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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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hätten Sie sowieso rausgekriegt, also erzähle ich es Ihnen. Der große Parkplatz vor dem Haus muss Sie doch gewundert haben, oder? Da stehen abends normalerweise Autos von BMW, Mercedes, Jaguar, Porsche.«
    »Und wer bedient diese Männer?«
    »Ich. Ich und Natalie. Da kommt mir keine Fremde ins Haus. So geht hier nichts raus. Absolut nichts.«
    »Deswegen sagen neidische Männer, das hier sei ein Puff.«
    »Ja, das Gerücht mit dem Puff habe ich auch schon gehört. Tausendmal, wahrscheinlich. Es ist natürlich kein Puff. Wenn das hier ein Puff wäre, würden die Bullen einfallen und das Haus schließen.« Sie sprach trotz ihrer Worte wie eine Puffmutter, sehr energisch und sehr resolut. »Ich kann mir keine Fehler erlauben.«
    »Wie lange geht denn das schon?«
    »Sechs Jahre, schätze ich. Ja, als es losging, war Natalie dreizehn.« Sie seufzte. »Es war ein harter Weg, ein verdammt harter Weg. Und ich bin ihn allein gegangen, niemand hat mir geholfen.«
    »Walter Hardbeck, also Svens Vater, hat hier auch Geschäfte besprochen? Das fasse ich nicht.«
    »Sicher hat er hier Geschäfte gemacht, und nicht zu knapp. Wenn er für mehr als eine Million abgeschlossen hatte, gab er eine Party und zahlte alles.«
    »Hardbeck gilt als hart, als unbeugsam, als total verschwiegen. Er wird doch hier in diesem Raum keine großen Deals gemacht haben. Das glaube ich einfach nicht!«
    »Das müssen Sie auch gar nicht glauben, ich muss Ihnen doch nichts beweisen! Sie sind doch kein Staatsanwalt, oder?«
    »Entschuldigung, Sie haben Recht. Aber das alles klingt wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht.« Setz deinen Gesprächspartnern den Floh ins Ohr, dass du das, was sie erzählen, für Angeberei hältst, für reine Aufschneiderei. Du wirst sehen, sie lassen sich verleiten!
    Sie ließ sich verleiten: »Versprechen Sie mir, niemandem etwas weiterzuerzählen?«
    »Ich gebe nichts preis, und ehe ich über diesen Fall schreibe, werden Wochen vergehen.« Ich hoffte, ich klang glaubwürdig.
    Sie nickte langsam. »Das wird von Ihnen gesagt. Also, Sie wissen von dem neuen Müll-Deal? Der ist gerade über die Bühne gegangen. Müllentsorgung von Trier und dem Vulkaneifel-Kreis. Dazu gehören irre viele Gemeinden und Städte. Ein Generalunternehmer baut ein Werk für den Restmüll, die Aufbereitung und Verbrennung und so weiter. Laufzeit des Vertrages fünfzehn Jahre, Umfang des Vertrages: eine Milliarde Mark. Das Ding ist zum Teil hier in diesem Raum verhackstückt worden. Und ich habe dabei die Getränke serviert. Das heißt, ich und Natalie.«
    Das war starker Tobak.
    »Die ganzen Müll-Größen waren hier? Walter Hardbeck und Konsorten?«
    »Richtig. Walter Hardbeck von hier, Herbert Giessen aus Bad Münstereifel und auch Hans Becker aus Maria Laach. Die haben hier die Millionen auf dem Tisch rumgeschoben wie unsereiner die Bierfilze.« Tina Colin strahlte mich an, sie war stolz, sie hatte sich in eine Marktlücke manövriert, sie hatte diese Lücke erfunden. Und ganz ohne Zweifel, dachte ich, ist das eine bravouröse Leistung.
    »Das ist ja irre«, lobte ich. »Das heißt ja, dass Sie und Natalie mit geradezu gefährlichem Wissen herumgelaufen sind.«
    »Das kann man so sagen. Auch die Folgegeschäfte in Sachen Müll sind hier besprochen worden. Aber wir sagen natürlich immer, dass wir nichts von den Gesprächen mitkriegen und dass wir sowieso kein Wort von dem erzählen, was in diesen Mauern vor sich geht. Mein Ehrenkodex ist in der Beziehung aus Gusseisen: Kein Wort raus!« Dann schien ihr die veränderte Situation bewusst zu werden und sie schloss kläglich: »Das alles war einmal. Glauben Sie wirklich, sie hat nicht gelitten?«
    »Bestimmt nicht.«
    Ich wollte aus diesem Haus heraus, ich konnte diese Atmosphäre aus Selbstgefälligkeit und Mutter-Tochter-Träumen nicht mehr ertragen. Trotzdem fragte ich: »Halten Sie es für möglich, dass Sven Natalie umgebracht hat?«
    Sie wurde blass. »Nein«, sagte sie tapfer. »Das ist undenkbar. Jeder, aber nicht Sven.«
    »Gab es denn sonst noch Männer, die verrückt nach Natalie waren?«
    Tina Colin presste die Lippen aufeinander, so dass sie nur noch Striche waren. »Wenn jemand so schön und so klug ist wie Natalie, ist das nicht vermeidbar. Ja, so was gab es. Aber da ist kein Irrer drunter, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Sind Ihnen denn alle heftigen Verehrer bekannt...?«
    Sie erschrak, aber den Bruchteil einer Sekunde später war ihr Gesicht wieder nichts sagend.
    Ich

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