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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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fragte er säuerlich.
    »Ich sammle mal wieder lose Fäden ein«, erklärte ich. »Kannst du dich noch erinnern, welches Alibi Adrian Schminck für den Mordtag hatte?«
    »Ja. Er war tagsüber im Büro, gegen Abend in einer Kneipe in Mayen, dann zu Hause.«
    »Möglicherweise ist das alles falsch«, sagte ich. »Ich fahre jetzt zu ihm nach Boos. Oder ist er inzwischen in die Südsee geflogen, wie anständige Erben das so tun?«
    »Meines Wissens darf er nicht weg«, sagte Rodenstock knapp. »Ich komme auch dorthin.«
    Ich ließ Tina Colin auf dem Bett liegen und ging.
    Es hatte wieder zu regnen begonnen und die Leute fragten sich, wann es denn endlich Sommer werden würde. Und sie liebäugelten mit der Idee, einen Last-Minute-Flug zu buchen, um so dem Eifelelend zu entfleuchen.
    Natalie, was immer mit dir geschehen ist, ich werde es herausfinden. Nutzen wird es dir nicht mehr. Möglicherweise hockst du auf Wolke sieben und lachst dich kaputt über unsere menschlichen Bemühungen. Möglicherweise hockst du beim Teufel vor dem Rost, flachst mit ihm herum und machst dich lustig über diese blöden Menschlein, die deinen Tod untersuchen wollen und damit nicht zurande kommen.
    Der Kreisverkehr in Kradenbach hinter Rengen war immer noch nicht fertig, es gab einen kurzen Stau. Vor mir stand ein lohgelber Truck, dessen Fahrer bei weit offenen Fenstern Queen dröhnen ließ: We are ihe Champions. Queen macht sich bei Regen immer gut, besonders wenn es in der Ferne blitzt und leiser Donner rollt.
    Es ging zügig weiter. In Boos hatte ich nicht viel zu fragen, da in der letzten steilen Rechtskurve neben der Kneipe ein Schild stand, das die Richtung wies: SCHMINCK. Ich nahm die schmale Straße nach links, ließ die Häuser hinter mir und hatte den Schminck'schen Bau vor mir, der etwas arrogant über dem Dorf schwebte, als habe er für die menschlichen Niederungen nur Verachtung übrig.
    Die Baukörper waren allesamt eingeschossig und wie Bauklötze aneinander gestellt. Rodenstock, Emma und Vera waren bereits angekommen und ich fragte mich, ob es taktisch richtig war, gleich zu viert zu erscheinen. Sie stiegen aus und kamen zu mir herüber.
    »Er ist da«, sagte Rodenstock. »Und erwartet uns. Müssen wir noch etwas wissen, bevor wir reingehen?«
    Ich informierte sie, weshalb ich mit Schminck reden wollte, dann schellten wir.
    Schminck trug ein rot kariertes Holzfällerhemd zu blauen Jeans und hellbraune Wildlederslipper ohne Strümpfe. Er war ein großer Kerl, an die zwei Meter, und sah freundlich auf uns herab. Er wirkte gepflegt und der erste Eindruck war der eines herzlichen Menschen und nicht der eines halb garen Erben, was immer ich mir darunter vorgestellt hatte. Mit breitem Lächeln sagte er: »Herzlich willkommen!«, trat einen Schritt zur Seite und ließ uns vorbeigehen. Dann schloss er die Tür und murmelte: »Wir gehen ins Wohnzimmer, da ist es gemütlich.«
    Das Wohnzimmer lag nach hinten hinaus, wir sahen auf einen Waldrand, der nur fünfzig Meter entfernt war, dazwischen befand sich eine Streuobstwiese. Im Kamin brannte ein Feuer und verbreitete Behaglichkeit. Der Raum war nicht sonderlich aufwendig ausgestattet, nur spärlich möbliert und wirkte hoffnungslos spießbürgerlich wegen einer schier verwirrenden Fülle von Grünpflanzen.
    Es war unvorstellbar, dass dieser Mann gerade ein Aktienpaket im Wert von zig Millionen verkauft hatte. Ich mahnte mich zur Vorsicht, ich hatte Erfahrung mit meinen Eiflern. Kann sein, dass du einem abgerissenen und unrasierten Penner gegenübersitzt, der dein ganzes Mitleid hat. Du überlegst, ob du ihm einen Zwanziger spendieren sollst. Und plötzlich zückt der das Scheckbuch.
    Ich stellte uns vor und sagte: »Ich fürchte, Sie haben von diesem Fall langsam die Nase voll. Wissen Sie eigentlich noch, wie viele Interviews Sie gegeben haben?«
    »Ich hab's gezählt«, grinste er. »Seit ich aus der U-Haft raus bin, waren es vierzehn.«
    »Fühlten Sie sich gerecht behandelt?«
    »Nicht die Spur. Ich hatte den Eindruck, dass die alle nach etwas fragten und sich die Antworten schon vorher ausgedacht hatten.« Sein Augen waren eisgrau und sein Gesicht unter dem dichten dunkelbraunen Haar fröhlich. »Aber jetzt bin ich aus dem Schneider, ich bin unschuldig und ich haue erst einmal für Monate ab in die Sonne. Ich habe meine Leute schon nach Hause geschickt.«
    »Wohin soll es gehen?«, fragte Emma freundlich.
    »Erst mal in die Karibik, später vielleicht in die Südsee. Es kommt drauf

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