen Fuß. Sie haben ja sicher von dem Brief gehört, der an das Gymnasium geschickt wurde? Also, mein Kevin ist davon schwer betroffen. Er sagt: ›Die haben alle keine Ahnung, was da wirklich läuft.‹ Also, ich glaube nicht, dass er mit Ihnen sprechen will. Zurzeit will er mit niemandem sprechen, glaube ich. Er ist muffig und unhöflich.«
    »Soll mich das jetzt abschrecken?«
    Sie lachte. »Nein, nein. Aber Sie kennen sicher Siebzehnjährige, wenn sie sauer und störrisch sind.«
    »Frau Kaufmann, dass er sauer und störrisch ist, kann ich ja akzeptieren. Aber wenn er sich einem Gespräch verweigert, dann muss er selbst mit den Folgen leben. Und die Folgen könnten ziemlich beschissen sein. Wir haben viele Gerüchte und nur sehr wenige klare Worte. Es gibt bis heute drei Schwerverletzte und zwei Tote, die kann man nicht so einfach totschweigen, um das hässliche Wort zu gebrauchen. Es ist anzunehmen, dass Ihr Sohn einiges aufklären könnte. Und ich bin ganz sicher, dass die Mordkommission auf ihn zukommen wird. Die ermitteln nämlich, und da kennen die kein Pardon. Dann wird er nicht mehr schweigen können, es sei denn, er reitet sich zielsicher ins Verderben. Frau Kaufmann, Ihr Kevin hat eine Schlüsselposition.«
    »Aber das sind seine Freunde, Herr Baumeister«, bemerkte sie vorwurfsvoll und hastig.
    »Ja, natürlich. Ihr Sohn braucht Sicherheit. Ich filme nicht, ich nehme keinen Ton auf, ich gebe Ihnen die schriftliche Erklärung, dass kein Wort über ihn ohne seine Zustimmung irgendwo erscheint. Ich will mit seiner Hilfe den Vorhang heben, der vor dem Ganzen hängt.«
    »Wenn Sie meinen …« Das klang zögerlich.
    »Ich gebe Ihnen meine Nummern und würde Sie bitten, mich anzurufen, wenn Ihr Sohn seine Entscheidung getroffen hat. Er selbst kann mich auch anrufen, und Sie können bei dem Gespräch selbstverständlich dabei sein. Wenn das in den beiden nächsten Stunden erledigt werden könnte, wäre ich Ihnen dankbar. Ich muss sonst andere Wege gehen.« Ich dachte wütend: Friss oder stirb! Und ich hängte noch einen Satz an: »Ihr Sohn kann die Sache erklären, aber er kann sie nicht mehr verhindern, Frau Kaufmann.«
    »Wie meinen Sie denn das?«
    »Es ist ganz einfach«, antwortete ich. »Die Schule wird aufgefordert, sich für etwas zu entschuldigen, was sie gar nicht verursacht hat. Sie selbst hat diese Gerüchte von den SS-Schlägern nicht verbreitet. Es geht um Jugendliche, die andere Jugendliche auf übelste Art und Weise anpöbeln. Gerüchte kochen hoch, die Stimmung ist sehr schlecht. Aber Klarheit kann nur kommen, wenn einer dieser Jugendlichen erklärt, was da eigentlich im Hintergrund abläuft. Und dieser Jugendliche könnte Ihr Sohn Kevin sein. Immer vorausgesetzt, er hat den Mut.«
    »Kann ich denn Ihre Telefonnummer haben?«
    Ich diktierte ihr, was sie wissen musste, und beendete das Gespräch.
    Dann rief ich Tessa an, um zu erfahren, wie ihre Planung aussah. Sie nahm das Gespräch an und sagte ohne Einleitung: »Ich bin mit dem Auto unterwegs zu dir, ich will ein Glas Sekt und dann nicht mehr gestört werden.«
    »Immer diese Alkoholiker«, bemerkte ich.
    Ein paar Minuten später schrillte das Telefon schon wieder, und ich begann den Apparat zu hassen.
    Bodo Lippmann stieß aufgeregt hervor: »Also, für uns hat er keine Zeit. Aber er strolcht schon wieder da oben über dem Eulenhof herum. Man sollte den Leuten auf dem Eulenhof Bescheid geben, dass die ihm ein paar Schläger schicken, verdammt noch mal.«
    »Gib mir erst einmal seine Handynummer. Die auf der Visitenkarte.«
    Er diktierte sie. »Willst du etwa dahin?«
    »Oh ja«, erwiderte ich. »Jemand, der freiwillig da oben herumläuft, ist entweder nicht ganz dicht, oder er macht das beruflich.«
    »Nimm aber einen Knüppel mit«, sagte er.
    »Komm lieber mit einer Zugmaschine vorbei, dann kannst du mich aus dem Quellwasser ziehen.«
    Er schwieg eine Weile, begann dann ganz hoch zu lachen und stellte fest: »Man sieht sich.«
    Bevor ich losfuhr, ging ich noch in die Küche, werkelte etwas herum und hinterließ Tessa eine Notiz:
Der von Ihnen bestellte Sekt steht

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