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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ihr wisst, wann ihr in Frankfurt ankommt.«

    »Ja«, sagte sie knapp. »Pass auf dich auf.«

    In Oberstadtfeld bog ich nach links ab, Niederstadtfeld, Schutz, dann führte mich das schmale Asphaltband zur Bleckhausener Mühle. Weil das Wetter freundlich war, saßen dort viele Leute an den Tischen auf der Terrasse.

    In Höhe des Fundortes der Leiche von Elvira Klein hielt ich an und trödelte hinunter zur Uferwiese. Ich wusste nicht, was ich dort wollte oder erwartete. Wahrscheinlich wollte ich versuchen, meine Gelassenheit wiederzufinden, die ich hier eigentlich am allerwenigsten gewinnen konnte.
    Ich setzte mich an das vorbeischießende Wasser und starrte hinein, als könne es mir Aufschluss geben über die Lösung eines Problems.
    Gut wäre es, wenn ich mich mit irgendeinem Menschen unterhalten könnte, der Elvira Klein gut gekannt hatte. Doch ich hatte Hemmungen, direkt auf diesen Verlobten Gernot Meyer zuzugehen.

    Nur zufällig bemerkte ich ihn, als ich mich streckte und dabei drehte. Er lief mit gesenktem Kopf durch die Wiese: ein kleiner, schmaler Mann mit dunklen Haaren und lebhaften Bewegungen. Sein Gesicht war hager, asketisch fast. Bei jedem Schritt ließ er seine Arme an der Seite pendeln, als koste er die Bewegungen seines Körpers vergnüglich aus.

    Er hatte mich wohl schon eher gesehen, denn ohne zu zögern sagte er: »Guten Tag«, und schloss an: »Hier ist sie wohl gefunden worden.« Seine Stimme war angenehm dunkel. »Darf ich?« Er ließ sich neben mir im Gras nieder. Er trug blaue Jeans, ein leichtes, dunkelblaues Jackett über einem schwarzen dünnen Rollkragenpullover. »Ich bin Markus Klinger, sozusagen der zweite Pfarrer hier in der Gegend, die Feuerwehr des lieben Gottes für alle umliegenden Kirchspiele.«

    »Ich bin Siggi Baumeister, Journalist, ich recherchiere diese Fälle.« Ich reichte ihm die Hand, er drückte sie fest.

    »Haben Sie denn schon was herausgefunden?«, wollte er wissen.

    »Habe ich nicht«, war meine Antwort. »Aber vielleicht können Sie mir ja helfen … Was hat es mit dieser Clique auf sich, der Elvira Klein angehörte? Mir wurde gesagt, Sie hätten auch mit denen Gesellschaftsspiele gespielt.«

    »Stimmt. Monopoly und Die Siedler von Catan und manchmal Skat. Es war immer sehr nett.« Er wedelte lebhaft mit seinen sehnigen Händen. »Überhaupt ist das eine nette Clique. Beziehungsweise war. Jetzt muss man ja wohl davon in der Vergangenheit sprechen. Denn das, was da passiert ist, ist wohl der Todesstoß für eine solche Runde.«

    »Es gibt andere Ansichten und nicht jeder benutzt das Adjektiv ›nett‹«, sagte ich behutsam.

    Der Kaplan lachte leise und merkwürdigerweise klang das etwas altklug. »Kennen Sie eine Clique, die von außenstehenden Menschen nicht mit irgendwelchen Verdächtigungen überzogen wird? Zum Beispiel, dass sie viel zu viel saufen und verdächtige Reden führen?«

    »Kenne ich, selbstverständlich. Wie war diese Elvira Klein so?«

    »Sie war eine Suchende«, murmelte er nach einem kurzen Augenblick. »Haben Sie sie hier gesehen?«

    »Ja, habe ich. Hat die Kriminalpolizei Sie vernommen?«

    »Selbstverständlich. Stundenlang, der Sache angemessen. Ich hatte den Eindruck, dass die Damen und Herren noch nicht viel wissen. Einen entscheidenden Hinweis habe ich ihnen allerdings auch nicht geben können, fürchte ich.«

    Mir wurde plötzlich bewusst, dass er verkrampft wirkte, dass seine lächelnde Gelassenheit vielleicht Tünche war. Und ich registrierte, dass seine Augen hellblau waren, was bei Schwarzhaarigen immer auffällt.

    »Es wird behauptet, dass diese Elvira Klein eine ziemlich wilde Hummel gewesen ist.«

    Er nickte. »Das meine ich, wenn ich sage, dass sie eine Suchende war. Sie war ledig, ohne Kinder und sie war hübsch. Diese jungen Frauen fragen sich immer häufiger, ob es wirklich notwendig ist, mit dem Rüstzeug Ehemann und Kinder ausgestattet zu sein. Unter einer wilden Hummel verstehen Sie doch wahrscheinlich eine Frau, die mit mehreren Männern das Leben ausprobierte, mit ihnen vögelte. Nicht wahr, das wollten Sie doch andeuten?«

    »Stimmt«, sagte ich, leicht erstaunt über seine Wortwahl. »Und wie war das in der letzten Zeit? In den letzten zwei Jahren, seit sie mit dem Gernot Meyer verlobt war?«

    »Sie meinen, ob ihre Suche am Ende war?« Klinger wiegte den dunklen Kopf hin und her und auf seiner Stirn waren Falten. »Nein. Eher das Gegenteil war der Fall. Sie war verlobt, gut. Aber sie war mit ihrer Suche

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