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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Wahnsinn treiben konnte.

    Natürlich war sie wegen der Bissigkeit meiner Bemerkungen beleidigt und zog eine Schnute wie ein Kind, das den Ball nicht kriegt. Aber sie fing sich wieder und fuhr widerstrebend fort: »Sie waren vorm Eichengrund. Das ist ein Flurname. Und beide waren splitterfasernackt und sie trieben es.«

    »Oma Ohler, was heißt, sie trieben es?«

    »Sie … sie hatten Geschlechtsverkehr.« Siehe da, meine Oma Ohler wurde rot.

    »Wie weit war das von Ihnen entfernt?«

    »Wie weit ich weg war? Vielleicht fünfzehn, zwanzig Meter.« Sie wurde giftig. »Jetzt fragen Sie mich bestimmt noch, ob ich ohne Brille so was überhaupt erkennen kann. Ich sage Ihnen: Ja. Ich hatte nämlich meine Brille auf der Nase.«

    »Es tut mir Leid, ich bin einfach zu heftig und zu aufdringlich. Aber dieser Fall regt mich auf. Haben Sie das Gerald Özcan berichtet?«

    »Nein.«

    »Wieso nicht?«

    »Er hat mich nicht danach gefragt. Und so was geht die Polizei auch nichts an.«

    »Die Frau ist erstochen worden! Das geht die Polizei sehr wohl etwas an. Warum haben Sie das verschwiegen?«

    »Das bringt das Dorf in einen schlechten Ruf.«

    Ich riss mich zusammen, ein Streit würde zu nichts führen.

    »Also schreiben wir in Schwarz hin: Liebesaffären. Und hinter Liebesaffären schreiben wir: Elvira Klein hat was mit Forst. Genehmigt?«

    »Ja, sicher. Wenn Sie das so wollen. Die Clique macht doch ständig so Sachen.«

    »Und was für Sachen sind nun mit Ihrer Enkelin Anna und dem Bliesheim abgelaufen? Das macht Ihnen Kummer, ich weiß. Aber die Polizei findet es sowieso heraus, also sagen Sie bitte, was Sie wissen. Was ist mit Anna und Bliesheim?«

    Sie wand sich. »Wird die Polizei wirklich nach so was fragen?«

    »O ja, und wie!«, donnerte ich. »Mich interessiert vor allem die Zeit, als Rolli noch nicht aus diesem Haus ausgezogen war, als er noch bei der Familie wohnte.«

    Sie legte beide Hände auf die Tischplatte, die Finger waren weiß. »Sie meinen das, was man hier immer noch Ehebruch nennt?«

    »Ja, zum Teufel. Einen soliden, normalen, alltäglichen Ehebruch.«

    Sie atmete tief ein, öffnete den Mund und atmete langsam aus. »Sie dürfen mich aber nicht verraten.«

    »Ich verrate Sie niemals, das wissen Sie doch genau. Also: Wann und wie oft und wie?«

    »Nun gut, Sie haben mein Haus ja von außen gesehen. Wenn man davor steht, ist rechts mein Teil. Links ist Rollis und Annas Teil. Eigene Haustür und hier innen kein Durchgang. Das war so vereinbart. Ich musste immer über den Hof, wenn ich zu den beiden und den Kindern wollte. Rolli arbeitete ja für Bliesheim als Maurer. Aber Rolli war viel mehr. Er hat sich alles selbst beigebracht. Er ist so was wie ein Fachmann für den Wiederaufbau alter Bauernhäuser geworden. Und damit macht sein Chef, also der Bliesheim, viel Geld. Weil Rolli ganz früh aus dem Haus musste, so gegen halb sieben, um auf den Baustellen zu sein, und weil ihr Hausteil noch nicht fertig war, hatte Bliesheim die Bauleitung hier übernommen. Das muss ja nach Gesetz und Ordnung gehen. Bliesheim kam also morgens, wenn Rolli gerade aus dem Haus war. Und, das weiß ich genau, er hatte einen Schlüssel. Von Anfang an …«

    »Oma Ohler. Ich achte Ihren Schmerz, aber Sie müssen ein bisschen schneller machen. Also, eines Morgens steigt Rolli in sein Auto und fährt zur Baustelle. Dann kommt Bliesheim und geht ins Haus. Und Sie sind neugierig und spazieren einfach rüber. Denn auch Sie haben einen Schlüssel. Was haben Sie gesehen?«

    »Bliesheim sitzt im Wohnzimmer in einem Sessel. Er ist nackt. Ich weiß gar nicht, wie der sich so schnell ausgezogen hat. Und auf ihm sitzt Anna. Und sie ist auch nackt.«

    »Und sie vögeln«, ergänzte ich rau.

    »Wenn Sie es so ausdrücken wollen, ja. Das ist ja so ein Elend.« Sie schloss die Augen.

    »Was passierte dann?«

    »Eigentlich nichts. Ich schrie. Ich schrie: O nein!, und ging die Treppe rauf ins Kinderzimmer, packte die Kinder, nahm ihre Anziehsachen mit. Und dann bin ich rüber zu mir. Nach einer Weile kam Anna und machte mir Vorwürfe. Sie sagte, ihre Wohnung wäre heilig. Sie sagte auch, es ginge mich einen Dreck an, was sie treibt. Und ich sollte bloß den Mund halten Rolli gegenüber. Rolli wäre ein Versager. Rolli hätte noch nie im Leben was richtig auf die Füße gekriegt. Und er würde immer ein Verlierer bleiben und sie hätte die Nase voll von Verlierern. Und dann sagte sie noch was.« Oma Ohler begann zu weinen, auf eine

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