Eifel-Liebe
durch?«
»Bringt mal den Koffer!«, schrie der Arzt. Dann nickte er. »Nach menschlichem Ermessen, ja. Zwei Schüsse in den Rücken. Das ist ein Hammer. Was war denn hier los?«
»Leute mit Maschinenpistolen«, sagte ich. »Die wollten wohl den Kaplan töten. Da war auch noch ein Nissan. Schwere Kiste. Der schleuderte und überschlug sich und …«
»Ich weiß«, sagte der Arzt abwesend. »Es gab einen Toten und einen Schwerverletzten. Ziehen Sie … warten Sie, ich schneide Ihnen den Hemdsärmel ab. Dann kann ich besser untersuchen. Sie sehen ja wüst aus.«
»Ich fühle mich auch wüst.«
»Hier ist der Koffer«, sagte ein Mann und verschwand wieder.
Der Arzt fummelte in dem Koffer herum, schnibbelte mein Hemd in Fetzen und stellte erstaunt fest: »Glas. Das ist Autoglas. Viele kleine Teilchen.«
»Sieh mal an«, sagte ich müde.
Neuntes Kapitel
Es war das klassische Chaos: Niemand wusste Bescheid, jeder gab gute Ratschläge und die Frauen erledigten die Arbeit.
Der Arzt hatte die Splitter entfernt, mir eine Schmerzspritze gegeben, einen Druckverband angelegt und war in den frühen Morgen verschwunden. Es regnete immer noch Bindfäden, Markus Klinger lag unter dem Messer im Operationssaal des Brüder-Krankenhauses in Trier, Kischkewitz ließ ihn rund um die Uhr bewachen und ich hatte mit Rührung vernommen, dass die erste Frage des Priesters, nachdem er aus tiefer Bewusstlosigkeit aufgewacht war, mir gegolten hatte. Genauer gesagt hatte er gefragt: »Passieren dem immer solche Sachen, wenn er gemütlich durch die Eifelnacht fährt?«
Inzwischen war es sechs Uhr und ich hockte am Esstisch des Polizistenhaushaltes, vor mir eine Tasse Kaffee. Heimlich träumte ich von meinem Zuhause, ich hatte eine krankhafte Sehnsucht nach meinem Bett.
Kischkewitz saß mir gegenüber, ihm zur Seite seine rechte Hand Gerald Özcan. Auch die beiden wirkten erschöpft.
»Der Kaplan will Diamanten nach Portugal gebracht haben?«, fragte Özcan.
»Hat er. Glaube ich ihm. Habt ihr die beiden Gruppen, die mich gestern im Wald aufmischen wollten?«
»Langsam, langsam«, murmelte Özcan, sah mich aber nicht an. »Und in welcher Zeitung steht das morgen früh?«
»He, Mann«, motzte Kischkewitz. »Fang jetzt hier keinen Krieg mit Baumeister an! Er ist Journalist und du bist Kriminalbeamter. Das sind zwei Welten. Aber von Baumeister weiß ich, dass er uns nicht bescheißt.«
Ich konnte den Zorn des Kurden gut verstehen. Er war eingeengt von Gesetzen und Vorschriften, war Teil eines manchmal langsam reagierenden Apparates. Und er musste den Eindruck bekommen haben, dass ich ihm dauernd auf der Nase herumtanzte.
»Eine Million für ein Bett«, sagte Kischkewitz wieder ruhiger und streckte sich. »Wir haben diese Gruppen identifiziert. Es sind alles Männer, die für Bliesheim arbeiten und in der Gegend von Aachen zu Hause sind. Wir nehmen an, dass die beiden, die zuerst Kokain aus dem Jagdhaus geholt haben, sich gewissermaßen im normalen Tagesjob befanden. Kuriere, die das Zeug nach Frankfurt bringen sollten. Der zweite Trupp, die Leute im Nissan, sind aller Wahrscheinlichkeit nach von Bliesheim losgeschickt worden, um den Stoff aus dem Versteck bei der Jagdhütte zu räumen und woanders hinzubringen. Sie gehörten zu seinen Torpedos, den Männern fürs Grobe. Das heißt, Bliesheim hat angefangen, gründlich aufzuräumen. Deshalb wohl auch der Anschlag auf den Kaplan. Wenn der vor Gericht aussagt, und Bliesheim musste befürchten, dass es dazu käme, kann es sein, dass Bliesheim in diesem Leben nicht mehr freikommt. Die Besatzung des Mercedes, die euch vorhin verfolgt hat, haben wir übrigens bis auf einen Mann geschnappt. Die haben den Wagen aufsitzen lassen, dabei wurden Bodenbleche und die Auspuffanlage abgerissen, aus die Maus. Aber noch mal zurück zu den beiden Kurieren. Der eine, dieser Lange, ist etwas Besonderes, er ist ein Killer, ein Profi. Der macht uns Kummer. Den Kurierdienst hat er vermutlich nebenbei organisiert. Mit vollständigem Namen heißt er Jenö Schildgen, war Söldner im Kosovo, hat für einen afrikanischen Potentaten gearbeitet, wurde in Afghanistan ausgebildet und von der CIA schon vor zwei Jahren in einer paramilitärischen Einheit der Kokaindealer festgestellt. Man kann wirklich sagen: Leichen pflastern seinen Weg. Er ist wahrscheinlich der beste Schütze in Bezug auf spezielle Langwaffen, den es in Europa gibt. Die .308er-Winchester, mit der wahrscheinlich Klaus Mertes getötet wurde,
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