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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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weiter. Darin war sie einsame Klasse.«
    »Wollten Sie dort als Paar auftreten?«
    »O nein. Als Paar waren wir nicht so gut, aber Partner konnten wir für den Anfang gut sein.«
    »Wann verließ Natalie dieses Haus?«
    »Das muss nach 17 Uhr gewesen sein, denn ich erinnere mich, dass ich noch zwei wichtige Telefonate erledigte, ehe ich nach Mayen in die Kneipe fuhr.«
    »Und sie ist hinterher nicht mehr zurückgekehrt?«, fragte Rodenstock.
    »Nein«, sagte Schminck. »Was hat denn Hans Becker gesagt, wann sie bei ihm aufgetaucht ist?«
    »Das wissen wir noch nicht«, antwortete Emma in schöner Offenheit. »Wie kann Natalie heimlich eine Reise nach Amerika planen, ihre Sachen packen, Taschen und Koffer voll stopfen, bei ihrer mehr als neugierigen Mutter? Da stimmt doch etwas nicht.«
    »Es sollte eine Zahnbürstenreise werden. Sie wollte nichts mitnehmen, außer einer Zahnbürste. Ja, und natürlich ihr Geld.«
    »Ihr Geld?«, hakte Emma schnell nach.
    »Ihr Geld.« Er stand auf und verließ den Raum. Als er wiederkehrte, trug er eine mittelgroße meerblaue Segeltuchtasche der billigsten Art. Er stellte sie auf den Tisch und erklärte belustigt: »Das ist Natalies Sparkasse. Es sind sechshundertzwanzigtausend Mark drin. Sie war ganz schön raffgierig und genau wie ihre Mutter stand sie auf Bares!«
    »Das glaubt Kischkewitz uns nie«, stöhnte Vera. »Er wird denken, wir sind übergeschnappt.«
    »Herr Schminck, konzentrieren Sie sich bitte. Hat sie erwähnt, dass sie irgendjemandem von dieser Flucht nach Amerika erzählt hat? Wer war eingeweiht?«
    »Sie hat nur diesen Studienrat gefragt, was er von so einem Plan halten würde. Und der riet, sie solle das lassen, so was gehe immer schief. Aber sie hat ihm nicht gesagt, dass der Plan schon beschlossen war und sie jetzt fliegen wollte. Sonst weiß ich niemanden. Das Ticket habe ich von hier aus online gebucht, das war also absolut anonym.«
    »Warum hat Natalie Bronski davon nichts erzählt?«, fragte ich verwirrt. »Er war ein Freund, ein Vertrauter. Als sie hier aufbrach, hat sie da gesagt, dass sie zu Hans Becker wollte?«
    »Ja, er schuldete ihr noch Geld. Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen. Scheiße, Mensch.« Schminck war ehrlich bekümmert.
    Rodenstock stand an einem großen Blumenfenster und telefonierte, Emmas Gesicht war voller Ratlosigkeit, Vera starrte auf ihre Schuhe hinunter.
    »Wollen Sie das Geld nach Wittlich zur Mordkommission bringen oder sollen wir das mitnehmen?«, fragte ich.
    »Nehmen Sie es mit«, sagte er. »Was glauben Sie, wer sie ermordet hat?«
    »Dieselbe Frage wollte ich Ihnen stellen. Haben Sie eine Vorstellung?«
    »Nein«, murmelte er. »Ich überlege die ganze Zeit, ob sie über einen Menschen mal etwas Auffälliges erzählt hat. Aber mir fällt niemand ein.«
    »Hat sie erwähnt, dass einer ihrer Mitschüler sie verfolgt hat, sie unbedingt haben wollte, oder einer ihrer Lehrer vielleicht?«
    »Ja, sie hat so Dönekes erzählt, wenn sie gut drauf war. Dass ihr ein Lehrer zum Beispiel Gedichte geschickt hat und ...«
    »Hieß der Florian Lampert?«, unterbrach ich.
    »Das weiß ich nicht mehr. Sie hat zwar einen Namen genannt, aber ich erinnere mich nicht mehr an ihn.«
    »Schminck, tun Sie uns noch einen Gefallen: Konzentrieren Sie sich auf dieses letzte Treffen hier. War irgendetwas nicht im Lot, wich irgendetwas von der Normalität ab? War sie besonders schlecht gelaunt, war sie besonders gut gelaunt? Hat sie sich auf den Amerika-Trip gefreut? Sind Sie sicher, dass sie auch Sven kein Wort gesagt hat? Als sie da oben aus dem Wald kam und hier zum Haus lief, war da was Außergewöhnliches? War sie aufgekratzt? Oder hatte sie Lampenfieber? Hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie sich heimlich von der Mutter abseilen würde? Irgendetwas. Das Beste ist, Sie schließen die Augen und lassen die Szene noch mal Revue passieren: Sie kommt da oben aus dem Wald und läuft über die Wiese zu Ihrem Haus ...«
    Er schloss tatächlich die Augen. »Da war nichts Besonderes. Doch, halt, sie sagte zur Begrüßung: ›Ich glaube, da hat mich jemand verfolgt! ‹ Und dann lachte ich und sagte: ›Wer soll das sein?‹ Und sie antwortete: ›Das weiß ich doch nicht. ‹ Wir haben dann nicht weiter darüber gesprochen. Sonst war nichts. Sie war cool, sie freute sich auf Los Angeles.«
    »Sie werden zur Mordkommission fahren und Ihre Aussage korrigieren?«
    »Ja«, nickte er. »Natürlich.«
    Rodenstock kam heran und machte ein verkniffenes

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