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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Schnapsvorräte der Eifel aufgekauft und sangen Lieder, von denen ich annehmen musste, dass die Texte unflätig waren, denn sie sangen sie laut grölend mit großem, grinsendem Vergnügen.
    Hinten, zur Fahrerkabine hin, stand ein Grillgerät, auf dem unendliche Mengen Fleisch ihrer Bestimmung entgegenbrieten. Es roch fantastisch gut, es war die schönste Imbissbude, die ich je in meinem Leben gesehen hatte.
    »Baumeister, Liebling!«, schrie Bronski mit fettigem Gesicht. »Schließ dich an, iss und trink.«
    Ich versorgte mich mit einem Stück Stangenweißbrot und zwei Würsten und hockte mich neben Bronski auf eine alte, etwas streng riechende Pferdedecke. Die Männer grinsten mich an, waren voll kindlicher Heiterkeit und einer sagte kurz etwas in einer gutturalen Sprache und alle grölten los, als sei das ein fantastischer Witz gewesen.
    »Was hat er gesagt?«, fragte ich Bronski.
    »Er sagt, du bist der mit Abstand hässlichste Mann, den er in der letzten Zeit gesehen hat.«
    »Ha!«, rief ich. »Ich hatte nur keine Zeit, Rouge aufzulegen. Der soll mich mal nach zehn Stunden Schlaf sehen. Was willst du mit dieser Truppe? Eifler verprügeln?«
    Bronski grinste. »Nein, nein. Mein Bruder hat gehört, ich sei in ... in Not. Da kam er her. Wieso willst du was über Müll wissen?«
    »Weil Müll eine Rolle spielt und weil Natalie sehr viel über Müll wusste ... sehr viel mitbekommen hat.«
    »Das ist richtig.« Er nickte lebhaft. »Sie hat mal gesagt: ›Wenn ich alles sage, was ich gehört habe, wandern die alle in den Knast.‹ Aber sie hat übertrieben, sie übertrieb immer.«
    »Hast du schon oft illegal Müll in die Eifel gefahren?«
    »Nein, nur manchmal. Sie wissen alle: Wenn Bronski hier ist, kannst du ihn haben – für alle Transporte. Ich bin Spezialist für heiße Transporte.«
    »Was heißt ›heiß‹?«
    »Bringe ich was mit, schaffe ich was raus«, grinste er breit.
    »Du meinst Polen-Bundesrepublik.«
    »Ja.«
    »Was bringst du mit? Und was schaffst du raus?«
    »Kleine Dinge rein, manchmal große raus. Kommt drauf an.«
    »Bronski, verarsch mich nicht! Was heißt das? Heißt das auch, dass du manchmal Fässer, in denen Scheiße ist, rausschaffst?« Ich musste beinahe schreien, die anderen Männer hatten einen neuen Ohrwurm gefunden, den sie aus vollem Hals intonierten.
    »Manchmal Fässer«, nickte er. »Bei uns in Polen ist es ein wenig anders als bei euch. Du kannst viele Dinge tun, wenn du viele Freunde hast.«
    »Und was ist das, was du mitbringst?«
    »Tja, Revolver, Pistolen, solche Dinge eben.«
    »Und die verkaufst du?«
    Er gluckste. »O nein, Bronski verkauft nicht, Bronski verkauft niemals. Bronski kriegt einen Auftrag, Bronski erledigt Auftrag, liefert ab, kriegt sein Geld. Aus die Maus.«
    »Und der Zoll? Hast du Freunde dort?«
    »O ja, gute Freunde. Muss man haben.«
    »Was hast du denn für die Männerrunde in Bongard transportiert?«
    »Alles Mögliche. Billig-Jeans, Billig-Kleider. Keramik, viel Keramik. Da sind die Polen gut. Und Giessen in Münstereifel kriegt niemals genug davon.«
    »Aber das ist doch legal, oder?«
    »Du verstehst etwas nicht, Baumeister. Ich transportiere keine Schmuggelware. Nicht nach Polen und nicht nach Deutschland. Die meisten Touren sind sauber und ganz legal.«
    »Warum hast du denn die Fässer hier in der Eifel abgeladen? Warum nicht mit nach Polen genommen?«
    »Unpraktisch. Der Architekt wollte sie nur loswerden. Und mein Mann beim polnischen Zoll hat zurzeit Urlaub. Ich dachte: Gut, dann sehe ich Natalie.«
    »Hast du gewusst, dass sie nach Los Angeles gehen wollte?«
    »Ja. Aber niemand wusste, wann sie fliegen wollte.«
    »Warum hast du mich nach Martin in Mannebach gefragt?«
    »Ich war mit Natalie im Jagdhaus. Da war er am Fenster. Zweimal, dreimal, ich weiß nicht wie oft. Ich will wissen, ob er gefährlich ist oder nur ein Spannerarschloch.«
    »Dann war das Fassabladen in Mannebach ein Fehler?«
    »Ja, das war ein Fehler. Dumm. Aber manchmal ist Bronski eben dumm.« Er lachte herzlich.
    »Dumm war nur, dass du die Fässer abgewaschen hast, um Fingerabdrücke zu vermeiden.«
    »Das gehörte zum Auftrag. Das gehört immer zum Auftrag. Außerdem habe ich die Fässer gar nicht abgewaschen. Das hat ein Mann von dem Architekten getan. Ich transportiere, ich wasche nicht.«
    »Du hast aber auch illegale Transporte für die Herrenrunde gemacht?«
    »Ja, hier und da. Zum Beispiel Ikonen aus Russland oder polnische Gemälde, Antiquitäten und solche

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