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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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es fürs Erste. Ich verschwinde nun.«

    »Hast du Angst vor dieser Vera?«

    »Nein, das nicht. Aber zuweilen ist es besser, sich aus den Füßen zu gehen und den Mund zu halten.«
    Ich stand auf, lud meine Weste mit Tabak und Pfeifen auf, setzte mich ins Auto und startete. Zuerst steuerte ich Rodenstocks Haus in Heyroth an, sah kurz nach dem Rechten, fühlte die Erde, fand, dass sie noch feucht genug war, und fuhr dann weiter. In der Senke, in der die Straße scharf links Richtung Niederehe weiterläuft und ein uralter Weg durch ein wunderschönes Tal nach Oberehe führt, hielt ich an.

    Der Bach, der von Oberehe kommend unter der Brücke durchfließt, unterhält an seinem linken Ufer ein nicht sehr großes sumpfiges Feld, in dem blaue Schwertlilien stehen. Ein kleines Wunder zwischen zwei Waldrändern.

    Ich hockte mich ins Gras, ich stopfte mir eine Lorenzo und schmauchte vor mich hin.

    Der Mord an Klaus Mertes unterschied sich fundamental von den Morden an Kinsi und Elvira Klein. Jemand mit hoher Professionalität hatte den jungen Mann auf große Distanz erschossen, sich nach der Spurenlage von seinem Tod überzeugt, etwas, was Mertes bei sich trug, mitgenommen. Das wirkte kaltblütig, geplant. Im Gegensatz dazu die Raserei, mit der Elvira Klein erstochen worden war, der mühsame Transport über die Auwiese zur Kleinen Kyll, das Abschneiden der Haare. Kinsis Tod war am schwersten einzuordnen: die schwere Kopfverletzung, der Bruch des Rückgrates und dann die im Grunde ungeheuer riskante Art, den Selbstmord in der Scheune zu inszenieren.

    Eine Hummel strich um eine winzige Malve.

    Wo gab es Übereinstimmungen?

    Rodenstock pflegte zu sagen: Zuweilen ist es unmöglich, den logischen Überlegungen eines Mörders zu folgen, weil wir nicht über seine Logik verfügen.

    Plötzlich musste ich grinsen, weil ich mich erinnerte, dass mein Vater derartig abgehobene Überlegungen als geistigen Dünnpfiff bezeichnet hätte.
    Ich startete mein Auto und begab mich wieder auf die Walz. Kinsi, dachte ich melancholisch, ich hätte so gern mit dir geredet – über Böll und Grass und Lenz, und über die Frau namens Beate Laach, die du eigentlich in ein paar Wochen heiraten wolltest und die jetzt fassungslos ist, weil es dich einfach nicht mehr gibt.

    Ich fuhr nach Hillesheim zur Buchhandlung Lesezeichen, ich dachte, es sei nicht verkehrt, mehr über Meerfeld in Erfahrung zu bringen, um später das dörfliche Leben besser schildern zu können. Doch es gab nichts. Monika Brümmer fand nur Verweise auf alte, nicht mehr lieferbare Veröffentlichungen. Sie hatte jedoch wie immer einen Tipp, der lautete: Café am Maar, Dirk Junk. »Das ist der Sohn der berühmten Renate Junk, die die Eifel schon seit dreißig Jahren auf sämtlichen Touristikmessen vertreten hat – und dreißig Jahre lang gratis und franko.«

    Das sagte mir etwas, das hob die Stimmung. Ich bedankte mich artig, machte mich erneut auf den Weg.

    Das Handy meldete sich, als ich von Neroth Richtung Oberstadtfeld brauste.

    Langsam fuhr ich rechts ran mit der geheimen Hoffnung, dass der Anrufer aufgeben würde. Er gab nicht auf.

    »Ich bin’s, Emma.«

    »Wie schön. Wie geht’s?«

    »Gut. Wahrscheinlich kommen wir in ein paar Tagen heim. Bist du in deinem Garten und sitzt in der Sonne?«

    »Ich bin unterwegs, weil Vera herkommen wollte, um sich ihre Sachen zu holen. Und ich bin im Moment zu dünnhäutig, um mich mit ihr auf irgendeine Diskussion einzulassen. Ich möchte das alles nicht diskutieren. Auch nicht mit dir.«

    »Aber sie hat doch gar nichts mit diesem Kollegen«, sagte sie empört.

    »Emma, das mag sein. Aber auch das möchte ich nicht diskutieren.«

    »Sie hat nur erzählt, dass es diesen Mann gibt, aber dass sie ihn auch nicht allzu ernst nimmt.«

    »Wie schön!«, sagte ich und spürte Wut aufsteigen. »Vera hat einen neuen Job. In Mainz. Das ist gut, das ist ihr Ding. Mehr ist nicht, Emma. Und ich bin nicht gewillt einen langen Abschied hinzulegen.«

    Sie gab nicht auf. »Vera möchte aber noch einmal mit dir reden. Sie möchte, dass du sie verstehst.«

    »Ich glaube, ich verstehe sie gut. Reden können wir auch noch in acht Wochen, wenn es nicht mehr so wehtut.«

    »Entschuldige, dass ich mich dazwischenhänge. Aber irgendwie fühle ich mich für dich verantwortlich, wie für einen Sohn oder einen Bruder.«

    »Ich weiß, Emma. Und ich bin dafür sehr dankbar. Aber durch diese Sache muss ich allein, da ist nicht zu helfen. Ruft an, wenn

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