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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Das ist doch verrückt.«
    »Die ganze Geschichte ist verrückt«, schnappte Vera.
    »Was, verdammt noch mal, macht dich so zornig?«, erregte ich mich.
    »Ich bin gar nicht zornig. Ich glaube, ich bin nur traurig.«
    »Dann mach hier nicht ständig den Ladi an! Er berichtet uns alles, so gut er kann. Dazu ist er nicht verpflichtet.«
    »Ich ... es tut mir Leid.«
    »Wie bist du eigentlich darauf gekommen, die Fässer an der Stelle abzuladen?«
    »Hardbeck hat mal erzählt, da sei eine alte Müllkippe. Und ist ja auch praktisch. Die Fässer rollen runter und sind einfach weg.«
    »Warum bist du eigentlich hier?«
    »Weil ich den Mörder suchen muss.« Er sah mich an, er wollte etwas hinzusetzen, aber ich hatte ihn schon verstanden und nickte.
    »Erklär mir das«, bat Vera etwas schüchtern.
    »Ist einfach«, sagte er. »Guck mal, da wird in der Eifel ein schönes Mädchen umgebracht. Der Mörder wird gesucht. Sie finden mich, den Polen. Ich hätte es tun können. Zeit und Ort: alles stimmt, alles stimmt irgendwie perfekt. Es war kein Eifler, natürlich nicht, es war der Pole, natürlich! Wenn ich den Mörder nicht finde, muss ich damit rechnen, dass sie mich holen. Immer wieder.«
    »Wo sind dein Bruder und deine Freunde?«
    »Oben, im Wald, einen Kilometer von hier. Sie schlafen im Truck. Sie wollen mir helfen.«
    »Wen verdächtigst du?«, fragte ich.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er und er wirkte sehr überzeugend. »Natalie konnte Männer verrückt machen. Aber du siehst nicht, wer verrückt ist. Verstehst du?«
    »Und zu wem willst du nun gehen?«
    »Ich gehe zuerst zu Tina Colin. Sie wird mir sagen, wer es gewesen sein könnte. Sie weiß am besten über alles Bescheid, was mit Natalie passiert ist. Dann gehe ich zu diesem Lehrer, der im Fernsehen war und in den Zeitungen. Der die Klasse geführt hat, in der Natalie und Sven waren.«
    »Ach so, ja, Sven. Was glaubst du? War es ein Unfall?«, fragte ich.
    »Es war kein Unfall. Keine Bremsspur, verstehst du? Sicher, er war nicht allein im Auto. Aber ich glaube, das war ihm in der Nacht vollkommen egal.«
    »Haben die sich gesehen an diesem Tag?«
    »Nein. Das hätte Natalie mir gesagt. Vielleicht war sie auf dem Weg zu Becker. Und irgendwas ist dazwischengekommen. Wir werden sehen. Sehen wir uns? Seid ihr hier, wenn ich Fragen habe?«
    »Schreib dir meine Handynummer auf.« Ich diktierte sie ihm. »Und sei vorsichtig, Bronski. Es täte mir Leid, wenn wir dich beerdigen müssten. Wir kümmern uns jetzt um Hans Becker.«
    Er reichte uns die Hand und ging. Der Pole schritt die Dorfstraße hinauf, langsam und bedächtig. Er wirkte sehr einsam.
    »Warum hat Becker uns nicht gesagt, dass sie vor ihrem Tod bei ihm war? Wir müssen Kischkewitz davon erzählen.«
    »Wer liefert sich schon gern selbst ans Messer?«, lächelte Vera. »Schau mal, es ist hell und der Himmel ist blau.«
    »Das wurde auch Zeit«, sagte ich. »Auf nichts ist mehr Verlass, nicht mal mehr aufs Wetter.«

NEUNTES KAPITEL
    Wir wurden wach, als Emma und Rodenstock eintrudelten und offensichtlich fidel und guter Dinge waren. Sie lachten lauthals über irgendetwas.
    »Nichts ist schlimmer als gut gelaunte Leute«, knurrte Vera neben mir.
    »Es ist fast drei Uhr nachmittags«, bemerkte ich. »Die werden denken, wir feiern eine Orgie.«
    »Dann lass sie doch. Dann sind sie wenigstens neidisch.«
    Ich besiegte den Schweinehund in mir und wälzte mich vom Lotterbett. Ich taumelte über den Flur ins Badezimmer und Rodenstock mutmaßte in seiner eklig arroganten Art: »Na, sieh mal einer an, der Baumeister bei der Völkerwanderung.« Dann etwas versöhnlicher: »Soll ich vielleicht einen Kaffee machen?«
    Emma schrie aus dem Wohnzimmer im höchsten Diskant: »Hier ist der Fernseher zertrümmert worden!«
    »Bronski hat ihn auf dem Gewissen, Vera hat ihn abgeschossen.«
    »Wen? Etwa Bronski?«
    »Nein, den Fernseher«, muffelte ich. »Du könntest tatsächlich mit einem Kaffee einen Orden gewinnen.«
    »Kann mir jemand sagen, was hier passiert ist?«, flötete Emma.
    Ich machte die Badezimmertür hinter mir zu und nach einigen Versuchen mit kaltem Wasser erkannte ich mich im Spiegel wieder und begann sofort heroisch, mich zu rasieren. An der Kinnpartie schnitt ich mich ungefähr sechsmal und sah aus wie jemand, der gegen einen Schneepflug gelaufen ist. Ich mochte mich nicht, der Tag ließ sich nicht gut an.
    Vera kam hereingeschossen und aus mir unerfindlichen Gründen auch Cisco. Vera setzte sich auf den

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