Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
du dir den ganzen Weg hättest ersparen können. »Wenn Sie angerufen hätten, Schätzchen, hätte ich Ihnen sagen können, dass er nicht hier ist. Warum haben Sie nicht angerufen, Schätzchen?«
    »So ein Pech!«, sagst du oder etwas Ähnliches, drehst dich um und willst zurück zu deinem Auto.
    Und was ist dann passiert? Irgendetwas muss passiert sein. Aber was?
    Oder ist etwas ganz anderes geschehen? Hat die Hausdame dich empfangen und dich einfach nicht mehr aus dem Haus herausgelassen? Hat sie dich getötet, weil sie glaubte, du würdest das Leben ihres geliebten Chefs zerstören?
    Baumeister, reiß dich zusammen! Wie, zum Teufel, soll das abgelaufen sein? Wie ist Natalie dann auf die Müllkippe nach Mannebach gekommen? Hat sich die Hausdame etwa ein Taxi genommen und den Transport persönlich überwacht?
    Es war wirklich grotesk, was meine Unsicherheit an pittoresken Szenarien produzierte. Wahrscheinlich war es besser, schleunigst aus diesem Wald zu verschwinden und sich etwas Realem zu widmen. Florian Lampert zum Beispiel.

ZEHNTES KAPITEL
    Ich kam zu spät, viel zu spät. Ich hatte die A 48 schnell erreicht, musste dann aber trödeln, weil ein Alptraum vor mir war: ein Spezialtransporter, der nicht überholt werden konnte.
    Lampert war ein hoch gewachsener Mann, mit spärlichem Haarwuchs. Er wohnte unter dem Dach eines zweigeschossigen Hauses mitten in der Fußgängerzone der Säubrennerstadt.
    Freundlich murmelte er: »Es kann ja schon mal später werden. Was hat Svenja Fiedler Ihnen denn erzählt?«
    »Nicht viel«, sagte ich. »Nur, dass da etwas war, etwas für Sie Gefährliches.«
    »Das ist die richtige Formulierung. Kommen Sie herein. Das ist meine Lebensgefährtin Karin. Sie möchte dabei sein und Sie haben hoffentlich nichts dagegen.«
    »Nein, natürlich nicht«, sagte ich. Ich reichte Karin artig die Hand. Sie war eine kleine, schmale Frau mit sehr kurzem, hennarot gefärbtem Haar und einem hübschen Gesicht.
    »Hallo.« Sie wirkte misstrauisch.
    Um von vorneherein Spitzen des Unmuts und des Misstrauens abzubrechen, sagte ich: »Das finde ich sehr gut, dass Sie dabei sind.«
    Sie nickte und hockte sich mit untergezogenen Beinen auf das Sofa.
    »Tja«, meinte Lampert betulich und setzte sich neben sie, »ehrlich gestanden habe ich mich bei Svenja Fiedler erkundigt. Wir wollten doch wissen, wer Sie sind.«
    »Das ist in Ordnung«, murmelte ich. »Darf ich eine Pfeife rauchen?«
    »Oh, selbstverständlich«, sagte Karin und begann, sich eine Zigarette zu drehen. »Aber Intimitäten wollen Sie doch nicht wissen, oder?«
    »Nein«, log ich tapfer. »Herr Lampert, Sie haben gesagt, dass Sie eigentlich erwartet haben, dass viel früher jemand auftaucht, um Sie zu befragen.«
    »Ja.« Er hatte zwei sehr steile, tiefe Falten zwischen den grauen Augen, als habe er Kopfschmerzen. »Natürlich. Ich bin damals da reingerasselt, ich war ein totaler Neuling, hoffnungslos naiv. Ich habe sämtliche Fehler gemacht, die man sich ausdenken kann. Und dann hat eine ältere Kollegin mich auch noch bei der Bezirksregierung angeschwärzt. Ich hatte gar keine richtige Chance. Und ich will auch hier wieder weg, Wittlich ist zu nah an Daun.«
    »Wollen Sie erzählen, was damals passiert ist?«
    »Ich kam in diese Abiturklasse als jemand, der nur mal so schnuppern sollte. Mir fiel Natalie natürlich sofort auf. Sie fiel jedem auf. Ich war damals allein, wir beide kannten uns noch nicht. Ich verliebte mich, das war sehr schlimm, das war schon ... na ja, es war eine Obsession, eine Besessenheit. Klar, es hieß immer, sie sei ein Biest und würde sich über alle Männer lustig machen. Aber Sie wissen ja, wie das so ist. Ich hörte nicht hin. Obwohl viel geredet wurde. Es gab Kollegen, die gestanden grinsend: ›Mit der würde ich auch mal gern!‹ Andere sagten, das könne sich niemand von uns leisten. Pro Nummer ein Monatsgehalt und solche Dinge.«
    »Natalie war also Gesprächsthema im Lehrerzimmer?«
    »Ja, aber mir half das alles nichts. Ich hatte immer ihr Bild im Kopf, ständig. Es war wie ... es war wie Krebs.«
    »Hat sie das gemerkt?«
    »Natürlich!«, sagte Karin hell. »Das war es ja. Sie fing an, Florian lächerlich zu machen. Vor der ganzen Klasse. Und dann verabredete sie sich mit ihm und schickte stattdessen die vier Musketiere. Zum Eisessen.«
    Lampert sah mich an. »Als diese vier jungen Burschen in das Lokal kamen, sagte ich mir: ›Die hat sie nur geschickt, weil sie es nicht riskieren will, mich in der

Weitere Kostenlose Bücher