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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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zwanzig Pkw. Das war verwunderlich, aber es war eine laue Sommernacht, vielleicht hatten Pärchen diese Sorte Einsamkeit gesucht. Dann fiel mir ein, dass ich nicht wusste, wann der Mord geschehen war. War es früher am Abend geschehen, dann gehörten die Autos zu Neugierigen, die aufmerksam der Buschtrommel gelauscht hatten.

    Ich querte die Fahrbahn und stiefelte den Weg hinein, der in sanfter Rundung erst zur Kapelle führte und dann abwärts an das Ufer. Vor einer Absperrung mit einem rot-weißen Plastikband standen mindestens dreißig Frauen und Männer und starrten auf etwas, das ich nicht sehen konnte.

    Derselbe Beamte, der schon den Fundort der Leiche von Elvira Klein abgesichert hatte, stand auch hier und versuchte eine abweisende Miene zu machen, was ihm gründlich misslang.

    Ich bereitete mich darauf vor, ihm zu erklären, dass Kriminalrat Kischkewitz mich benachrichtigt hatte, als er mich entdeckte und durchwinkte.

    Als ich an ihm vorbeiging, sagte er ironisch: »Langsam kriege ich Übung.«

    »Hoffentlich nicht«, murmelte ich.

    Sie hatten den Arbeitswagen der Mordkommission so nah wie möglich an das Ufer heranbugsiert und den hohen Mast mit den Flutern ausgefahren. Die Scheinwerfer beleuchteten eine Fläche am Uferrand und im Wasser.

    Mitten in diesem gleißend hellen Lichtfleck lag Anna. Sie lag auf dem Rücken und wirkte unendlich einsam. Ihr Gesicht war nicht mehr erkennbar, es war nur ein großer roter Fleck. Und sie war allein, niemand war an ihrer Seite, niemand kniete neben ihr.

    Gemächlich ging ich einen winkligen Fußpfad weiter hinunter.

    »Okay«, entschied Kischkewitz gerade, »wir legen die Abdeckung vom Wasser her auf die Tote zu und dann …«

    »Stopp!«, sagte jemand neben ihm bestimmt. Er war wieder der Kriminalist mit dem Bart, den ich schon in Duppach getroffen hatte und der auch an der Kleinen Kyll gewesen war. Er steckte in einem weißen einteiligen Arbeitsanzug, trug weiße Handschuhe und wirkte wie von einem anderen Stern.

    »Die Bodenabdeckung nicht vom Wasser her. Es kann sein, dass die beiden Vertiefungen da Abdrücke von Gummistiefeln oder Schuhen sind. An die muss ich so bald wie möglich ran. Pitter! Pitter, verdammte Scheiße, hör zu und stell deine blöde Kaugummikauerei ab. Du nimmst jetzt das erste Brett und legst es von da drüben schräg auf die Leiche zu. So schräg, dass eine Ecke der Abdeckung im Wasser, die andere Ecke auf Land liegt. Hast du das ausnahmsweise kapiert?«

    »Ja, Julius«, nickte eine zweite weiß gekleidete Gestalt ergeben. »So? Ist das richtig so?«

    »Richtig. Jetzt gehst du auf der Platte vor bis zum Rand. Aber tritt nicht über, sonst zahlst du den nächsten Betriebsausflug allein. Ich gebe dir Platte zwei. Vorsicht, langsam. Hast du sie? Okay. Jetzt stell sie am Ende von Platte eins senkrecht hoch und lass sie dann ganz langsam nach vorne herunter. So, Chef, jetzt hast du einen Weg.«

    »Ich will gar keinen Weg«, sagte Kischkewitz. Dann drehte er sich zu zwei jungen Leuten um, die verschreckt hinter ihm standen und gleichzeitig fasziniert auf das schauten, was von Anna Hennef übrig geblieben war.

    »Herr Bodenbach. Sie kamen mit Ihrer Begleiterin hier vorbei. Können Sie sich erinnern, was Sie taten, als Sie die Tote bemerkten?«

    »So genau weiß ich das nicht mehr«, antwortete der junge Mann schüchtern.

    »Aber ich weiß es«, meinte die junge Frau an seiner Seite. »Du bist zwei oder drei Schritte nach vorn gegangen und hast dann gesagt: Mein Gott, die ist ja tot.«

    »Wo stand Ihr Freund, als er das sagte?«, fragte Kischkewitz.

    »Mädchen«, schaltete sich der bärtige Julius burschikos ein, »denken Sie genau nach. Machen Sie die Augen zu und erinnern Sie sich: Ging Ihr Freund zwei oder drei Schritte vorwärts? Langsam, nichts übereilen. Ich will Ihnen erklären, warum. Der Grund hier ist am Wasser sehr schwammig. Hat Ihr Freund zwei Schritte getan, ist das okay. Hat er drei Schritte getan, müsste er fast neben dem Kopf der Leiche gestanden haben. Hat er da gestanden oder eher einen Meter zurück? Lassen Sie sich Zeit. Ich muss wissen, wie ich eventuelle Fußspuren zu bewerten habe.«

    Glasklar sagte das Mädchen: »Er hat nur zwei Schritte getan, denn neben dem Kopf, also neben der Leiche, stand er nicht. Das weiß ich.«

    »Und dann?«, fragte Julius behutsam. »Wie bewegte er sich weiter?«

    »Dann bin ich zu meiner Freundin zurück«, gab der junge Mann Auskunft. »Also vom Wasser weg. Wir sind zum

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