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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Finger wurden zu Krallen.
    »Vögeln!«, antwortete sie schrill und hob den Kopf. Augenscheinlich war sie wütend auf ihre tote Schwester, sie war eine höchst wütende junge, hübsche Frau, die für den Augenblick jede Selbstbeherrschung verlor. »Ich habe ihr so oft erklärt, dass … na ja, dass mein Erfolg etwas mit Arbeit zu tun hat. Und sie hat immer erwidert, das alles könne man billiger haben, man bräuchte nur die Beine breit zu machen.«

    »Sie ist tot, Kind«, mahnte Oma Ohler.

    »Ach, verdammt. Stimmt doch, Oma!«

    »Ist es möglich, dass Anna Bliesheim gar nicht geliebt hat? Nur bewundert? Ist es möglich, dass sie ihn nur haben wollte, weil er alles das war und hatte, was Rolli nicht war und hatte?«

    »Sie selbst behauptete, sie würde ihn lieben. Aber vielleicht haben Sie Recht.« Claudia zog ein kleines Taschentuch hervor und schnaubte sich kräftig die Nase.

    »Du solltest nicht so über deine Schwester reden. Sie ist noch nicht mal unter der Erde.« Oma Ohlers Welt brach gerade ein wenig mehr zusammen, ihre Stimme kam leise und traurig.

    »Aber wenn hier die Wahrheit gefragt ist, muss ich sie doch aussprechen, oder?« Die junge Frau beugte sich über den Küchentisch und schloss die Augen, sie war erschöpft, sie wollte über diese Schwester nicht mehr reden. »Es war doch immer so, Oma«, sagte sie leise. »Ihr wolltet das nie wahrhaben. Nicht Papa, nicht Mama, nicht du. Schon als wir Kinder waren, hatte Anna immer die Freunde, die ich nicht kriegen konnte. Und warum? Weil sie gewissermaßen zur Verfügung stand. Sie hat das ganz früh gelernt, Oma. Wenn ein Junge wissen wollte, wie die Mädchen untenrum aussehen, war Anna diejenige, die es ihm zeigte. Ich und die anderen, wir haben uns geschämt, Anna nicht. Und später, als wir erwachsen wurden, ging das so weiter. Ich erinnere mich gut, dass ich in Manni Strohns mal sehr verliebt war. Aber ich wollte nicht mit ihm schlafen, jedenfalls nicht so bald. Und was machte Anna? Sie schnappte ihn sich und zog mit ihm hinter die Büsche. Da bekam er dann, was er wollte. Und das war ja nicht das einzige Mal, dass sie so was brachte. Irgendwer hat mal von ihr gesagt, Anna beherrsche ihre Welt mit ihrer Möse. Da hatte derjenige verdammt Recht.«

    »Aber dem Rolli war sie erst treu«, sagte Oma Ohler zittrig.

    »Das war sie nicht. Sie war es nie. Eigentlich weißt du das selbst genau.« Claudias Gesicht war rot vor Ärger.

    »Das stimmt nicht!« Oma Ohlers Stimme wurde schrill.

    Claudia warf beide Arme in die Luft. »Es stimmt«, ihre Stimme wurde gefährlich leise. »Ich weiß überhaupt nicht, warum ihr alle so blöd tut. Nimm doch nur mal die Geschichten mit dieser Scheißclique. Der wirkliche Boss ist doch der alte Forst in Portugal. Bliesheim ist ja nur sein Erbe. Damit nichts aus dem Ruder läuft und er die Kontrolle behält, lässt der alte Forst die Clique übers Wochenende einfliegen. Die machen dann da Halligalli. Derweil sitzt Rolli hier zu Hause, passt auf die Kinder auf und glaubt, seine Frau sei mit Freunden auf einen Wein an die Mosel. Abends ruft Anna dann zu Hause an und sagt: Schatz, ich komme erst morgen zurück, wir sind alle dun und keiner kann mehr fahren. Und der selten dämliche Rolli sagt brav: Ist okay, Schatz, amüsier dich gut! Seid ihr eigentlich alle verrückt?«

    »Das mag ja mal vorgekommen sein«, murmelte Oma Ohler.

    Claudia war fassungslos vor Wut und brüllte los: »Verdammt noch mal, Oma! Das ist nicht mal vorgekommen, das war die Regel. Ich weiß es. Die Clique ist mindestens zwanzig Mal übers Wochenende nach Portugal geflogen. Natürlich haben sie hier im Dorf davon nichts erzählt. Aber was glaubst du denn, was die da gemacht haben? Mit Murmeln gespielt? Die Wacht am Rhein gesungen? Sie haben da gesoffen, sie haben da gevögelt, Oma! Soll ich dir das buchstabieren …« Dann sackte sie zusammen und begann zu schluchzen. »Ich will dir doch nicht wehtun. Es ist genug.«

    In die Stille fragte ich leise: »Woher wissen Sie das alles so genau? Sie haben doch eben noch gesagt, Sie wissen eigentlich gar nichts.«
    »O je«, sie sah mich an und nahm mich nicht wahr. Einen Moment überlegte sie und erklärte schließlich: »Anna rief mich dauernd an. Sie musste mir von ihren neuen Eroberungen berichten. Das war … ja, irgendwie zwanghaft. Vielleicht hätte ich einfach den Hörer auflegen sollen, so ein Scheiß interessiert mich eigentlich nicht. Aber …« Sie machte unwillige Bewegungen mit beiden

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