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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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auf eine bestimmte Weise sogar im Recht«, sagte ich freundlich. »Sie brauchen ihn nicht zu entschuldigen. Ich verlasse mich darauf, dass Sie ihm sagen, er müsse sich noch einmal mit mir treffen. Das reicht schon. Und jetzt, junge Frau, lassen Sie uns loslegen. Wie viele Leute gehören zu dieser Clique?«

    »Fünf, nein, sechs oder sieben«, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen.

    Ich nahm das Bild der jungen Familie und den scheußlichen Kalender der Raiffeisenkasse von der Wand. Dann heftete ich den Bogen Packpapier auf die weiße Fläche.

    »Für die Namen nehmen wir den blauen Filzer. Und wir schreiben die sechs Namen nebeneinander oben auf den Bogen. Fangen Sie mit dem Namen an, der Ihnen in der Clique am wichtigsten erscheint.«

    Sie diktierte flüssig, ohne auch nur eine Sekunde überlegen zu müssen. »Erst einmal der Rainer Bliesheim. Dann meine Enkelin, die Anna. Gernot Meyer, das ist der Verlobte von der toten Elvira Klein. Dann die Gundula Pechter. Die ist die Chefin von der Anna bei der Caritas. Manchmal der Kaplan. Und manchmal der alte Andreas Forst. Aber der lebt ja jetzt im Süden, in Portugal. Doch der hat das Sagen. Sagen alle. Tja, das ist die Clique.«

    »Was ist mit Rolli? Hat er jemals zu der Clique gehört?«

    »Nein«, erwiderte sie scharf. »Im Gegenteil, er hat oft zur Anna gesagt, die Clique wäre ihm nicht geheuer. Deswegen hat es bei den beiden sogar Krach gegeben.«

    »Hat er auch gesagt, warum ihm die Clique nicht geheuer ist?«

    »Ja, er meinte, er gehe jede Wette ein, dass die Geld waschen.« Oma Ohler warf beide Arme in die Luft. »Also, das müssen wir wohl mit Rot schreiben. Ich habe keine Ahnung vom Geldwaschen, aber ich weiß aus der Zeitung, dass das ein Verbrechen ist.«

    Ich war überrascht. »Haben Sie das auch Gerald Özcan erzählt?«

    »Sicher.«

    »Wo sollen die Gelder denn herkommen?«

    »Das weiß ich nicht«, antwortete sie tonlos.

    »Dann schreiben wir also mal Geldwäsche hier unten rechts in die Ecke. Mit Rot. Gibt es auch Leute, die nur ab und zu an den Aktivitäten der Clique teilnehmen?«

    »Weiß ich nicht. Oder doch, ja, der Kinsi zum Beispiel oder der Markus Klinger. Das ist der Kaplan. Der spielt manchmal mit. Ja, und dann noch der Andreas Forst. Das sagte ich schon. Wenn der aus Portugal zu Besuch kommt, sind alle aufgeregt wie die Hühner und ich habe schon ein paarmal gedacht, dass die so viel Firlefanz um den Forst machen, als käme der Papst zu Besuch.«

    »Was ist Forst von Beruf?«

    »Er hat Baufirmen. Wohl mehrere. Es wird immer gesagt, dass er den Bliesheim adoptiert hat, also nicht richtig, aber dass er so tut. Bliesheim hat ja nur noch seine Mutter.«

    »Wir schreiben also mal Kinsi und den Kaplan Klinger in Grün an den linken unteren Rand. Und dann machen wir hinter den Namen von Kinsi und den von Elvira Klein ein dickes, schwarzes Kreuz.«

    »Muss wohl.« Oma Ohler lächelte. »So wie Sie das machen, ist es richtig spannend.«

    Ich malte die Kreuze und scherzte: »Fragt sich nur, hinter welchen Namen wir das nächste Kreuz machen müssen.«

    Die unnachahmliche Oma Ohler bekam kreisrunde Augen und hauchte: »Sag bloß?«

    »Was war Ihr erster Gedanke, als Sie hörten, dass Elvira Klein ermordet wurde?«

    Um ihren Mund zuckte es belustigt. »Das müssen wir aber in Rot schreiben. Mich hat das nicht gewundert. Denn die war ein Flittchen. Die war immer auf Jück.«

    Ich fragte schnell nach: »Was, bitte, verstehen Sie unter einem Flittchen?«

    Sie antwortete: »Eine leichtsinnige Frau.«

    »Und was ist eine leichtsinnige Frau?«

    »Eine, die den Männern schöne Augen macht. Heute dem, morgen dem.«

    »Können Sie das beweisen? Waren Sie dabei? Gibt es in Bezug auf Elvira Klein einen Beweis für diese Sorte Leichtsinn?«

    Sie überlegte, dann nickte sie. »Die war ja verlobt mit dem Gernot Meyer aus Bettenfeld. Der sitzt in der Verbandsgemeindeverwaltung in Wittlich. Seit zwei Jahren sind sie verlobt. Einmal bin ich raufgegangen auf den Triesch. Da gibt es einen Weg hoch in die Felder, ich habe da Grund und Boden. Und da sah ich die Klein zusammen mit dem alten Forst, diesem Unternehmer. Der war damals gerade mal wieder hier. Und sie hatten was.«

    »Was heißt, sie hatten was? Haben sie auf einer Decke gelegen und geknutscht? Haben sie auf einem Hochsitz gesessen und sich geküsst? Hatten sie Geschlechtsverkehr im Schatten eines Hirsches? Was hatten die?« Oma Ohler war eine, die einen Journalisten in den

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