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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Parkplatz hochgerannt und haben über Handy die Polizei gerufen.«

    Julius nickte. »Also, etwa zwei bis zweieinhalb Schritte vor. Dann wieder zurück. Okay? Gut. Pitter, nimm mal das Brett mit den beiden Böcken drunter und lege eine Linie von der Absperrung bis neben ihren Kopf. Okay?«

    Pitter legte das Brett genau auf die vorbezeichnete Linie.
    »So ist es gut«, nickte Julius. »Jetzt kannst du dir die Leiche ansehen, Chef. Egal ob von der Abdeckung aus oder vom Brett. Und Sie, junger Mann, und Sie, junge Frau, geben mir mal Ihre Schuhe. Ich brauche Ihre Abdrücke.«

    »Darf ich sie mir auch ansehen?«, fragte ich.

    »Aber ja«, nickte Kischkewitz seufzend. »Willst du das Brett oder die breite Bahn?«

    »Egal«, sagte ich und turnte auf dem Brett vorwärts.

    Kischkewitz näherte sich Anna auf der Abdeckung.

    »Die Kugel kam nahezu waagerecht von vorn, wie du siehst. Schmauchspuren sind natürlich nicht erkennbar. Sie muss sofort tot gewesen sein.«

    »Merkwürdig, die Hände sind nicht verkrampft«, sagte ich.

    »Sieh mal, sie war aufgedonnert, als ginge sie auf ein Dorffest«, murmelte er.

    »So wie ich sie kennen gelernt habe, so wie sie mir beschrieben wurde, ging sie immer so außer Haus. Hat Bliesheim oder Hennef sich inzwischen gemeldet?«

    »Beide nicht. Für beide ist es aber nun aus mit der Schonzeit. Sieh mal, da liegt was unter ihrem linken Ellenbogen.« Kischkewitz ging in die Hocke. »Sieht aus wie ein Stück Schnürband von einem Turnschuh.«

    Anna trug ihr langes blondes Haar hochgesteckt. Sie hatte eine weiße, locker fließende Bluse an und einen lächerlich kurzen Minirock aus schwarzem Jeansstoff, der weit hochgerutscht war. Darunter war ein Hauch von Unterwäsche erkennbar, ein Stringtanga. Anna wirkte unendlich ungeschützt, fast aufdringlich obszön.

    »Glaubst du, sie ist hier erschossen worden?«

    »Ja«, sagte er. »Obwohl es noch keinen Beweis dafür gibt. Aber Julius wird das schnell feststellen können. Julius, kannst du ungefähr absehen, wann wir sie bewegen können?«

    »Nicht in den nächsten zwei Stunden, Chef. Auf keinen Fall. Und jetzt macht mal Platz, ihr zwei. Ich muss arbeiten.«

    »Meinst du, sie stand mit dem Rücken zum Wasser, als der Täter schoss?«, fragte ich nach.

    Kischkewitz sah mich an. »Ja, das denke ich. Guck mal die rechte Hand. Die hat sie noch hochgekriegt, da ist Blut, viel Blut. Sie hat sich also noch an das Gesicht gefasst.«

    »Richtig. Darf ich ein paar Polas machen?«

    »Ja, klar.«

    Ich lief zu meinem Auto hoch. Hinter der Absperrung standen jetzt sicher vierzig oder fünfzig Neugierige. Ich nahm die Polaroidkamera aus dem Kofferraum und rannte zurück.

    Als ich die Tote wieder im Blick hatte, hatte Kischkewitz die Bodenabdeckung verlassen. Julius und sein Lehrling waren dabei, sich auf dem Bauch Zentimeter um Zentimeter auf den Abdeckungen nach vorn zu schieben und dabei das Erdreich neben den Abdeckungen genau zu betrachten. Jedes Mal, wenn sie glaubten, Ansätze einer Spur zu erkennen, steckten sie ein kleines weißes Fähnchen in den Boden. Hin und wieder nahmen sie für uns nicht sichtbare kleine Teilchen mit einer Pinzette auf und steckten sie in einen Klarsichtbeutel.

    Bis sie die Leiche unmittelbar vor sich hatten, verging eine volle Stunde und sie hatten nicht eine Minute Pause gemacht.

    »Das ist unglaublich«, sagte ich leise.

    »Julius ist nicht bezahlbar«, nickte Kischkewitz. Dann rief er: »Julius, du machst jetzt Pause oder ich werde streng.«

    »Aber ich kann doch erst noch die Leiche abpflücken«, schnaubte Julius unwillig.

    »Du machst Pause!«, bestimmte Kischkewitz hart. »Die Leiche dauert wieder eine Stunde und so weiter und so fort. Ich kenne dich, mein Lieber. Also, erst mal Pause, Leute. Du, Pia, fotografierst derweil die Bescherung. Aber wenn du mir einen falschen Schritt hinlegst, kriegst du kein Frühstücksbrötchen.«

    Um vier Uhr, als die Sonne schon zu ahnen war, verabschiedete ich mich und fuhr heim. Die Leiche war ›abgepflückt‹, aber immer noch nicht herumgedreht worden. Kischkewitz hatte prognostiziert, dass es vier weitere Stunden dauern würde, bis Anna in die Pathologie nach Trier gebracht werden konnte.

    Eines war jetzt schon sicher: Am Tatort gab es keine Spur, die auf eine bestimmte Person hinwies.

    Ich freute mich über das Licht, das die Erde überflutete und die nächtlichen Schatten nahm. Als ich auf meinen Hof fuhr, bemerkte ich, dass der Hausschlüssel von außen

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