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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Wände zierten. Ausnahmslos Fotografien von Natalie in jedem Lebensalter.
    »Da bleiben einem nur diese blöden Bilder«, sagte Tina Colin hinter meinem Rücken und stellte ein Tablett auf einen niedrigen Couchtisch. Sie goss uns ein. »Ich würde Sie bitten ... Sie haben sie gesehen. Da, in dem Wald, bei ... ich weiß den Ort nicht mehr.«
    »Mannebach.«
    »Richtig, Mannebach. Natalie ist nie in Mannebach gewesen, sie hat den Ort nie erwähnt. Das wüsste ich. Wie ... wie ...«
    »Sie hat friedlich ausgesehen, Frau Colin. Sehr friedlich. Sie hatte kein Entsetzen in ihrem Gesicht. Sie war unbekleidet, nun gut. Aber sie schien ... unversehrt. Er ist ihr nicht zu nahe getreten.« Mein Gott, was redest du da für einen Blödsinn, Baumeister? »Sagen Sie, war sie mit Sven Hardbeck befreundet?«
    »Aber ja. Schon lange. Sie waren ... sie waren ein so entzückendes Paar. Sogar sein Vater sagte mal zu mir, er sei stolz darauf, so eine wunderschöne Schwiegertochter zu bekommen.« Ihr Gesicht wirkte jetzt sehr hart und ihre Stimme klang plötzlich gekünstelt. »Man tut alles für die Brut. Und dann das!«
    »Darf ich eine Pfeife rauchen?«
    »Wie bitte? O ja, selbstverständlich. Ich mag Männer, die Pfeife rauchen. Ich rauche nur Zigaretten. Wenn sie ... wenn sie nackt dort gelegen hat, war sie irgendwie ... irgendwie schmutzig, voll Dreck?«
    »Nein, nein«, antwortete ich schnell. »Sie war sauber ... und schön. Sagen Sie, sie hat doch ein Schmuckstück im Bauchnabel getragen. Was, bitte, war das genau?«
    »Das war ein Brillant, ein Zweikaräter. Sven hatte ihr den geschenkt. Was ist damit?«
    »Nun, möglicherweise hat der Täter den gestohlen. Würden Sie mir erzählen, was Ihre Tochter für Kleidung trug?«
    »Sicher. Ganz normale Jeans, weiß. Dann Turnschuhe von Nike, sie trug nur Nike, die waren blau. Ohne Söckchen. Ein Top, ein weißes Top. Von der Unterwäsche weiß ich nichts, aber ich denke einen normalen Slip und einen BH. Wie ist das mit Sven gewesen, ich meine ...«
    »Er ist von der Straße abgekommen, so etwas passiert. Die Autos sind zu schnell und nicht mehr beherrschbar. Wann hat Ihre Tochter denn vorgestern das Haus verlassen?«
    »So gegen elf Uhr, glaube ich.«
    »Hat sie gesagt, was sie vorhatte? Oder ist sie im Laufe des Tages zurückgekehrt und dann erneut weggegangen?«
    Wieder das harte Gesicht, wieder diese gekünstelte Sprache: »Sie ging nie, ohne mir zu sagen, wohin. Und wenn sie unterwegs war und irgendwo Halt machte, rief sie mich an. Ich sollte immer wissen, wo sie war. Wir ... wir hatten ein sehr enges Verhältnis. Sie wollte bei Sven vorbeischauen. Und dann wollten sie nach Trier oder Wittlich, Schuhe kaufen. Nein, zurückgekehrt ist sie nicht. Gegen elf Uhr morgens habe ich sie zum letzten Mal gesehen.«
    »Hat sie noch mal angerufen?«
    »Nein, aber ich nahm an, sie wäre mit Sven zusammen. Sie waren immer zusammen.«
    Ich starrte auf einen gusseisernen Zeitschriftenständer. Es waren ausschließlich Modejournale und Lifestyle-Magazine darin, eine Ansammlung von Hochglanz. »Sind Sie denn nicht unruhig geworden?«
    Plötzlich fiel mir auf, was ich in diesem Raum vermisste. Es gab kein einziges Buch.
    »Das haben mich die Kriminalbeamten auch gefragt. Nein, war ich nicht. Wenn sie zu Sven fuhr, konnte es sein, dass sie mit ihm hierher kam oder aber bei Sven in dessen Elternhaus schlief. Ich wollte nun wirklich nicht die böse Mutter spielen, die alles kontrolliert. Ich stamme aus einem viel zu guten Stall, um mir so etwas einfallen zu lassen.«
    ›Brut‹ und ›guter Stall‹ hatte sie gesagt. »Hofften Sie, dass die beiden heirateten?«
    »Ja«, nickte sie. »Als Mutter von Natalie hätte ich mir nichts Besseres für sie vorstellen können.« Sie lächelte, als bäte sie um Vergebung. »Mütter sind so, Herr Baumeister, alle Mütter dieser Welt. Und es war ja mehr als Hoffnung, es war ja schon Wissen, es war eine beschlossene Sache.«
    »Aber Sven wollte doch nach Südamerika, in einem Hilfsprojekt mitarbeiten. Wollte Natalie ihn begleiten?«
    »Wir haben darüber nachgedacht, also Vater Hardbeck und ich. Wir sind aber dann zu der Überzeugung gekommen, dass das für ein so zartes Mädchen einfach zu viel sein würde. Nein, sie sollte nicht mit Sven gehen. Sie wollte eigentlich nach Kuba, um dort im Tourismus zu arbeiten. Tourismus war ihre Leidenschaft.«
    »Wenn ich Sie richtig verstehe, dann war Natalie also vorgestern bei Sven und verbrachte den Tag mit ihm, vielleicht auch

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