Eifel-Liebe
der Lange hart.
Ich sagte wahrscheinlich etwas undeutlich, aber laut: »Nein!« Im Bauch spürte ich einen heißen, harten Ball aus Wut.
Der Blonde namens Sammy stand breitbeinig vor mir, nicht weiter als vielleicht dreißig Zentimeter entfernt. Und er verdeckte den Langen. Ich kniete vor Sammy und schaute zu ihm hoch. Seinem Grinsen war zu entnehmen, dass ihm die Situation Spaß machte. Seine Waffe hatte er weggesteckt, er trug sie nicht mehr in der Hand.
Mühsam sagte ich: »Hallo, Engelchen!«, und griff ihm kraftvoll mit beiden Händen dorthin, wo kein männliches Wesen das auf diese Weise gern hat. Ich genierte mich nicht die Spur und wünschte seiner gesamten Männlichkeit von Herzen alle Qual der Hölle.
Der Blonde schrie, er klappte nach vorn.
Ich habe in den blöden Filmen mit Bud Spencer immer bewundert, wie dieser Fleischkloß mit der Stirn zuschlägt und dabei Leute scheinbar nebenbei k.o. schlägt. Es war aber tatsächlich gar nicht so schwer, ich brauchte nur mit aller Gewalt meinen Hals zu versteifen und höchste Anspannung in den Schultergürtel zu legen. Sein Kopf traf meinen Kopf, dann fiel er seitlich links von mir auf den harten Boden und schnaufte unappetitlich.
»Tja, das war es dann wohl«, sagte ich nuschelnd.
»Das war es nicht«, widersprach der Lange. »Sammy ist wohl nicht mehr recht in Form. Er macht in der letzten Zeit immer häufiger Fehler.«
»Sieh einer an«, kommentierte ich. Ich stand auf, besser gesagt räkelte ich mich schmerzvoll in die Höhe.
»Die Weste!«, sagte der Lange resolut und machte irgendein Zeichen mit dem Zeigefinger.
»Warum denn die Scheißweste?«
Der Engel neben mir streckte sich und schnaubte wie eine verrostete Maschine.
»Da ist mein Kokain drin«, sagte der Lange melancholisch. »Wir haben dich beobachtet, mein Freund.«
»Na, Freunde sind wir nicht.«
Der Blonde zu meinen Füßen drohte endgültig aufzuwachen. Ich griff in die Innentasche der Weste und mühte mich, die Plastiktüte mit dem Nagel des Zeigefingers weiter aufzuschlitzen. Das gelang. Dann drehte ich die Tüte, sodass etwas Kokain in die Tasche rieseln konnte.
»Vorsicht, da ist ein Loch in der Tüte«, erklärte ich dem Langen. »Guter Stoff, ich habe ihn probiert.« Ich zog die Tüte heraus und hielt sie ihm hin.
Mein Hund wedelte immer noch um den Mann herum und ich sagte ärgerlich: »Pfui, Cisco, pfui!«
Er musterte mich amüsiert. »Ich kann gut mit Tieren, die vertrauen mir.« Er nahm die Tüte und sagte nachdenklich: »Jetzt habe ich ein Problem.«
»Das kann ich mir gut vorstellen«, nickte ich mit trockenem Mund. Der Mann war eindeutig gefährlich wie ein Rasiermesser und ich hatte Angst.
»Wir verdienen seit vier Jahren ein Schweinegeld mit dem Zeug«, sinnierte er weiter. »Und du bist der erste schwere Risikofaktor. Mit wem hast du telefoniert, als du da oben im Gras gesessen hast?«
Der Blonde tief unter mir kiekste: »Ich mach dich platt!«
»Das lass mal lieber«, murmelte ich. Dann sah ich den Langen wieder an: »Ich habe mit den Bullen gesprochen. Du willst herausfinden, ob du mich möglichst risikolos umlegen kannst, nicht wahr? Kannst du nicht, mein Lieber. Du bist auf immer und ewig verbrannt, sie haben eine Beschreibung von euch beiden und eure Autonummer. Und euer Ziel in Frankfurt, Messeturm. Wenn du mich fragst, solltest du Dampf machen und abhauen. Dein Auto reicht sowieso nur noch bis knapp außerhalb der Eifel, dann ist Finito, Ringfahndung. Nimm mein Handy, check die letzte Nummer. Es ist die Nummer der Kripo in Wittlich. Na los, nimm das Ding!«
Tatsächlich griff er nach dem Gerät und sah sich die letztgewählte Nummer auf dem Display an. Dann wählte er eine andere Nummer und forderte ohne Einleitung: »Die Nummer der Bullen in Wittlich.« Er wartete einen Moment, nickte betulich und schlug dann mein Handy an einem handlichen Stein kaputt.
»Wir nieten ihn um!«, schniefte der Blonde. Er stand auf, wischte sich mit dem Handrücken den Rotz von der Nase und hielt plötzlich seine Waffe wieder in der Hand.
»Lass das«, murmelte der Lange fast gemütlich.
Cisco hechelte fröhlich und wedelte mit dem Schwanz.
»So kann der nicht mit mir umgehen«, nörgelte der Blonde und zog den Schlitten auf seiner Waffe zurück. Das Geräusch war sehr laut.
»Sammy«, mahnte der Lange. »Er hat mit den Bullen gesprochen, das steht fest. Wir sind im Eimer, Junge, wir müssen abbrechen. Wir können ihn umlegen und haben einen
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