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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Und er hat sie umgelegt. Na sicher, so war das! Das ist alles ganz einfach.«

    »Nichts ist einfach«, widersprach Tante Anni. »Es ist nie ganz einfach. Trink einen Kognak, obwohl das sicher nicht gesund ist.« Sie nahm die Flasche und goss ihm so viel in ein Glas, als würde es sich um Leitungswasser handeln.

    »Ich trinke nicht«, entschied er. »Wo ist es passiert?«

    »Am Weinfelder Maar«, sagte ich. »Gestern Abend.«

    »Was machte Anna am Weinfelder Maar?«, fragte er dumpf.

    »Das weiß noch niemand«, murmelte ich. »Kischkewitz kommt gleich. Vielleicht hat er ja inzwischen eine Idee.«

    Rolli setzte sich hin und begann unvermittelt zu weinen. Nach einer Weile schluchzte er: »Ich habe mir geschworen, wegen … wegen Anna nie mehr zu weinen. So eine verdammte Scheiße. Wieso das alles? Was soll Simone bezeugen?«

    »Dass du abends und in der Nacht bei ihr warst«, sagte ich.

    »Das kann sie nicht. Sie ist noch verheiratet. Ihr Mann schlägt sie. Und sie hat gesagt, wenn er das mit uns rausfindet, bringt er sie um.«

    »Ach, du lieber Gott!«, seufzte Tante Anni.

    »Ich habe Anna gewarnt.« Rolli schlug rhythmisch und mit aller Gewalt auf die Tischplatte. »Ich habe sie gewarnt. Nicht einmal, nein hundertmal. Wenn es eng wird, lässt er dich im Wald stehen. Ich habe es ihr immer wieder gesagt.«

    »Was hat sie darauf erwidert?«, fragte ich, um ihn zum Weiterreden zu animieren und von seinem Schmerz abzulenken.

    »Gar nichts!«, sagte er und schlug noch einmal auf die Tischplatte. »Sie redete doch nur Stuss. Sie kapierte doch gar nicht, um was es eigentlich ging. Der Mann fand sie nett und er wollte sie im Bett. Zum Spaß. Vorübergehend. Aber er wollte doch keine verheiratete Frau mit zwei Kindern, die rumknatscht, wenn er abends nicht pünktlich zum Essen kommt. Glaubst du das?« Er sprang auf und begann auf und ab zu tigern. »Ich sage euch mal was. Ich habe dafür zwar keine Beweise, aber ich weiß es. Bliesheim hat Torpedos laufen. Und wahrscheinlich hat er einen auf Anna losgelassen!«

    »Torpedos?«, fragte ich.

    »Leute, die Forderungen eintreiben, wenn du dein Geld eigentlich schon abschreiben solltest«, erklärte Tante Anni geduldig. »Manchmal bezeichnet man allerdings auch Auftragskiller als Torpedos.«

    Ich beobachtete durch das Fenster neben ihr, wie Kischkewitz seinen Wagen parkte.

    »Stell dir vor, du bist im Bargeldgeschäft, du verkaufst zum Beispiel gebrauchte Autos. Du gibst Wagen an Leute ab, ohne Quittung und Beleg, die dir sagen: Das Geld bringe ich morgen. Sie bringen es aber nicht. Das geht acht, zehn, zwölf Autos so. Du kriegst dein Geld nicht. Also besorgst du dir Torpedos. Diese Leute gehen nach dem Motto vor: Entweder du zahlst jetzt, Junge, oder du landest im Krankenhaus. Und die säumigen Zahler können sich sicher sein, dass sie tatsächlich im Krankenhaus landen, wenn sie den Forderungen nicht nachkommen. Als Auftraggeber zahlst du bis zu fünfzig Prozent des Rechnungsbetrages für die Torpedos. Aber immerhin kriegst du wenigstens noch etwas von deinem Geld.«

    »Und Bliesheim hat so Leute an der Hand?«, fragte ich.

    Rolli warf beide Arme in die Luft. »So habe ich es gehört.«

    »Von wem?«

    »Von einem ehemaligen Polier. Den hatte er gefeuert.«

    Kischkewitz schellte, ich ging hin und öffnete die Haustür.

    »In welcher Verfassung ist Hennef?«, wollte er wissen.

    »Er hat es gerade erst erfahren.«

    »Zeichen von Unsicherheiten?«

    »Keine.«

    »Okay. Ich nehme ihn mit.«

    »Aber ja. Was ist mit Bliesheim?«

    »Wissen wir immer noch nicht. Seit gestern Morgen elf Uhr hat ihn keiner mehr gesehen. Die Leute in seinem Büro sagen, das sei normal, er würde nie über seine Termine oder Pläne reden. Die tote Anna ist übrigens mit einem seltenen Kaliber erschossen worden. Zweiundzwanzig Millimeter. Wahrscheinlich eine von diesen uralten Derringern, die man nur noch auf dem Trödel in Holland oder Belgien bekommt. Und noch etwas ist interessant: Als wir die Leiche umdrehten, fanden wir in den Taschen ihres Minirocks zwanzig Fünfhunderteuroscheine, also zehntausend Euro. Entweder hat der Mörder ihr das Geld selbst gegeben – dann muss man sich allerdings fragen, warum hat er es nicht wieder mitgenommen? Oder er hat nicht gewusst, dass so viel Geld in ihren Taschen steckte. Woher hatte sie es dann? Der Fall macht mich verrückt! Immer was Neues und im Moment bewegen wir uns weit weg von Kinsi und Elvira Klein … Und meine Frau setzt derweil

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