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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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in der Planung. Und du bist nicht erreichbar!«

    »Tut mir Leid«, sagte ich. »Es ist ein zweiter Mord geschehen, die Sache hat sich gedreht. Du kannst jetzt deine verfilzte Story haben. Jemand, der sich angeblich selbst erhängt hat, ist aufgehängt worden.«

    »Du verarschst mich nicht?«

    »Dazu habe ich keine Zeit«, erklärte ich und wich einem Bus aus, der in Oberstadtfeld auf die Bundesstraße einbog. »Ich brauche aber Spesen. Eure neuen Richtlinien interessieren mich einen Scheißdreck.«

    Nun explodierte der Redakteur. »Was denkst du dir, ich habe nicht einmal ein Fax, dass ich die Geschichte exklusiv bekomme! Und noch etwas: Gibt es überhaupt Bilder von dem Gehängten? Wahrscheinlich nicht, also eiere nicht herum, schick mir die Bestätigung, sonst bläst mir mein Chefredakteur den Marsch.« Nun hatte er keine Luft mehr.

    Ich machte Halt an dem Kapellchen zwischen Oberstadtfeld und Niederstadtfeld, in dem immer die Kerzen zu Ehren der Muttergottes brennen.

    »Natürlich habe ich Fotos. Der Mord wurde nur durch einen glücklichen Zufall erkennbar. Eine Assistentin in der Rechtsmedizin hat vor lauter Wut über ihren Chef einen guten Job getan. Du kriegst also wirklich eine verrückte Geschichte. Ich weiß nicht wann, aber du kriegst sie. Doch ich brauche Geld. Fang nicht wieder an rumzunölen. Ich will auch leben, das ist ein Grundrecht.«

    »Ich melde mich morgen«, schloss er muffig.

    Ich fuhr weiter und war plötzlich guter Dinge.

    Oma Ohler wirkte verunsichert, als sie mir öffnete. Sie sagte kurz: »Tja, guten Tag auch«, und ging dann vor mir her durch einen engen Flur in eine Wohnküche, die atemberaubend lieblos eingerichtet war und zu Oma Ohler nicht zu passen schien. Ein stabiler Esstisch für sechs Personen, bestückt mit einer Schmutz abweisenden taubengrauen Resopalplatte, drei Stühle, eine lang gezogene Eckbank, belegt mit Sitz- und Rückenpolstern. In der Ecke über der Bank ein großes Kruzifix mit dem Corpus Christi, darunter ein Sträußchen Buchsbaum, daneben auf einem kleinen Holzsockel eine Statue der Maria aus Gips in dem ortsüblichen blauen, fließenden Gewand, ein kleiner Wandkelch mit geweihtem Wasser. Neben der Sitzecke ein schmales Fenster und eine Anrichte. An der Querwand standen eine Küchenzeile mit Spülmaschine, Spüle und Herd, dazu Wandschränke mit großem Stauraum. Das Ganze kackbraun und mit Sicherheit teuer, für die Ewigkeit gebaut. Es gab eine freie Wand mit einem Kalender der Raiffeisenkasse und einem großen Farbfoto von Rolli, Anna und den beiden Kindern.
    Das, was die ganze Sache so elend lieblos machte, war die Beleuchtung. Sie bestand aus einer doppelten Neonröhre, die zu einem perfekten Kreis geformt war, Durchmesser etwa fünfzig Zentimeter, blaues Licht, grell und vollkommen desillusionierend. Ich kannte Möbeleinrichter, die mit dem Hinweis: »Das ist billig und praktisch« einer ganzen Generation von Landwirten diese leuchtende Trostlosigkeit ins Haus geliefert hatten. Allerdings lebten auch die Einrichter selbst so. Im Wohnzimmer war sogar manch einer hingegangen und hatte, um es anheimelnder zu machen, die Leuchtröhren hinter die Deckenbefestigungen der Tüllgardinen geklemmt. Das Ganze wurde indirektes Licht genannt und jeder sah darunter todkrank aus.

    »Setzen Sie sich«, murrte Oma Ohler.

    Ich nahm auf der Eckbank Platz und sagte: »Sie haben versucht, mich zu engagieren. Ich habe abgelehnt. Jetzt brauchen Sie mich nicht mehr zu engagieren, jetzt arbeite ich aus beruflichem Interesse an der Sache. Ich habe hier einen großen Bogen Packpapier. Den heften wir an die Wand und zeichnen die ganze Clique auf, von der Sie reden. Wenn wir etwas nicht genau wissen, schreiben wir es in Rot. Wenn wir für eine Sache Beweise haben, nehmen wir Schwarz. Sind Sie einverstanden?«

    Sie hockte sich auf einen Stuhl, wobei klar wurde, dass sie ein schwieriger Partner sein würde. Sie stimmte nicht zu, sie war nicht dagegen, sie saß einfach da und harrte der Dinge.

    Nach einer Ewigkeit meinte sie dann doch: »Na ja, wir müssen ja wohl systematisch vorgehen.« Dabei strich sie die Handflächen an ihrer Küchenschürze ab, als wollte sie die Hände in Unschuld waschen.

    »Das ist richtig«, nickte ich. »Können wir gestört werden?«

    »Möglich, dass Anna mal rüberkommt. Aber das macht nichts, sie hat ja einen Schlüssel. Eines noch: Ich will mich für Rolli entschuldigen, dass er Sie geschlagen hat. Er ist normalerweise nicht so.«

    »Er war

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