Eifel-Müll
dir auf die Schliche kommen.«
»Ja, ja«, murmelte er. »Andre Kleimann aus Euskirchen, ihr wisst schon. Er rief an und sagte, er hätte einen Bekannten mit Schwierigkeiten. Zwölf Fässer, keine Ahnung, was drin ist. Bietet zwanzigtausend. Ich wusste: Da ist Scheiße drin! Ich sagte, okay, ich mache das. Aber ich will das Geld vorher. Da kam er mit seinem Porsche und brachte es. Ich holte dann die Fässer.«
»Von wo?«, fragte Vera hastig.
»Poll, Köln-Poll.«
»Wie heißt der Betrieb?«
»Kein Betrieb. Ein Architekt. Baut eine kleine Siedlung.«
»Wie bitte?«, fragte Vera giftig. »Und da liegen zufällig zwölf Fässer mit tödlichem Inhalt auf der Baustelle? Mensch, willst du mich verarschen?«
»Du hast keine Ahnung von Müll«, entgegnete Bronski sanft, aber bestimmt, »du hast wirklich keine Ahnung.«
»Egal«, beschwichtigte ich. Die beiden waren Kampfhähne, sie misstrauten sich. »Das Zeug stammt von den ROW in Köln, das wissen wir schon. Du sollst den Tag schildern. Du holst also die zwölf Fässer.«
»Ich hole die zwölf Fässer. Dann zurück nach Hürth. Ich musste warten, weil du das nur nachts machen kannst. Ich rufe Natalie an. Ich denke, es wäre gut, sie zu sehen ...«
»Und sie zu vögeln!«, unterbrach Vera wieder giftig.
»Hör auf jetzt«, ich wurde zornig. »Du musst dich daran gewöhnen, dass sie sich mochten und miteinander ins Bett gingen. Was du dir selbst zubilligst, musst du auch anderen gönnen.«
»Tut mir Leid, entschuldige«, sagte sie leise.
»Schon gut«, nickte Bronski. »Ich rufe also an und ich erwische sie im Auto. Natalie sagt: ›Ich bin auf dem Weg zu Hans Becker. Ich muss was mit ihm bereden. ‹«
»Hat sie gesagt, was? Hat sie irgendeine Andeutung gemacht?«, fragte ich nach.
»Nein, hat sie nicht. Ich denke, irgendetwas Normales.«
»Was ist normal?«, fragte Vera.
»Na ja, vielleicht einen Termin im Forsthaus. Vielleicht wollte er sie sprechen, nicht sie ihn. Was weiß ich. Also, das muss so gegen achtzehn oder neunzehn Uhr gewesen sein. ›Klar‹, sagt sie, ›okay. Wann kommst du?‹ Und ich sage: ›So um Mitternacht an der Hütte. ‹ ›Gut‹, sagt sie. Das war alles.«
»Wann bist du mit den Fässern gestartet?«
»So um zehn, denke ich. Ein bisschen hell war es schon noch. Ja, so um zehn. Ich habe mich nicht beeilt.«
»Wie lange bist du gefahren?«, fragte Vera.
»So eine Stunde fünfundvierzig. Ich war um Viertel vor Mitternacht da.«
»Ganz langsam jetzt«, sagte ich. »Was passierte dann?«
»Nichts. Alles war normal. Ich habe auf der Straße nach Mannebach die Scheinwerfer ausgemacht. Das mache ich immer ...«
»Wie oft hast du denn da was im Wald abgeladen?«, fragte Vera.
»Noch nie. Aber ich habe keinen PKW. Wenn ich kam, um Natalie zu treffen, nahm ich immer den Truck. Ich mache Scheinwerfer aus und rolle den Waldweg entlang bis runter zur Jagdhütte. Dort ist ein großer Platz, dort kann ich wenden. Diesmal habe ich Halt gemacht am Waldrand und die Fässer abgeladen. Ging schnell, nicht viel Lärm. Dann bin ich weitergerollt bis zur Hütte, bin in die Hütte, habe eine Kerze angemacht und ins Fenster gestellt. War ein Zeichen zwischen uns. Aber sie kam nicht. Ich habe ein, zwei Schnäpse getrunken, ein Bier noch, dann bin ich wieder losgefahren. Habe nichts dabei gedacht. Sie kam nicht, also hatte sie keine Zeit oder so. Habe ich ihre Handynummer angerufen. Aber das war nicht eingeschaltet.«
»Augenblick, Ladi«, sagte ich. »Als du die Fässer abgeladen hast, hast du da vorher in den Wald geguckt?«
»Aber ja. Mit einer Taschenlampe. Da war nur dieser Haufen von Möbeln, rote Bezüge.«
»Und keine Natalie?«
»Keine Natalie!«, sagte er.
»Und als du von der Jagdhütte wieder hochgefahren bist zur Landstraße, hast du nicht angehalten?«
»Nein. Wozu?«
»Du bist nach Köln zurückgefahren?«, fragte Vera.
»Ja. Direkt zurück. Meinst du, sie lag da schon, als ich heimfuhr?«
»Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Vielleicht. Auf jeden Fall bist du verdammt nah an dem Mörder dran gewesen.«
»Wenn er es nicht doch selbst war«, sagte Vera verbissen.
»Warum denn?«, fragte der Pole aufgebracht.
»Ich kenne dein Motiv nicht«, erwiderte sie wegwerfend.
Eine Weile herrschte Schweigen.
»Sieh mal, Frau«, murmelte Bronski, »wir haben sogar überlegt, ob Natalie nicht mit mir kommt. Ein, zwei Jahre in Warschau. Anschaffen. Sie wäre reich geworden, nur erstklassige teure Kunden. Warum sollte ich sie töten?
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