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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Öffentlichkeit zu treffen. ‹ Das heißt, ich suchte krampfhaft nach Entschuldigungen für sie, ich hätte niemals zugegeben, dass sie mich einfach nur verspottet. Sie erschien mir nach wie vor wie mein Engel...«
    »Wie lange dauerte dieser Zustand?«
    »Das ging so über ein Vierteljahr.«
    »Und dann haben Sie Hilfe gesucht?«
    »Ja. Ich bin noch immer in einer Therapie. Aber im Prinzip habe ich es überwunden.«
    »Ist Ihnen denn auch zu Ohren gekommen, dass Natalie im Grunde eine Hure war?«
    »Sicher. Aber ich habe es nicht geglaubt. Detlev Fiedler war ja auch der Meinung, sie sei sich nicht recht bewusst, was sie da tat.«
    »Er hat sich um Sie gekümmert?«
    »Ja, ganz rührend. Genau wie seine Frau Svenja.«
    »Svenja Fiedler meinte, Sie seien immerhin so klug gewesen und hätten Natalie keine Liebesbriefe geschrieben. Aber Sie haben ihr geschrieben, nicht wahr?«
    »Ja. Svenja weiß davon nichts. Nur Detlev Fiedler wusste das, mit dem habe ich drüber geredet. Ich musste einfach mit jemandem reden und er hat es verstanden. Doch dann hat mich die Kollegin verpfiffen.«
    »Was ist da geschehen?«
    »Ich wurde zum Direktor bestellt. Der konnte mein Problem verstehen, das merkte ich genau. Er sagte, vielleicht wäre es besser für mich, vorübergehend an eine andere Schule zu gehen. Er werde mich nicht melden und man könne das so deichseln, dass niemand die Gründe erfährt. Und dann hockte ich abends ziemlich down in einer Kneipe und diese Kollegin kam rein. Wir kamen ins Gespräch. Sie war so ein mütterlicher Typ und ich erzählte ihr, dass ich dummerweise der Natalie ein Gedicht geschickt hätte. ›Oh, mein Lieber!‹, sagte sie ganz betroffen. Am nächsten Tag hatte sie einen Termin bei der Bezirksregierung in Trier. Sie hatte sich für einen anderen Posten beworben. Bei der Gelegenheit hat sie mein Gedicht auf den Tisch geknallt und den Oberen gesagt: ›Wenn ich den Job kriege, werde ich mit derartigen Schweinereien Schluss machen! ‹«
    »Moment, sie hat Ihr Gedicht abends in der Kneipe mitgenommen?«
    »Ja. Ich hatte es ja im Computer und zufällig einen Ausdruck dabei. Sie sagte sogar noch, sie fände das Gedicht wunderschön und sie hätte niemals im Leben so etwas bekommen.«
    »Hat sie den Job gekriegt?«
    »Aber sicher.« Lampert grinste gequält.
    »Ich hole es!«, sagte Karin ostentativ und ging hinaus. Als sie zurückkam, legte sie ein DIN-A4-Blatt vor mich hin.
    Das Gedicht hieß:
    VIELLEICHT VIELSCHWER
    Ich möchte bei dir sein
    aber du hängst mein Herz
    an die Luft
    zum Schaukeln
    tippst mich an
    und sagst vielleicht
    vielleicht auch nicht
    du spielst fangen
    mit meiner Sehnsucht
    und hältst mich warm
    an deiner Glut
    und wenn du mich kriegst
    darf ich dich
    noch lang nicht haben.
    »Das ist gut«, nickte ich. »Hat Natalie darauf reagiert?«
    »Hat sie«, erzählte er. »Als ich die nächste Stunde in dieser Klasse geben musste, stand sie auf und las es vor.«
    »Das hat wehgetan, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und Sie wurden dann per Dekret hierher versetzt?«
    »So war es. Fiedler erreichte, dass ich ein Vierteljahr lang bei vollen Bezügen keinen Dienst tun musste. Ich wäre auch gar nicht dazu in der Lage gewesen.«
    »Was denken Sie jetzt über sie?«
    »Sie war eine Nutte«, sagte er einfach und es klang trotzdem nach einem Aber. »Deshalb ist sie wahrscheinlich ja auch umgebracht worden. Niemand kann in der Eifel so leben, ohne schweren Schaden zu nehmen. Weiß man endlich, wer es getan hat?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Stimmt das mit diesen reichen Männern und dem vielen Geld und dieser Mutter, die da so eine Art Bordell betrieben hat? Stimmt das alles?«, fragte Karin eifrig.
    »Leider stimmt das alles. Wir sind der Überzeugung, dass Natalie etwas erfahren hat, was sie unter keinen Umständen erfahren durfte.«
    »Das mit den Giftfässern?«, wollte Lampert wissen.
    »Das kann damit zu tun haben, ist aber wohl eher unwahrscheinlich.« Die Frage erinnerte mich an Bronski und ich fragte mich, wo er zurzeit wohl war.
    »Wissen Sie, ob andere Lehrer an Ihrer Schule ein Verhältnis mit Schülerinnen oder Schülern haben?«
    »Es gibt Gerüchte«, sagte er, »dass mindestens drei Kollegen ein Verhältnis zu Schülerinnen haben. Aber niemand regt sich darüber auf, das wird so hingenommen. Ein Kollege hat ein Verhältnis zu einem Schüler. Solange kein Skandal hochkocht, wird eisern geschwiegen. Alles grinst hinter vorgehaltener Hand.« Lampert seufzte tief auf und murmelte: »Wenn

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