Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
führte er die rechte Hand an den linken Oberarm, und es dauerte nicht lange, bis Blut zwischen seinen Fingern hindurchquoll.
    »Gehen wir«, sagte ich. Mir war so schlecht, daß ich fürchtete, mich übergeben zu müssen.
    »Nicht doch«, sagte Rodenstock heiser, als könne er noch etwas ändern.
    »Wir gehen«, beharrte ich.
    »Das ist korrekt«, nickte Manni. Er saß da mit großen, leeren Augen, hatte die Waffe quer vor dem Bauch, und im Grunde schienen wir ihn nicht mehr zu interessieren.
    Als ich mich bewegte, um aufzustehen, schwenkte er die Waffe automatisch auf mich.
    »Schon gut«, sagte ich hastig. »Rodenstock. Kannst du aufstehen?«
    »Na, sicher. Klar kann ich das.« Er stand auf, schwankte nicht.
    »Gut«, nickte ich. »Du kannst dich aufstützen.«
    »Muß ich nicht.«
    Ich schaute Manni an und konnte nicht widerstehen. »Du hast Scheiße gebaut, Mann. Du hast ausgerechnet den angeschossen, der dir helfen wollte.«
    »Nimm den Mann, und mach dich vom Acker«, rief er. »Ich will das allein erledigen! Raus mit euch. Und sagt Gottfried, er kann nichts dran ändern.«
    Zwei Schritte vor der Tür in den Vorraum legte Rodenstock seine linke Hand auf meine rechte Schulter. Er hatte ein weißes Gesicht, es war schmerzzerquält.
    Wir gingen durch den Vorraum und dann durch die Haustür. Die Sonne war schon sehr rot.
    »Kannst du noch?«
    »Geht schon«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Ist ja nur ein Streifschuß, oder so.«
    »Klar«, höhnte ich. »Machen wir jeden Tag vor dem Frühstück.«
    Wir erreichten den Wagen, und ich half ihm, sich zu setzen. Ich startete, und langsam rollten wir den Wirtschaftsweg hinunter. Ich hatte nur noch einen Gedanken: Alter Mann, laß ihn jetzt nicht schießen.
    Manni schoß nicht.
    Ich bremste ab und schaltete den Motor aus. »Gibt es hier einen Arzt?« fragte ich.
    Gottfried sah mich ruhig an. »Ich dachte mir schon so was. Dr. Weber ist hier.«
    Rechts von Rodenstock erschien ein Gesicht, die Tür wurde aufgemacht, und das Gesicht sagte: »Ruhig, ruhig.«
    »Nicht schlimm«, murmelte Rodenstock, aber er atmete heftig.
    »Gottfried, wir brauchen einen Krankenwagen.«
    »Schon dabei, Junge, schon dabei. Ich habe ja gesagt, das geht schief.« Der Polizist bellte etwas auf Eifeler Platt in das Handy.
    »Wir legen Sie auf das Grasstück da«, sagte der Arzt.
    Rodenstock hockte sich hin und plumpste dann auf den Hintern.
    »Die Jacke muß runter«, entschied Weber. »Das Hemd können wir zerschneiden.«
    Das dauerte etwas, weil Rodenstock sich nicht mehr gut bewegen konnte.
    Der Arzt schnitt den Ärmel des Hemdes mit einer Schere ab. »Ganz schöne Rinne«, sagte er. »Aber nichts am Knochen. Ich gebe Ihnen erst mal eine Spritze, damit Sie keine Schmerzen haben und ruhig sind.«
    Er kramte in seiner Tasche herum, fand zwei Ampullen und riß die Plastikverpackung von einer Einwegspritze. Er zog die Mittel auf: »Idealerweise brauchte ich Ihren Hintern.«
    Rodenstock grinste und drehte sich auf die Seite.
    »Jetzt macht es piks!« sagte der Arzt mit todernstem Gesicht.
    »Sowas in meinem Alter«, murmelte Rodenstock.
    Niemand antwortete, der Arzt legte Mull auf die Wunde. Gottfried kam und sagte: »Der Wagen wird gleich da sein. Erzähl mal, was los war. Wie ist er?«
    »Verrückt«, sagte ich. »Er ist wirklich verrückt. Er hat einfach geschossen. Wir haben nicht gedroht, wir haben nicht gebrüllt, wir haben einfach nur geredet. Dann hat er geschossen. Er ist nicht mal aufgestanden, er hat einfach geschossen.«
    Der Polizist starrte ins Leere. »Weißt du, er war soweit, daß er das Haus für diese Frau umbauen wollte. Er war im Geiste schon verheiratet. Und Kinder hatten sie auch schon. Er war ganz weg. Er sagte: Wenn es ein Junge wird, soll er Thomas heißen, und ein Mädchen kriegt den Namen Lena. Soweit war er. Ich hab gesagt: Junge, mach halblang. Aber er war weg, er war gar nicht mehr da.«
    »Er hat behauptet, Walter Sirl wäre hiergewesen.«
    »Kann sein. Weiß ich nicht.« Gottfrieds Gesicht war verschlossen.
    Der Krankenwagen rollte heran, Rodenstock wurde auf die Bahre gepackt, seine Stimme war schon sehr schwammig. »Sag Emma, sie kann mich gleich abholen«, sagte er.
    Jemand bemerkte, sie würden ihn nach Adenau bringen, was mich gar nicht interessierte, weil ich wütend auf ihn war.
    »Er hat wirklich Mut«, sagte Gottfried. »Ich denke, wenn diese Leute von der Mordkommission kommen, werden sie Manni einfach rausholen. Notfalls mit einem

Weitere Kostenlose Bücher