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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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stellte er fest. »Oder nein, so war es wohl nicht. Ihre Mutter verkaufte sie.«
    »Was ist aus Ihrer Heiligen geworden?«, fragte Emma in die Stille.
    »Sie ist tot«, antwortete er schlicht. »Und das war dann irgendwie logisch, oder? Es musste etwas passieren, das konnte doch nicht so weitergehen, irgendwann musste es mal knallen. Jedenfalls glauben wir das.«
    »Können Sie diese Mutter verstehen?«
    Er überlegte nicht. »Nein.«
    »Wie sind die Lehrer eigentlich mit ihr umgegangen?«, fragte Emma.
    »Also, die Männer waren hin und weg von ihr. Die Frauen, na ja, die meisten mochten sie nicht, sie war einfach zu mächtig. Die Männer machten ihre Scherze mit Natalie und mühten sich um sie.« Er lächelte. »Da war wohl kaum ein Unterschied zwischen uns und unseren Lehrern. Sie mochten sie alle.«
    »Und wie reagierte Natalie darauf?«, fragte Vera.
    »Na ja, gutmütig, so nach dem Motto: Komm her, Junge, ich zeig dir was! Die Männer mochten sie ausnahmslos. Fiedler, unser Klassenlehrer, sagte immer: ›Du verkörperst die Sünde, junge Frau!‹ Und wir lachten. Natalie antwortete dann: ›Es ist die Sünde, die jeder von euch jeden Tag begeht^« Theis lächelte wieder in der Erinnerung. »Sie gewann, sie gewann immer.«
    »Hatte sie zuletzt etwas Nuttenartiges an sich?«, fragte Vera brutal.
    »Eindeutig. Das war es auch, was wir nicht fassen konnten. Wir kauften uns ein Fernglas. Das heißt, erst kauften wir eins, später hatte jeder eins.«
    Vor der Tür fiepste Cisco leise. Ich öffnete ihm und er sprang zwischen mir und Vera auf das Sofa, legte sich hin, streckte den Kopf weit vor und sah uns an.
    »Würden Sie das bitte erklären?«, sagte Rodenstock.
    Veras Hand neben mir kraulte Cisco. Ich griff nach der Hand und spürte, wie Vera den Atem anhielt.
    »Na ja, sie gab keine Antworten mehr. Wir konnten sie fragen, so viel wir wollten. Wir wollten wissen, was da in diesem Forsthaus ablief. Und sie erwiderte kalt wie eine Hundeschnauze, das ginge uns überhaupt nichts an. Und wir dachten: Das geht uns wohl was an! Da kam einer von uns auf die Idee, das Forsthaus zu beobachten. Das haben wir dann gemacht, von hinten. Und weil nur wenig zu erkennen war, haben wir uns ein Fernglas gekauft. Zusammen.« Er grinste jungenhaft.
    Emma lachte. »Was gab es da zu sehen?«
    »Na ja, es ging zu wie in einem Club. Die Mutter rannte um die Männer rum, die trug immer lange Kleider. Und Natalie trug nur Miniröcke, sehr aufreizend. Und manchmal ... und manchmal trug sie kein Höschen.«
    »Was noch?«, fragte ich beharrlich.
    »Manchmal fuhren alle Männer bis auf einen. Der ging dann in einen der Räume nach oben. Und nach einer Weile kam Natalie und zog sich aus und ... na ja, sie bediente ihn.« Er stockte. »Das war ein Puff mit einer Nutte.«
    »Wie oft haben Sie das beobachtet?«
    »Wochenlang. Dann hörten wir damit auf, es ... es machte uns irgendwie verrückt.«
    »Und sie hat es nicht gemerkt?«, fragte Vera nervös.
    »Doch«, nickte er.
    »Wie hat sie denn reagiert?«, wollte Rodenstock wissen.
    »Wir hatten erwartet, sie beschimpft uns, nennt uns Spanner oder so was. Aber sie sagte nur: ›So ist das Leben!‹«
    »Und das klang traurig, nicht wahr?«, meinte Emma.
    Er war überrascht. »Ja, genau. Sehr traurig.«
    »Sie haben also gesehen, dass sie zu jemandem ins Bett stieg. Wissen Sie genau, zu wem?«
    »Aber sicher!«, sagte er. »Wir wollten gründlich sein, wir haben die alle identifiziert.« Er schnaufte. »Das war viel Arbeit. Am schlimmsten war der aus Koblenz. Dr. Lothar Grimm, Rechtsanwalt. Ein Schwein, oh, solch ein Schwein!« Es überwältigte ihn, er machte eine Pause. »Eine geile, rücksichtslose Sau. Einmal war er der Letzte, wollte aber nicht da schlafen. Jedenfalls blieb er unten in diesem riesigen Wohnzimmer. Er rief nach Natalie, hören konnten wir zwar nichts, aber es war irgendwie klar. Er saß nackt an dem Esstisch. Und sie musste niederknien ...«
    »Aufhören!«, befahl Emma scharf. »Dazu müssen Sie sich nicht zwingen, mein Sohn!«
    Ich hatte plötzlich einen furchtbaren Verdacht: »Sie haben Fotos gemacht, nicht wahr?«
    Rodenstock ruckte nach vorn, Emma setzte sich aufrecht, Vera ließ meine Hand los, der Hund wurde aufmerksam.
    Theis nickte. »Wir haben fotografiert. Wir haben zusammengelegt und eine schwere Nikon mit einem achthunderter Rohr gekauft, uns Filme besorgt, die auf Restlicht ansprechen. Wir haben...«
    »O Gott!«, hauchte Emma. »Jetzt einmal langsam. Sie haben

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