Eifel-Müll
akzeptabel, der Zeitplan kam mir entgegen. Und, was ich gern zugebe, ich war verknallt in Natalie.«
»Wollten Sie sie heiraten?«, fragte Emma.
Er sah sie erstaunt aus kugelrunden Augen an. »Meinen Sie das ernst?« Er war sehr erheitert, fuhr mit beiden Händen durch sein Haar und bedeckte dann sein Gesicht. »Das ist wirklich komisch. Sie dürfen nicht vergessen, dass ich in England zur Schule gegangen bin und ständig um den Planeten jette. Ich kenne diese Typen wie Natalie. Die sind überall gleich. Und wenn ich sage, ich war in sie verknallt, dann war das genau so, nicht mehr und nicht weniger. Ich hätte sie nie geheiratet, ich hätte nicht einmal im Traum daran gedacht. Letztlich sind diese Frauen schmückendes Beiwerk, leider selten mehr. Und die meisten von ihnen sind egoman. Sie sorgen sich ausschließlich um sich selbst. Du kannst dir den Alltag mit ihnen verschönern, du kannst mal mit ihnen verreisen, aber du darfst niemals eine Kreditkarte rumliegen lassen oder ihnen eine Kontonummer nennen. Das hat mir meine Mutter schon früh beigebracht, da war ich erst vierzehn.«
»Boing!«, hauchte Vera. »Sehe ich das richtig, dann war das zwischen Natalie und Ihnen von Beginn an eine eindeutige Sache?«
»Total«, nickte er. »Nur die alten Knacker waren der Überzeugung, sie würden Natalie einsetzen, um mir die Aktien abzuluchsen. Und hinterher waren sie der Meinung, ihre Taktik sei genial gewesen. Auf meinen Rat hin hat Natalie bei den Herren direkt kassiert, wir zwei haben uns totgelacht.«
Eine Weile war es still, jeder versuchte das Gehörte einzuordnen.
»Und trotzdem«, murmelte ich, »bleiben ein paar Fragen offen. Sie haben der Mordkommission etwas verschwiegen. Sie haben verschwiegen, dass Natalie am frühen Mittag hier bei Ihnen war.«
»War sie nicht. Fragen Sie meine Angestellten.«
Ich lächelte ihn freundlich an. »Ich kann gut verstehen, dass Sie ausgerechnet am Tag von Natalies Tod nicht mit ihr zusammengespannt sein möchten. Und ich gehe jede Wette ein, dass Sie tatsächlich in Mayen in der Kneipe waren. Aber mittags war Natalie hier. Sie kam nicht von der Straße unten im Dorf, sondern von da oben aus dem Wald, nicht wahr? Dort hatte sie ihren Mini abgestellt, dann lief sie über die Wiese zum Haus. Ihre Angestellten im ersten Haus konnten sie nicht sehen. Sie hatten wahrscheinlich Ihren Angestellten die Anweisung gegeben, nicht zu stören, keine Telefonate durchzustellen. Wann ist Natalie wieder gegangen? Und weshalb war sie eigentlich hier? Ihre Mutter sagte mir, sie wollte Geld eintreiben. Stimmt das?«
»Das zu beweisen wird nicht möglich sein.« Schminck grinste schmal. »Gut ausgedacht. Tatsache ist, dass an der Strecke, die von Brücktal nach Kirsbach und Nitz führt, ein gut ausgebauter Weg abzweigt, der bis hierher hinters Haus reicht. Das hat was von Verschwörung, das macht was her.« Sein Stimme war voller Spott.
»Mein lieber Schminck«, meinte Rodenstock fast zärtlich, »machen Sie sich nicht so viel Mühe. An den Reifen von Natalies Mini werden jede Menge Erdreste sein, die beweisen, dass sie da vorne im Wald geparkt hat. Wir sind der Meinung, dass Sie sie nicht umgebracht haben, wir würden allerdings gerne wissen, wann sie Sie verlassen hat. Als der Pole Ladislaw Bronski Natalie angerufen hat, war sie auf dem Weg zu Hans Becker in Maria Laach. Das war zwischen achtzehn und neunzehn Uhr.«
»Es wird nichts mit den Kumpels in der Südsee, wenn Sie schweigen«, fuhr Vera fort. »Na los, junger Mann, nicht so schüchtern.«
»Sie kam um eins hier an«, gab er endlich zu. »Wir hatten vorher telefoniert. Wir wollten reden, sie kam nicht, um zu kassieren, das hatte sie schon ein paar Tage vorher getan. Es ging um ihre Hollywood-Pläne, sie wollte die Eifel endgültig verlassen, hatte die Nase gestrichen voll. Vor allem war sie es leid, ständig in fremde Betten zu hüpfen, um den Reichtum ihrer Mutter zu mehren. Sie war es auch leid, als die Dauerverlobte von Sven Hardbeck zu gelten. Vor allem aber war sie ihre Mutter leid. Sie nannte sie eine verlogene Maulhure. Wir wollten Termine abstimmen, sie wollte zwei Tage später einen Direktflug nach Los Angeles nehmen, sie hatte gebucht, alles war okay.«
»Was für Termine denn?«, fragte ich.
»Ich wollte nachkommen. Wir hatten bereits eine kleine Wohnung für sie in West-Hollywood gefunden. Ich kenne dort einen Immobilienmann. Sie sollte mein Scout sein, sich umhören, in die Szene gehen, mit Leuten sprechen und so
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