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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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»Das hätte sich dann auch erledigt.«
    »Glaubst du, ich kann mögliche Zeugen auf dem Eulenhof isolieren?«
    »Das weiß ich nicht genau, aber du hättest auf jeden Fall einen Vorteil, wenn deine Leute plötzlich kommen.«
    »Dann bleib, wo du jetzt bist, ich mache mich sofort auf den Weg.«
    Wir beendeten das Telefonat, und ich wandte mich an Bodo: »Eine Bitte: Kannst du die Staatsanwältin auf dem Weg hierher abfangen und sie herleiten? Sie fährt einen schwarzen Audi.«
    »Das erledige ich«, nickte er und machte sich auf den Weg.
    Ich begann, den Toten aus allen Richtungen zu fotografieren, und fing auch das vom Eulenhof ein, was man durch die Stämme sehen konnte. Dabei wurde mir der Umstand klar, dass jemand, der von Stefan Zorn im Wald wusste, ihn durchaus auch vom Eulenhof aus erschießen konnte. Entfernung etwa achtzig bis einhundert Meter.
    Die Arbeit war schnell getan. Da ich nicht neben dem Toten warten wollte, ging ich langsam durch den schütteren Wald hinunter bis an den Saum. Auch aus diesem Blickwinkel sah der Eulenhof immer noch sehr stattlich aus. Ich erkannte die Tür zu dem ehemaligen Appartement von Blue, in dem ich niedergeschlagen worden war. Blue schien jetzt eine Ewigkeit her, und ich versuchte einen Moment lang herauszufinden, wie viele Tage seitdem vergangen waren. Sieben? Acht? Neun? Ich wusste es nicht, es war auch nicht wichtig.
    Ich konnte die Schießbahn sehen, die sie gebaut hatten. Ein zum Hof hin offenes Viereck aus starken Erdwällen, etwa vierzig Meter lang. Für einen Schützenverein, der keiner war. Und da war auch das Rund aus einfachen Bänken, das sie um eine Feuerstelle herum gebaut hatten. Wahrscheinlich um aus
Mein Kampf
vorlesen zu lassen und dann die erste Strophe des Deutschlandliedes zu singen. Sonnwendfeier, Wotan-Abende, die öffentliche Besichtigung der operierten Gaby Drechsler. Juden raus! Hitler war einer der bedeutendsten Deutschen! Das Anwesen hatte in kurzer Zeit wahrhaftig schon vieles erlebt.
    Es dauerte sehr lange, bis ich den Motor von Bodos MB hörte. Ich ging langsam durch das Buschwerk und den Wald hangaufwärts, und ich freute mich, Tessa zu sehen.
    Dann hörte ich die Polizeisirene und erschrak. Ich verstand das nicht. Unfall auf der Straße unten? Irgendetwas Plötzliches? Aber dann begriff ich, was Tessa beabsichtigte. Sie schickte einen Streifenwagen auf den Eulenhof, der die gesamte Anlage queren und das Anwesen auf der Rückseite dichtmachen sollte. Somit war der Fluchtweg nach hinten in den Wald versperrt. Über die offenen Felder zu den Seiten war eine Flucht ohnehin ausgeschlossen. Die Frau Staatsanwältin war wirklich gut, sie dachte strategisch. Der Streifenwagen ließ noch die blauen Lichter kreisen, als er aus der Anlage herausgeschossen kam und zwischen Schießstand und Lagerfeuer Stellung bezog. Dann herrschte Stille.
    Als ich den Toten erreichte, sah ich Tessa in ein leises Gespräch mit Bodo vertieft. Sie wie immer mit schnellen Handbewegungen, mit einer stark angestrengten Miene. Der riesige Bodo stand ein wenig vornüber geneigt, schaute von weit oben auf Tessa herab, als wäre sie ein besonderer Vogel. Bodo machte den Eindruck eines überforderten Schülers vor seiner Lehrerin, als müsste er sich unglaublich anstrengen, irgendetwas zu verstehen.
    Tessa hörte auf, mit Bodo zu sprechen, sah mich, lächelte und winkte kurz. Sie kniete sich dann vor den Toten.
    »Das ist alles sehr unlogisch!«, sagte sie laut.
    »Wieso denn?«, fragte Bodo ebenso laut. »Er ist doch tot.«
    »Das meine ich nicht.« Sie sah den Toten immer noch an, hob dann eine kleine Kamera und fotografierte ihn. »Wenn ich an die Jugendlichen denke, die angeblich hier in diesem Wald Gewaltorgien feiern, dann wird doch niemals ein Beamter des Verfassungsschutzes ausgerechnet hier hinter der Hofanlage auf jemanden warten. Das widerspricht sich doch. Ein Agent trifft doch seine Quelle niemals in deren Zuhause, oder?«
    »Normalerweise würde ich dir recht geben«, sagte ich. »Aber Herr Zorn sitzt hier und ist tot.«
    »Ja, ja«, sagte sie und fotografierte wieder. »Vielleicht war es ein Blitztreff, und Zorn hatte keine andere Wahl. Vielleicht war seine Quelle in Gefahr.«
    »Hast du mit dem Verfassungsschutz gesprochen?«, fragte ich.
    »Natürlich. Den ganzen Weg über von Brück bis hierher. Sie sagen, sie wollen es prüfen. Und wenn sie es prüfen wollen, dann heißt das, dass er ihr Mann ist. Oder ich verstehe die Welt nicht mehr.« Dann wurde sie

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