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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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sich prostituierte?«
    »Jeder, der das wollte, konnte das sehen. Aber Männer sind ja so dämlich. Die sehen das nicht. Sie fanden Natalie einfach süß und berauschend. Wissen Sie was?« Sie beugte sich zu mir herüber: »Die waren nichts als geil! Das waren sie, jawohl!« Sie kicherte wie ein Schulmädchen. »Wenn ich noch an Florian denke! Mein Gott, der war ja fast reif für die Klapsmühle damals!«
    »Wer ist Florian?«, fragte ich. »Ein Schüler?«
    »Nein, nein. Florian Lampert, ein junger Kollege meines Mannes. Der hat mal für vierzehn Tage die Klasse übernommen, als mein Mann zu einer Weiterbildung musste. Das ist so zwei Jahre her. Damals kam er eines Abends zu mir und sagte: ›Die Frau macht mich an. Und sie macht mich fertig! ‹ Sie können mir glauben, der war wirklich fertig. Zwei Tage später passierte Folgendes: Florian hat Pausenaufsicht und kommt mit Natalie ins Gespräch. Und sie sagt, sie hätte nichts dagegen, sich mal mit ihm zu treffen.
    ›Ja, wo denn?‹, fragt der Idiot ganz begeistert. ›Im Eissalon in Bad Bertrich, da kennt uns keiner‹, antwortet sie. Also fährt Florian abends nach Bad Bertrich. Natalie kommt nicht. Stattdessen erscheinen die vier Musketiere und bestellen schöne Grüße von Natalie. Sie habe es sich anders überlegt. Kennen Sie die vier Musketiere?«
    »Ja, Ihr Mann hat mich auf sie aufmerksam gemacht. Was ist nun mit Florian?«
    »Der musste die Schule wechseln, er ist jetzt in Wittlich. Ich sage Ihnen, Natalie ist wirklich ein Teufelsbraten gewesen.« Svenja Fiedler wurde deutlich ruhiger, bewegte sich nicht mehr so fahrig.
    »Wenn ich so Revue passieren lasse, wer am Gymnasium möglicherweise alles in diese Natalie verliebt gewesen sein kann, kommen ja ganze Kompanien zusammen«, überlegte ich.
    »O ja!«, stimmte sie begeistert zu, als habe ich eine Sensation entdeckt. »Das macht dieses Engelsgesicht, wissen Sie. Gott sei Dank war Florian klug genug, ihr wenigstens keine Liebesbriefe zu schreiben. Das haben andere getan, immer wieder. Und diese Verlogenheiten dabei, diese Verlogenheiten!«
    »Von welchen Verlogenheiten sprechen Sie?«, fragte ich und tat so, als sei ich nicht sonderlich daran interessiert.
    »Na, diese Verlogenheiten in dem Lehrerkollegium. Da wird immer so getan, als handle es sich bei dem männlichen Personal um gusseiserne Seelen, die nie etwas aus der Ruhe bringen kann. Dabei erwischt es jeden mal, denke ich. Und bei den Lehrerinnen kommt das ja auch vor, dass sie sich in einen siebzehnjährigen Schönling verknallen und ihm heimlich Briefe schreiben.«
    »Hat Natalie solche Briefe bekommen?«
    »Aber ja. Wussten Sie das nicht? Sie hat sie manchmal sogar vor der Klasse vorgelesen. Jedenfalls hat mein Mann das erzählt.«
    »Was waren das für Leute, die ihr schrieben?«
    »Leute ohne Namen, immer anonym. Schmutzige Anspielungen, manche deutlich. Mein Mann sagte: ›Das sind Schüler, aber auch Lehrer. ‹ Also ich war richtig froh, als Natalie vor Wochen zu meinem Mann kam, um ihn zu fragen, was er denn von dem Hollywood-Plan hält. Aber er hat abgeraten. Sie kennen ihn ja, immer so ironisch. Ist ja auch witzig: aus dem Landkreis Daun direkt nach Hollywood, als ob die drauf warten. Bei wichtigen Dingen fragte Natalie immer meinen Mann. Wahrscheinlich hat ihn ihr Tod auch deshalb so mitgenommen. Kann ich mir vorstellen.«
    »Sagen Sie, dieser Florian Lampert, wohnt der auch in Wittlich?«
    »Aber ja. Irgendwo im Zentrum, die Adresse steht im Telefonbuch. Der ist über ein halbes Jahr in Therapie gewesen wegen der Geschichte. Aber jetzt hat er es geschafft und ist verlobt mit einer Kollegin, einer ganz reizenden jungen Frau.«
    »Sie sind doch eine kluge Frau«, meinte ich, »was glauben Sie, aus welcher Ecke der Mörder kommt?«
    »Nach dem Lärm zu urteilen, den die Medien machen, muss der Mord ja mit diesen reichen Kaufleuten aus dem Forsthaus in Bongard zusammenhängen. Die Berichterstattung wird ja wohl auf der Höhe sein. Die brave Natalie-Maus hat diese Leute schlicht erpresst und sich gleichzeitig gegen ein großes Honorar in deren Bett gelegt. Motive über Motive. Ich habe gestern gelesen, dass sogar die Möglichkeit besteht, dass sie ermordet wurde, weil sie wusste, wer diese Giftfässer in die Eifel transportieren ließ.«
    »Aber Sie können auch nicht ausschließen, dass auch in der Schule Motive zu finden sind, oder?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber wenn da was wäre, hätte mein Mann schon längst Wind davon bekommen.

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